Im Interview: KSV-Präsident Steffen Schneekloth zur Saisonfortsetzung

KSV-Präsident Steffen Schneekloth begrüßt die Entscheidung der Bundesregierung, die Saison in der ersten und zweiten Bundesliga fortzusetzen

Die Bundesregierung hat am Mittwochnachmittag verkündet, dass ab Mitte Mai der Spielbetrieb in der 1. und 2. Fußball-Bundesliga grundsätzlich fortgesetzt werden kann. UPDATE: Mittlerweile hat die Deutsche Fußball Liga (DFL) den nächsten Spieltag terminiert. Die KSV spielt am Sonnabend, den 16. Mai, auswärts beim SSV Jahn Regensburg. Im Interview spricht KSV-Präsident Steffen Schneekloth über diese Entscheidung, die aktuelle Lage im Storchennest und das Hygienekonzept der Deutschen Fußball Liga. 

Wie erleichtert sind Sie, dass die Bundesregierung nun grünes Licht für eine Fortsetzung der Saison gegeben hat?

Ich freue mich in erster Linie für den Profifußball und alle Menschen, die direkt oder indirekt in dieser Branche arbeiten. Ein Abbruch der Saison hätte für den Profifußball in Deutschland existenzielle Folgen gehabt. Mit dieser Entscheidung der Bundesregierung bietet sich uns nun die Chance, dieses Szenario noch abwenden zu können. Und wir werden alles daran setzen, diese Chance zu nutzen!

Wie gut ist die KSV Holstein darauf vorbereitet?

Der Fußball hat immer gesagt, dass er bereit sein wird, wenn die Politik grünes Licht für die Wiederaufnahme des Spielbetriebes und damit auch zur originären Ausübung des Wirtschaftszweigs Fußball gibt. Das gilt selbstverständlich auch für uns, die KSV Holstein ist bereit. Wir werden die anstehenden Heimspiele mit äußerster Sorgfalt und in Anlehnung an das von der Task Force der DFL ausgeklügelt entwickelte Hygienekonzept durchführen.

Wann hat die KSV wie auf die Corona-Pandemie reagiert?

Wir bei Holstein Kiel setzen uns bereits seit dem 12. März intensiv mit dem Thema Corona auseinander und haben noch im laufenden Spielbetrieb die ersten Schutznahmen, wie beispielsweise die Isolierung der Ligamannschaft auf dem Trainingsgelände, umgesetzt. Wir haben umgehend ein eigenes Hygienekonzept erstellt und dieses bis heute ständig ergänzt und weiterentwickelt. Dies gilt sowohl für den administrativen Teil der Geschäftsstelle als auch für den sportlichen Bereich im Nachwuchsleistungszentrum.

Wie gut funktioniert der Austausch mit der örtlichen Gesundheitsbehörde?

Wir haben uns frühzeitig auf die Aufnahme eines möglichen Trainingsbetriebs in Kleingruppen und eines Trainings in Mannschaftsstärke vorbereitet und unsere Konzeptionen stets der örtlichen Gesundheitsbehörde zu Verfügung gestellt. Wir befinden uns im ständigen Austausch mit dem Kieler Gesundheitsamt, das uns sehr mit einer konstruktiven und kooperativen Zusammenarbeit unterstützt. Die vorgelegten detaillierten Konzepte sind von der Gesundheitsbehörde stets genehmigt worden. Hier müssen wir unserem Teammanager Jan Uphues auch ein großes Lob aussprechen, der sich sehr engagiert mit dem Thema Corona und den damit verbundenen hygienischen und medizinischen Fragestellungen befasst hat. Jan ist heute auf diesem Gebiet ein echter Fachmann.

Auch das beste Konzept kann Virusinfektionen nicht zu einhundert Prozent ausschließen….

Das ist uns bewusst. Es kann bei Berücksichtigung der entwickelten Standards aber dazu beitragen, eine mögliche Infektion zu verhindern. Deswegen waren die Testungen vor Aufnahme des Mannschaftstrainings gut und notwendig, um überhaupt einen Status Quo zu ermitteln. Denn wenn wir wissen, dass die Spieler und die mannschaftszugehörigen Personen infektionsfrei sind, liegt es an uns selbst, die Regeln – wie im Übrigen auch alle anderen Bürger in ihrem Umfeld und bei ihrer Berufsausübung – strikt einzuhalten. Mit den fortlaufenden Testungen, zwei Mal wöchentlich, haben wir einen ständigen Überblick über das jeweilige Infektionsgeschehen und können jederzeit reagieren.

Was halten Sie persönlich von dem Hygienekonzept der DFL?

Ich bin davon überzeugt, dass nur wenige andere Branchen ihren Wirtschaftsbetrieb so gut organisiert aufnehmen werden wie der Fußball. Mit den vorbereitenden Maßnahmen werden wir versuchen, unsere Mitarbeiter und weiter beteiligte Dritte bestmöglich vor Infektionen zu schützen. Der Erfolg des Hygienekonzeptes wird davon abhängen, wie jeder Einzelne – Spieler, Trainer- und Funktionsteam – sich auch in seiner privaten Sphäre verhalten und auch dort die vorgegebenen Regelungen streng einhalten wird.

Trotzdem steht der Fußball in der Kritik, für sich einen Sonderweg zu beanspruchen…

Den viel beschriebenen Sonderweg des Profifußballs kann ich aufgrund der aktuellen Entwicklung nicht erkennen. Es werden zeitnah sämtliche Wirtschaftszweige geöffnet. Keine andere Branche testet ihre Mitarbeiter vor Arbeitsbeginn so intensiv wie der Profifußball, der vorab zwei Testungen durchführt und seine Mitarbeiter in eine einwöchige Quarantäne schickt. Und sogar der Amateursport darf sein Mannschaftstraining wieder aufnehmen. Anders als der Profifußball, der seit sechs Wochen an einem ausgefeilten Hygienekonzept arbeitet, das von bundesweit anerkannten Fachleuten erstellt worden ist, genügt für den Amateursport dabei die Einhaltung der Abstandsregel von 1,5 Metern. Es ist allerdings nicht unsere Aufgabe, über Auflagen und deren Lockerungen in anderen Branchen zu urteilen, wir müssen dafür Sorge tragen, dass unser Konzept in diese Krisenzeit passt. Und das tut es. 

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