3. Liga-Gründungsmitglied mit Trainerspektakel

So. um 14 Uhr gastieren die Störche beim SC Paderborn

1:5 – mit diesen klaren Verhältnissen verließ Holstein Kiel zum letzten Mal nach einem Ligaspiel Paderborn. Der Kantersieg des SC 07 am 4. Spieltag der Saison 2004/05 sollte seine Schatten auf die Saison werfen. Die Störche landeten am Ende als Tabellenzehnter im Mittelfeld, Paderborn stieg mit dem gefeierten Trainer Pavel Dotchev in 2. Bundesliga auf. Doch von Ruhe in der Provinz keine Spur – in den folgenden elf Jahren fuhr der SCP eine Achterbahnfahrt, die im deutschen Fußball wohl einmalig ist.

Es gibt nur wenige Klubs, die nicht an einem Aufstiegstrainer festgehalten haben. Der SC Paderborn 07 gehört dazu. Der frühere SCP-Profi Pavel Dotchev hatte 2005 just den Aufstieg aus der Regionalliga Nord in die 2. Bundesliga perfekt gemacht, da erhielt er die Nachricht, dass sein Vertrag nicht verlängert würde. Es war der Beginn einer Ära aus ungewöhnlichen Trainergeschichten.Doch der Reihe nach. Auf Dotchev folgte unter Fanprotesten der bis dato unbekannte Jos Luhukay, der souverän den Klassenerhalt schaffte, aber zwei Tage vor dem Saisonstart 2006/07 zurücktrat. Der spätere Bundesligatrainer hatte von den Einmischungen des Präsidenten Wilfried Finke die Faxen dicke. Es übernahm Holger Fach, der auch im zweiten Jahr 2. Bundesliga die Klasse hielt, aber im Februar 2008 aufgrund Erfolglosigkeit seinen Hut nehmen musste. Nun durfte Dotchev doch noch im Unterhaus ans Ruder, konnte den Abstieg nicht verhindern.

Von Dotchev zu den Schmidts

So wurde der SC Paderborn 07 unfreiwillig 2008/08 Gründungsmitglied der 3. Liga, verließ mit dem neuen Trainer André Schubert die unterste Profiliga Deutschlands aber gleich wieder. Der war in den „Chaos-Tagen“ nach dem 33. Spieltag auf Dotchev gefolgt. Was war passiert? Der SCP war auf den 3. Platz „abgerutscht“, Präsident Finke zurückgetreten, Torjäger Sercan Güvenisik suspendiert worden. Schließlich durften auch Dotchev und Sportdirektor Christian Schreier gehen. Unter Schubert ging es für den SCP bergauf. In der Relegation setzte sich der Drittligist gegen den Zweitligist VfL Osnabrück durch. Im ersten Jahr des Wiederaufstiegs landete der Sportclub auf einen hervorragendenfünften Platz. Die zweite Spielzeit verlief unruhiger. Zwar stand der sichere Klassenerhalt auf Platz 12 fest, doch wieder mal mischte „Präsi“ Finke munter mit, sodass Trainer Schubert am Saisonende seinen Wechsel zum FC St. Pauli bekannt gab. Mit Roger Schmidt bekam der SC Paderborn 2011 wieder einen Trainer, der später einen Bundesligaclub übernehmen würde. Nach einem starken 5. Platz mit dem SCP wurde er jedoch zunächst von Red Bull Salzburg abgeworben und erzielte die höchste Ablösesumme für einen Trainer in der 2. Bundesliga.

„Tiger“ Effenberg als Abstiegstrainer

Auf Roger folgte Stephan Schmidt, doch der vorherige Meistertrainer der U19 des VfL Wolfsburg wurde während der Saison mangels Erfolges entlassen. Der heutige Cheftrainer René Müller übernahm die Mannschaft bis Saison-Ende. Und dann kam Ex-Storch André Breitenreiter, der den Provinzclub sensationell ins Oberhaus führte. Nach 34 Abenteuern in der Bundesliga stand am Saisonende der direkte Wiederabstieg ebenso fest wie der Wechsel von „Breite“ zu Schalke. Die anschließende Zweitliga-Saison wurde zum Desaster. Markus Gellhaus war als Trainer überfordert, unter Nachfolger Stefan Effenberg geriet der Sportclub zum Medienspektakel und fand sich letztlich in der 3. Liga wieder. Nun sollen zum zweiten Mal René Müller richten. Mit komplett neuer Mannschaft, aber ohne Präsident Finke mischt nicht mehr mit. Der Hauptsponsor trat nach besiegeltem Abstieg am 16. Mai 2016 zurück.

Anfahrt mit dem Auto: Adresse fürs Navigationsgerät: Paderborner Str. 89, 33104 Paderborn (Strecke: 380 km, 3:30 Stunden Fahrzeit). Parkplätze sind bequem unmittelbar vor dem Stadion.

Anfahrt mit der Bahn: Von Paderborn Hauptbahnhof mit der Straßenbahn-Linie 68 bis zur Haltestelle „Arena/Alme Aue“

Eintrittspreise:
Stehplatz ab 12 Euro (ermäßigt 10 Euro), Sitzplatz ab 24,50 Euro (ermäßigt 21,50 Euro)

Diesen Artikel teilen

Facebook
Twitter