Vergebliche Anläufe
Die Drittklassigkeit begann für Holstein mit einer Talfahrt. Trainer Graf Emanuel von Sonden hatte mit Keeper Andreas Köpke zwar einen Ausnahmekönner in seinen Reihen, ansonsten boten die Kieler jedoch nur Mittelmaß. Im zweiten Jahr in der Amateuroberliga Nord hießen die Eckpfeiler André Bistram, Helmut Schweger und Michael Vuchelich. Mit Rang drei blieb man immerhin auf Tuchfühlung zu den Spitzenteams. Auch in seiner dritten Saison mit Coach von Soden wollte der Knoten nicht platzen, die Leistungsschwankungen ließen die KSV als Tabellensiebter ins Ziel laufen. Immerhin hatte man in Wlodek Zemojtel abermals einen starken Rückhalt zwischen den Pfosten.
1984 der frühe Rücktritt von Trainer von Soden, ansonsten waren außer dem jungen Felix Möller wenige Lichtblicke im Kieler Spiel auszumachen. Schlimmer geht immer, unter Coach Peter Siegel war die klamme KSV längst in das untere Tabellendrittel durchgereicht worden. Unvergessen jedoch, als André Bistram in 33 Partien 27 Treffer für die Störche erzielte und damit zum Torschützenkönig avancierte.
1986 schien mit Michael Lorkowski ein Heilsbringer gefunden, zumindest ein kleiner Aufwärtstrend durfte am Mühlenweg registriert werden. Carsten Nemitz hieß der neue Sturmführer, aber auch unter Lorko war der Zuschauerschnitt mit durchschnittlich 840 Fans im dritten Jahr nur dreistellig. In seiner zweiten Saison schaffte der kantige Lorkowski den 5. Rang in der Tabelle, der aggressive Offensivfußball mit Michael Streich, Ingo Meyer und Carsten Nemitz ließ endlich wieder aufhorchen. Aber schon in der nächsten Spielzeit regierte wieder das Chaos. Zunächst eine Abmahnung für den Trainer, dann die Ablösung für den Trainer, Zemojtel führte das Team als neuer Chef immerhin auf Rang vier. Gerd Schildt hieß danach sein Nachfolger auf der Trainerbank, aber im Sommer 1989 hatte sich der Schuldenstand längst auf 400.000 DM angehäuft, Holstein war nahezu handlungsunfähig. Immer sorgten die beiden Publikumslieblinge Thorsten Grümmer und Michael Heintz für positive Momente im Holstein-Ensemble.
Kurz darauf eroberte der Wirbelwind „Jenner“ Friske die Holstein-Herzen im Sturm. Im Tor musste mal wieder der inzwischen 40-jährigen Zemojtel aushelfen, das Aufstiegsziel wurde dabei mit Rang vier erneut verfehlt. Schildt ging nach zwei Jahren, sein Nachfolger Wolf-Waldemar Penning fiel durch große Worte und wenige Taten auf. In der Saison 91/92 versuchten sich mit Zemojtel, Cryns und Paetau somit vier Übungsleiter am Rand – alles ohne Erfolg. Erst der neue Kieler Weg mit Bernd Brexendorf in der Verantwortung wurde vielversprechender. Jacobsen, Hinrichsen, Mladenovic, Friske und Menzel hieß die sympathische Achse mit Akteuren aus der Region. Alleine Rainer Menzel erzielte in 119 Partien 45 Tore für die KSV. Nur ein Jahr später wurde an der Kieler Förde gezaubert: Mit Luiz Emerson und Ariel Zarate hatte man exotische Spielkultur verpflichtet, zudem gefielen die jungen Talente Oliver Held und Torben Hoffmann im KSV-Dress. Ein anderer Hoffnungsträger war Baulöwe Jonny Solterbeck, dessen Pläne groß und ehrgeizig anmuteten. Nun, Solterbeck ging wenig später Konkurs, und auch die Störche schafften mit den kampfstarken Hardt, Peters, Dolling und Rux nur einen Mittelfeldplatz. Statt wie im Vorjahr 1,8 Millionen DM wurde der Etat auf 600.000 gekürzt, doch erst Harry Witt und später auch Jens Martens konnten das Fiasko nicht verhindern. Keine Fans, kein Punkte – im Sommer 1996 stand für Holstein als Tabellenschlusslicht der Abstieg und damit der Gang in die vierte Liga fest.
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