Bergedorf 85 – Holstein Kiel 0:3 (0:2)

Oberliga Nord

Der zuletzt in der Kritik stehende Holstein-Stürmer Michael Holt war zufrieden. Nach seinem Doppelpack im Spiel bei Bergedorf 85 und dem 3:0-Erfolg seiner Störche zeigte sich der Kieler Goalgetter total erleichtert, schnappte sich nach dem Schlusspfiff den Kuschelstorch der mitgereisten Holstein-Anhängerin Regina Richter, drückte ihm einen dicken Kuss auf den haarigen Kopf und freute sich über den zehnten Auswärtssieg seiner Mannschaft: „Endlich wieder ein Dreier, auch wenn ich heute mindestens fünf Dinger hätte machen müssen!“ Doch die Höhe des Resultates in Bergedorf wird in der Endabrechnung keine Rolle mehr spielen. Mit einem weiteren Sieg am kommenden Sonntag gegen Eintracht Nordhorn wäre der Sprung der KSV Holstein in die neue Regionalliga Nord perfekt.

Die Systemumstellung von Trainer Peter Vollmann, der in Bergedorf mit nur zwei Spitzen und einem dahinter agierenden Stephan Vujcic antrat, sollte sich bezahlt machen. Holstein besaß an den Sander Tannen Tormöglichkeiten in Hülle und Fülle, setzte die Platzherren von Beginn an mit einer konzentrierten und geschlossenen Mannschaftsleistung unter Druck. Die Elstern, die aufgrund des bevorstehenden Pokalspiels gegen Curslack-Neuengamme und dem möglichen Einzug in die 1. DFB-Pokal-Hauptrunde auf den leicht angeschlagenen Regisseur Tibor Nadj sowie Stammtorhüter Mirko Lange verzichteten, hätten sich über eine echte Klatsche wahrlich nicht beschweren können.

Bereits nach einer halben Stunde war die Messe für Bergedorf 85 vor nur 307 zahlenden Zuschauern gelesen. Michael Holt hatte die Störche mit seinem Doppelpack (6./27.) in Front geschossen. Darüber hinaus besaß Holt in der ersten Hälfte fünf weitere erstklassige Einschussmöglichkeiten. Gemeinsam mit Sturmpartner Dmitrijus Guscinas wirbelten die Kieler Spitzen die Abwehr der Elstern ein ums andere Mal gehörig durcheinander.

Auch nach der Pause war die KSV zu jeder Zeit Herr der Lage. In der 58. Minute verpasste Guscinas per Kopf nach Vorarbeit von Holt den dritten Kieler Treffer, fünf Minuten später setzte Holger Hasse das Leder ebenfalls per Kopf nach Siedschlag-Ecke neben das Tor. In der 66. Minute war es erneut der Litauer Guscinas, der aus zehn Metern nach einem Pass von Vujcic scheiterte. In der 71. Minute dann doch das lang ersehnte Erfolgserlebnis für den ehemaligen Nationalspieler. Der ansonsten bärenstarke Bergedorfer Keeper Kevin Karow konnte den aufgerückten Siedschlag an der Toraußenlinie nur durch ein Foul stoppen und Schiedsrichter Stefan Brauer aus Hildesheim zeigte sofort auf den ominösen Punkt. Guscinas ließ sich nicht zweimal bitten und traf eiskalt ins Schwarze. 3:0 für Holstein!

In der Schlussviertelstunde noch einmal zwei dicke Chancen für den Spitzenreiter der Oberliga. Der eingewechselte Tim Wulff scheiterte in der 75. Minute aus zwölf Metern mit einem satten Schuss am abermals stark reagierenden Torhüter Karow, sechzig Sekunden später konnte der Bergedorfer Geoffery Hansen einen Kopfball von Christian Jürgensen im letzten Moment von der Linie kratzen. Dann war Schluss im Stadion Sander Tannen.

Und auf dem Rasen ein ungewohntes Bild bei der Mannschaft des Oberliga-Spitzenreiters. Zum ersten Mal in dieser Saison versammelten sich die Kieler, angeregt durch Kapitän Sven Boy, zu einem Spielerkreis. Boy hielt eine kurze Ansprache und beglückwünschte seine Mitspieler zum ungefährdeten Auswärtssieg und der konzentrierten Vorstellung, ehe sich die Spielertraube unter lautem Jubel wieder auflöste. Ein neues Gemeinschaftsgefühl im Storchennest? „Die Kritik in den letzten Wochen hat Trainer und Mannschaft noch enger zusammenrücken lassen. Ich glaube meine Spieler haben den Halt, den ich ihnen in der schwierigen Phase gegeben habe, heute in positive Energie umgesetzt. Sie haben heute ihren Kopf als Partner gesehen und nicht – wie zuletzt – als Gegner“, so KSV-Coach Peter Vollmann auf der Pressekonferenz. (Patrick Nawe)

Bergedorf 85: Karow – Sobczyk, Brown, Savelsberg, Wille (63. Hansen), Papke, Melich (79. Zekiri), Theissen, Toksöz, Reincke, Kossatz

Holstein Kiel: Henzler – Brückner, Boy, Schyrba – Rohwer (80. Hummel), Hasse – Siedschlag, Vujcic, Jürgensen – Guscinas (76. Wulff), Holt (84. Famewo)

Tore: 0:1 Holt (6.), 0:2 Holt (27.), 0:3 Guscinas (71., FE.)

Foto: 85-Keeper Karow foult Siedschlag im 16-Meter-Raum – Elfmeter für Holstein!

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