„Komme eines Tages wieder!“ – Fabian Reese im Interview

Interview mit Ex-Storch und Neu-Herthaner Fabian Reese vor seiner Rückkehr ins Holstein-Stadion.

Im zarten Alter von sieben Jahren startete Fabian Reese 2002 seine fußballerische Laufbahn im Storchennest, wagte 2013 als B-Jugendlicher mit seinem Wechsel zum FC Schalke 04 den Sprung in den großen Fußball, kehrte von 2020 bis 2023 für drei erfolgreiche Jahre zurück an seine alte Wirkungsstätte und sucht nun in der Hauptstadt sein fußballerisches Glück. Wir sprachen vor Fabis Auftritt im Holstein-Stadion mit dem gebürtigen Kieler.

Hallo Fabi. Nun sind schon einige Wochen ins Land gegangen seit Deinem Umzug in die Hauptstadt. Wie groß ist der Kulturschock für Dich gewesen?

Kulturschock würde ich das nicht nennen. Berlin ist eine sehr aufregende Stadt und ich glaube, jeder Mensch, der einige Zeit in Berlin leben darf, wird seinen Horizont erweitern können und seinen Platz finden. Es war sicherlich eine große, aber auch eine sehr spannende Veränderung.

Der Stadtteil, in dem Du lebst, ist von der Einwohnerzahl her größer als Kiel. Man hat den Eindruck, Du hast es trotzdem recht beschaulich getroffen in der Millionenstadt…

Das faszinierende an Berlin ist, dass jeder Stadtteil gefühlt eine eigene Stadt mit eigenen Facetten ist. Ich habe mich bewusst für Charlottenburg entschieden, weil ich mich auch in Kiel sehr wohlgefühlt habe. Für Berlin ist das ein recht beschaulicher Bezirk, trotzdem erreicht man auch die sehr lebhaften Orte sehr schnell.

Zuletzt konnte man in der Zeitung von Deinen Abstechern auf die Berliner Flohmärkte lesen. Wie häufig wirst Du dort schon als Hertha-Profi angesprochen oder erkannt?

Auf den Flohmarkt zu gehen ist eines der Hobbys meiner Freundin und mir. Ich werde schon relativ häufig erkannt in Berlin nach der kurzen Zeit, die ich hier bin und das ehrt mich auch sehr. Ich bin sehr dankbar für die Fans und ihre Offenheit. Ob sie Fotos machen, ein Autogramm haben oder sich einfach nur unterhalten wollen – das ist ein sehr schönes Gefühl.

Foto: Tobias Schmidt

Du bist nicht der Prototyp eines Fußballers, vertrittst konsequent Deine Meinung. Willst Du andere damit ermutigen?

Ohne Frage ist das ein großes Thema für mich. Ich möchte jeden einzelnen ermutigen, so zu sein wie er ist und das auch auszuleben, um in unserer Gesellschaft eine Entwicklung stattfinden zu lassen. Jeder hat das Recht auf Individualität und darauf, sich so auszudrücken und zu kleiden, wie man möchte.

Hertha BSC ist ohne Frage einer der bekanntesten Clubs im deutschen Fußball. Was waren für Dich die Hauptgründe, zu den Berlinern zu wechseln?

Hertha BSC ist ein Riesenverein. Sicherlich war das Ziel, mit Hertha auch in der Bundesliga zu spielen, aber am Ende laufen die Dinge im Leben oftmals auch anders, als man sich das vorgestellt hat. Das soll aber nichts Schlechtes bedeuten. Hertha BSC hat eine unglaubliche Strahlkraft, ist ein Verein mit sehr langer Tradition und viel Wucht. Ich fühle mich einfach sehr wohl in Clubs, in denen die Fankultur gelebt wird und mittelfristig viel Entwicklungspotential steckt. So ein Verein ist Hertha. Es ist eine große Herausforderung und Chance, hier spielen zu dürfen.

Auch wenn der Start eher unrund verlief für Euch, viele erwarten Hertha am Ende der Saison dennoch oben in der Tabelle. Welche Anzeichen untermauern Deiner Meinung nach schon jetzt den Optimismus?

