Nach Elfmeterschießen: Pokalaus der KSV in Verl

Nach 120 packenden Pokal-Minuten fiel beim Pokalspiel der Störche in Verl die Entscheidung im Elfmeterschießen

Die KSV ist am Mittwochabend nach einem packenden Spiel aus dem DFB-Pokal ausgeschieden. In der Zweitrundenpartie beim SC Verl verloren die Störche nach Elfmeterschießen mit 8:9. In der regulären Spielzeit hatte Janni Serra die Kieler vor 5000 Zuschauern in der ausverkauften Sportclub-Arena in der ersten Hälfte in Führung gebracht, die Nico Hecker quasi mit dem Pausenpfiff egalisierte.

Der erste Abschluss der Partie gehörte den Kielern, als Salih Özcans mittiger Schuss kein Problem für Verls Schlussmann Robin Brüseke darstellte (3.). Nach sieben Minuten meldeten sich auch die Gastgeber im Spiel an: Nico Hecker passte flach in die Mitte, wo Phil Neumann in höchster Not per Hacke vor dem einschussbereiten Zlatko Janjic klärte (7.). Beide Teams waren trotz 4 Grad sofort auf Betriebstemperatur, sodass sich schnell ein heißes Pokalspiel entwickelte. Nachdem Janni Serras Schussversuch noch abgeblockt worden war, schlug es nach der folgenden Ecke im Verler Tor ein, als der Stürmer den Ball per Kopf ins lange Eck verlängerte (13.). Doch der Sportclub trat weiterhin frech und mutig auf und kam zu weiteren Möglichkeiten: Mehmet Kurts satter Schuss aus 20 Metern strich knapp am KSV-Gehäuse vorbei (20.) und Nico Heckers Kopfball landete in den Fängen von KSV-Keeper Ioannis Gelios (24.). Auf der Gegenseite lief Serra aufs SC-Tor zu, ehe sein Schussversuch in letzter Sekunde von Julian Stöckner abgegrätscht wurde (26.). Im Gegenzug parierte Gelios einen Janjic-Schuss sicher (28.) und Jan Schöppner verlängerte eine Hereingabe am langen Pfosten vorbei ins Toraus (30.). Die Gastgeber ließen nicht locker und drängten weiter auf den Ausgleich. So segelte Heckers Versuch von der Strafraumkante knapp über den rechten Winkel hinweg (36.). Erst in der Schlussphase des ersten Durchgangs gelang es der KSV, durch erhöhten Ballbesitz etwas Ruhe ins Spiel zu bringen. Doch ausgerechnet mit der letzten Aktion gelang den Ostwestfalen der Ausgleich: Den Abschluss von Aygün Yildirim konnte Gelios noch parieren, war dann aber machtlos, als Hecker den Abpraller aus kurzer Distanz per Kopf über die Linie drückte (45.+1).

Lee vergibt beste KSV-Chance

Auch nach dem Seitenwechsel hatte der Regionalligist die erste Möglichkeit, als Yildirims Schuss aus der Drehung noch abgeblockt wurde, sodass Gelios den Ball festhalten konnte (49.). Drei Minuten später hatte der aufgerückte Stöckner die Führung für die Hausherren auf dem Kopf, setzte den Ball aber freistehend aus fünf Metern hauchzart am linken Pfosten vorbei. Die Partie blieb weiter offen, weil die Verler nicht aufsteckten. Yildirims Distanzschuss hielt Gelios fest (59.), ehe auch Holstein wieder gefährlich vors gegnerische Gehäuse kam. Doch Serra köpfte drüber (61.) und Alexander Mühling schlenzte die Kugel Zentimeter am linken Giebel vorbei. Im Gegenzug hatte der Sportclub die Riesenchance aufs zweite Tor, als Kurts gegrätschte Direktabnahme ebenso wie Heckers Schuss stark von Gelios entschärft wurden (63.). Zwar ging Yildirims Volleyabnahme deutlich drüber, doch Verl blieb weiter am Drücker, weil es den Kielern nicht gelang, ihre Angriffe zuende zu spielen. Einzig Serra kam nach einer Ecke zum Abschluss, köpfte den Ball aus Rückenlage aber neben das Tor (75.). In der Schlussphase hatte die KSV Oberwasser, vergab aber ihre beste Chance, als Lee frei vor Brüseke drüberköpfte (86.), sodass es in die Verlängerung ging.

