Nico Carrera mit seinem Bruder Antonio Carrera | Fotos: USA National Team
Holstein Profi Nico Carrera ist zurück von seinem Trip mit der U22-Nationalmannschaft der USA. Für ihn war die Reise zu den Panamerikanischen Spielen in Chile eine wahnsinnig tolle Erfahrung. Uns hat er von der Zeit vor Ort und seinen persönlichen Erlebnissen und Gefühlen ausführlich erzählt.
Vom 20. Oktober bis 5. November fanden die Panamerikanischen Spiele in Santiago de Chile statt. Im Zentrum der Hauptstadt des Landes ging es für den amerikanischen Nachwuchs zunächst in der Gruppenphase gegen Brasilien. „Das Spiel hat mir persönlich sehr viel Spaß gemacht. Die Brasilianer haben eine überragende Qualität im Kader und so konnte man sich mit den Besten messen. Wir haben trotz der 0:1-Niederlage gezeigt, dass wir mithalten können. Es hat mir einfach ein gutes Gefühl gegeben“, berichtet Carrera über den Auftakt in die Veranstaltung.
Der Nachname Carrera stand zum Auftakt in der ersten Startelf sogar auf zwei Trikots: Neben Nico Carrera war auch sein Bruder Antonio Carrera (19), der als Torhüter beim FC Dallas aktiv ist, aufgelaufen. Über das Gefühl gemeinsam mit seinem Bruder auf dem Platz zu stehen, fand der Kieler emotionale Worte: „Es gibt kein besseres Gefühl. Wir haben uns auf dem Platz bei jeder Aktion unterstützt und füreinander gefreut. Dass wir das erste gemeinsame Pflichtspiel bei so einem großen Turnier absolvieren durften, war ein Geschenk.“
Die beiden folgenden Partien konnte die amerikanische U22-Nationalmannschaft dann für sich entscheiden, denn es gab sowohl gegen Honduras als auch gegen Kolumbien einen 2:1-Sieg. Und dass, obwohl die USA eher wenig Unterstützung von den Rängen bekamen, so Carrera: „Wenn wir als USA in Südamerika spielen, dann wissen wir, dass die meisten Fans im Stadion nicht für uns sind.“ Viel wichtiger war dem Innenverteidiger jedoch die Unterstützung seiner Familie: „Meine Mama, mein Papa, meine Geschwister und sogar meine Großeltern und Tanten und Onkel waren vor Ort, um mich und meinen Bruder zu unterstützen. Ich habe sie oft vom Spielfeldrand ‘USA, USA, USA!‘ rufen hören. Das bedeutet mir alles.“
Für den in Mexiko geborenen Carrera ist diese Unterstützung der amerikanischen Nationalflagge nämlich keine Selbstverständlichkeit: „Mein Teil der Familie war der erste, der überhaupt von unserer gesamten Familie aus Mexiko in die USA gegangen ist. Ich bin dort aufgewachsen und habe in den USA alle Möglichkeiten bekommen und bin dort zum Profi geworden. Dafür bin ich unfassbar dankbar und so entwickelt man eine Liebe für das ganze Land. Die hat sich mittlerweile auf meine Familie übertragen. Sogar mein Opa aus Mexiko trägt ein USA-Trikot.“
Mit den zwei Siegen in der Gruppenphase sicherte sich die U22 den Einzug ins Halbfinale, was unter anderem dem starken Zusammenhalt und der guten Teamleistung der jungen Amerikaner zu verdanken war. „Wir haben füreinander gekämpft. Es war egal, von wo du kommst oder wo du sonst spielst, jeder hat auf dem Platz für unser Land alles gegeben. Ich durfte als Kapitän auflaufen und war nicht nur zufrieden mit meiner eigenen Leistung, sondern auch sehr stolz auf meinen Bruder und die gesamte Mannschaft. Es gab kein einziges leichtes Spiel und wir haben vom ersten Moment an gemeinsam auf dem Platz agiert und uns gegenseitig für gute Aktionen gefeiert. Das hat uns am Ende auch stark gemacht“, erzählt Carrera über das Mannschaftsgefüge.
Das Ziel der amerikanischen Junioren war der Einzug ins Finale. Dafür musste jedoch zunächst im Halbfinale der Gastgeber Chile geschlagen werden. „Das schwierigste Spiel war auf jeden Fall die Partie gegen Chile, da sie einen Heimvorteil hatten. Es waren über 25.000 Fans im Stadion und davon war nicht einer für uns. Als Chile dann mit einem überragenden Freistoßtor in Führung ging, ist es uns als Team schwergefallen nochmal zurückzukommen. Am Ende haben wir mit 0:1 verloren, aber ich bin trotzdem stolz auf die Mannschaft“, so Carrera über das Halbfinale. Im Spiel um Platz Drei musste sich die USA dann mit 1:4 gegen Mexiko geschlagen geben.
Für Carrera war das sportliche Abschneiden am Ende allerdings eher nebensächlich: „Ich werde die Zeit, vor allem die gemeinsamen Spiele mit meinem Bruder niemals vergessen. Es war bisher die beste Zeit in meiner noch jungen Karriere und ich bin sehr dankbar für alles, was ich vor Ort erleben und lernen durfte.“