Ich bin Fan davon, von Tag zu Tag, Woche zu Woche und Spiel zu Spiel zu schauen. Ich will jeden Tag das Bestmögliche abrufen und hochprofessionell arbeiten. Ich bin davon überzeugt, dass man sich so von Woche zu Woche steigern kann und mittelfristig erfolgreich sein kann. Ich bin sicher, dass wir diesen Weg gehen werden und im Laufe der Saison noch viele Siege einfahren werden.

Wie war es für Dich, die ersten Male im Heimtrikot im Olympiastadion aufzulaufen?

Es waren absolute Gänsehaut-Momente für mich, weil das Olympiastadion mit all seiner Wucht auf mich eingewirkt hat. Es waren über 40.000 Menschen im Stadion, die die Hymne gesungen haben, was man schon im Spielertunnel hören konnte. Es ist gigantisch und für Zweitliga-Verhältnisse recht ungewöhnlich und selten, so eine blau-weiß Wand zu sehen. Das waren und sind sehr besondere Momente für mich.

Welche Gefühle hattest Du bei Deinem ersten Zweitliga-Treffer für Hertha?

Es war ein sehr schönes Gefühl. Ich glaube, diesen Treffer hatte ich mir nach den letzten Wochen auch verdient (lacht). Darüber hinaus war es – nach 70 Sekunden – wohl auch mein schnellstes Tor und hoffentlich eines von vielen. Ich arbeite sehr hart dafür, dass ich noch viele Male für die Fahne auf der Brust jubeln darf.

Wo Hertha in dieser Saison auftaucht, ist immer etwas los. Das letzte Auswärtsspiel in Magdeburg war ein echtes Spektakel. Was nehmt Ihr aus so einem Spiel trotz der Niederlage mit?

Ich wünsche mir, dass es nicht immer ganz so spektakulär läuft oder zumindest in dem Fall einen positiven Ausgang für uns hat. Ich hätte auch nichts gegen einen 6:4-Sieg einzuwenden. Trotzdem lässt sich aus diesem Spiel mitnehmen, dass wir oft in Führung gegangen sind und viele Tore geschossen haben. Das spricht dafür, dass wir offensive Qualität besitzen, die uns zu Beginn der Saison häufig abgesprochen wurde.

Wie wird Dein Gefühl sein, wenn der Hertha-Bus auf den Vorplatz des Holstein-Stadions fährt?

Holstein Kiel ist für mich Heimat, ein Herzensverein, daher wird das für mich ein sehr besonderes Gefühl und ein emotionaler Moment sein. Ich freue mich, die alten Gesichter wiederzusehen und im Holstein-Stadion, meinem alten Wohnzimmer, Fußball spielen zu dürfen.

Wirst Du in den 90 Minuten die Verbundenheit zu Deiner Kieler Heimat abschütteln können?

Man muss ganz klar sagen, in diesen 90 Minuten ruht die Freundschaft. Da gilt es, höchste Professionalität an den Tag zu legen. Holstein ist sehr gut in die Saison gestartet. Es wird ein schweres Spiel für uns, eine harte Aufgabe. Nach dem Spiel können wir uns gerne in den Armen liegen, aber währenddessen – so ehrlich muss ich sein – wird um die drei Punkte gekämpft und da ist sicher jeder von uns Sportsmann genug, um das trennen zu können.

Dürfen die Kieler Fans hoffen, Dich irgendwann am Ende Deiner Karriere noch einmal im Holstein-Trikot zu sehen?

Ich habe immer gesagt, ich komme eines Tages wieder. In welcher Funktion, das steht in den Sternen, dennoch darf sich jeder Kieler Fan berechtigt Hoffnung machen, mich eines Tages im Holstein-Trikot als Spieler wiederzusehen. Wann das sein wird und ob es gelingt, kann ich jetzt noch nicht sagen, aber ich habe die Hoffnung, dass es eines Tages eintritt und ich mich dann auf euch im Holstein-Stadion freuen darf.

Danke für das Gespräch, Fabi!

Diesen Artikel teilen

Facebook
Twitter