Cooler Österreicher ist heiß auf Kiel

Neuzugang Niklas Hoheneder wird im zweiten Anlauf ein Storch

Niklas Hoheneder ist mit seinen 29 Jahren schon viel herumgekommen. Kiel ist seine bislang nördlichste Station, bei der er erst im zweiten Anlauf angekommen ist.

Vielleicht wäre Niklas Hoheneder niemals ein Verteidiger geworden, wenn Vater Ewald nicht in seiner Alt-Herren-Truppe das Tor gehütet hätte. So aber saß der kleine Niklas schon als kleiner Junge immer hinter dem Tor, wenn der Papa spielte. „Und weil es Alt-Herren-Fußball war, blieb uns viel Zeit, miteinander zu reden“, erinnert sich der Neuzugang der KSV Holstein. „Er hat immer gesagt, dass ich mir einen seiner Verteidiger genau anschauen soll. Von ihm könne ich viel lernen.“ Niklas, so viel steht fest, sah sehr genau hin.

Mit 17 Jahren in den Ligakader

Der Österreicher eilte schließlich mit Lask Linz in seiner Jugend von Erfolg zu Erfolg und spielte schon als 17-Jähriger in der 1. Mannschaft. Gerd Trafella, eine Linzer Legende und sein Jugendtrainer, hatte ihn früh in den Ligakader aufgenommen, als er diesen interimsweise trainierte. Von seinem Traum, ein Profi zu werden, war der 1,90 große Hüne bei einem Monatsgehalt von 300 Euro zwar noch weit weg. Aber in Linz sollte seine Karriere auf das richtige Gleis einbiegen. Als der Verein in die 1. Liga aufstieg, spielte er als Innenverteidiger gleich eine überragende Saison. In allen 36 Spielen stand er bis zum Abpfiff auf dem Feld, kassierte lediglich eine Gelbe Karte. Beeindruckende Werte, die auch im Ausland nicht unbeachtet blieben.

Prag statt Wien

Sparta Prag, die bei Testspielen gegen Linz auf ihn aufmerksam geworden waren, fragte bei ihm an. Und der 23-Jährige entschloss sich, den Sprung zu wagen. Sein Vater hatte sich für ihn zwar einen Wechsel zu Rapid Wien gewünscht, seinem Lieblingsverein. Doch den Sohn lockte das Abenteuer, das Ungewisse. „Ich wollte meine Komfortzone verlassen“, sagt Hoheneder, der mit Sparta gleich ungeschlagen Meister wurde. „Das war ein richtig geiles Jahr.“ In der tschechischen Liga habe er das Kämpfen gelernt. „Sparta ist das Pendant zu Bayern München, gegen die will jeder Verein gewinnen.“

Europapokal vor 70.000

Unvergessen ist ihm, der dort als Sechser mit großer Hingabe und Effizienz das gegnerische Spiel zerstörte, auch sein Startelf-Debüt im Europapokal geblieben. In der Champions-League-Qualifikation hatte Sparta im Hinspiel Panathinaikos Athen mit 3:1 besiegt und wurde im Rückspiel im Olympiastadion der griechischen Hauptstadt von 70.000 Zuschauern erwartet. Sparta verlor mit 0:3 und schied aus. „Mir wurden keine Vorwürfe gemacht“, sagt Hoheneder. „Da hatten wir alle einen schlechten Tag.“

Von Prag nach Wien

Nach zwei Jahren in Prag lockte ihn Karl Daxbacher, der ihn in seiner Jugend sehr gefördert hatte, zur Austria nach Wien. Hoheneder ließ sich ausleihen, auch weil er mit seinen Kumpels Julian Baumgartlinger (heute Bayer Leverkusen), Florian Klein (VfB Stuttgart) und Zlatko Junuzovic (Werder Bremen) in einem Team spielen wollte. Doch bei der Austria fasste er nicht richtig Fuß. Und weil der österreichische Traditionsverein keine Ablöse bezahlen wollte, musste er nach einer halben Saison zu Sparta Prag zurückkehren. Eine Sackgasse, hatte ihm dort doch neues Personal längst die Tür verschlossen.

Privates Glück in Leipzig

Hoheneder zog weiter zum Karlsruher SC, bei dem er auch nicht glücklich wurde. Und auch deshalb bereit war, als der Viertligist RB Leipzig bei ihm anfragte. Leicht fiel ihm der Schritt zu dem zwei Klassen tiefer angesiedelten Verein zwar nicht, aber schon bald sollte sich die Entscheidung als eine seiner besten herausstellen. Auch, weil er in seinem Stammcafé seine spätere Frau Susann kennenlernte. Eine Leipzigerin, mit der er erst vor wenigen Wochen in einer Finka auf Mallorca die Hochzeit im engsten Familienkreis feierte. Mittendrin die elf Monate alte Tochter Hilda.

2. Bundesliga in Paderborn

„In Leipzig habe ich mit die schönste Zeit meiner Karriere verbracht“, sagt Hoheneder, der dafür neben Susann maßgeblich Trainer Alexander Zorniger verantwortlich macht. „Unter ihm mussten wir Fußball neu lernen, aber als wir es schließlich begriffen hatten, waren wir nicht mehr aufzuhalten.“ RB stürmte mit Hoheneder in die 2. Liga und erhielt eine Anfrage aus Kiel. „Ich habe mir Stadt und Verein angesehen, beides gefiel mir sehr. Doch dann entschied ich mich für das sportlich und wirtschaftlich bessere Angebot aus Paderborn“, sagt Hoheneder, der in der 2. Liga bleiben wollte und an der Seite des Ex-Kielers Hauke Wahl aus dieser abstieg.

Kiel im zweiten Anlauf

„Leider war in Paderborn viel dem Zufall überlassen“, sagt Hoheneder, der auf 47 Einsätze in der 2. Liga zurückblickt und sofort zusagte, als Cheftrainer Karsten Neitzel noch einmal bei ihm anrief. „Da habe ich mir gedacht – jetzt musst Du es machen.“ Schon nach zwei Wochen mit den neuen Kollegen habe er das Gefühl, wieder einmal eine richtige Entscheidung getroffen zu haben. „Kiel erinnert mich an Leipzig. Auch hier gibt es einen klaren Plan, wenn alle mitziehen, werden wir hier eine richtig gute Zeit haben.“

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