Mühling trifft in der Verlängerung die Latte

In dieser ging es nicht mehr ganz so sehr hin und her wie in der regulären Spielzeit, weil beiden Seiten die Strapazen auf dem immer tiefer werdenden Rasen anzumerken waren. Die Gastgeber verlegten sich zusehends aufs Verteidigen des Spielstandes. Die Kieler schnürten Verl mehr und mehr im eigenen Sechzehner ein, fanden aber kaum einmal eine Lücke im vielbeinigen gegnerischen Abwehrverbund. Lediglich Mühling konnte einmal von der Strafraumkante abziehen, traf aber den Querbalken (105.). In der zweiten Hälfte der Verlängerung hatte Verl nochmal einen echten Hochkaräter: Nach einer schönen Kombination über Janjic und Daniel Mikic war es am Ende Matthias Haeder, der den Ball per Grätsche denkbar knapp über die Latte hinwegschoss (112.), wodurch die Entscheidung tatsächlich im Elfmeterschießen fallen musste. Die KSV begann und hatte durch Emmanuel Iyoha einen Matchball, weil Patrick Choroba zuvor das Tor verfehlt hatte. Doch der Stürmer scheiterte an Brüseke, der schließlich auch den Strafstoß von Phil Neumann parierte. Als Jan Schöppner schließlich als neunter Verler Schütze ins Netz traf, stürmten die SC-Fans den Rasen und feierten mit ihren Helden den Pokalsieg gegen die KSV wie eine Meisterschaft. 

Statistik

Verl: Brüseke – Choroba, Stöckner, Lach , L. Ritzka – Schallenberg (106. Schröder), Kurt (96. Mikic), Schöppner – Hecker (73. Andzouana), Janjic, Yildirim (101. Haeder). Trainer: Capretti.

KSV: Gelios – Neumann, Wahl, Schmidt, van den Bergh – Sander (46. Porath), Mühling, Lee, Özcan (112. Eberwein) – Baku (57. Iyoha), Serra (80. Khelifi). Trainer: Werner.

Schiedsrichter: Günsch (Marburg) – Tore: 0:1 Serra (13.), 1:1 Hecker (45.+1) – Zuschauer: 5000.

Elfmeterschießen: 1:2 Wahl, 2:2 Janjic, 2:3 Khelifi, 3:3 Lach, 3:4 Mühling, 4:4 Ritzka, 4:5 Porath, Choroba schießt links vorbei, Iyoha scheitert an Brüseke, 5:5 Schröder, 5:6 Lee, 6:6 Haeder, 6:7 Schmidt, 7:7 Stöckner, 7:8 Eberwein, 8:8 Andzouana, Neumann scheitert an Brüseke, 9:8 Schöppner.   

Stimmen zum Spiel:

Verl-Trainer Rino Capretti: Wir sind sehr stolz und happy. Wir haben einen richtig guten Gegner weit weg von unserem Tor gehalten. Wir wussten, dass Kiel stark am Ball ist. Wir haben den Gegner hoch angelaufen, damit er unserem Tor nicht zu nahe kommt. Nach dem Gegentor muss ich meiner Mannschaft ein großes Kompliment machen, weil sie einfach weitergemacht und an sich geglaubt haben. Sie haben alles dafür getan, ein Tor zu schießen und als Sieger vom Platz zu gehen. Natürlich gehört Glück zum Elfmeterschießen, aber dieses Glück haben wir uns vorher erarbeitet.

KSV-Trainer Ole Werner: Wir sind sehr, sehr enttäuscht, weil wir zum einen aus dem Wettbewerb ausgeschieden sind, für den wir uns viel vorgenommen hatten, zum anderen aber auch über die eigene Leistung. Wir haben es nicht geschafft, spielbestimmend aufzutreten. Natürlich gehört Glück zum Elfmeterschießen, aber wir hatten eher Glück, überhaupt bis ins Elfmeterschießen gekommen zu sein. Unterm Strich muss man konstatieren, dass wir zurecht ausgeschieden sind. Wir müssen das Spiel schnell abhaken. Das geht am besten, wenn man den Blick schnell nach vorne richtet.

KSV-Sportchef Uwe Stöver: Wir haben uns von Anfang an schwergetan. Der Gegner hat uns wenig Luft gelassen und war präsent in den Zweikämpfen. Wir haben nicht zu unserem Spiel gefunden. Dann kann es passieren, dass man nach solch einem Spiel als Verlierer vom Platz geht.

KSV-Geschäftsführer Wolfgang Schwenke: Es war das erwartet schwere Spiel. Es lief nach der Führung ganz gut, aber dann haben wir den Ausgleich kassiert. Elfmeterschießen ist dann Glückssache. Das Glück war heute auf Seiten von Verl. Wir wären gerne weitergekommen.

Ioannis Gelios: Es war ein typisches Pokalspiel, in dem der „kleinere“ Verein nichts zu verlieren hat. Verl hat das allerdings sehr gut gemacht. Es ist jetzt leider so passiert. Wir müssen damit leben und uns auf das nächste Spiel konzentrieren.

Alexander Mühling: Wir haben in letzter Zeit viele gute Spiele gemacht. Heute war es leider ein schlechtes Spiel von uns, aber das gehört zum Fußball dazu. Die Kunst ist es, solche Spiele zu verarbeiten und es dann besser zu machen. Das haben wir am Wochenende vor.

Die Pressekonferenz nach dem Pokalspiel in Verl:

Impressionen vom Pokalspiel in Verl:

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