Das 81. Derby: Ein Blick ins Geschichtsbuch

Am Sonnabend ab 13 Uhr wird ein neues Kapitel des Traditions-Duells zwischen Holstein und St. Pauli geschrieben

Es ist eines der denkwürdigsten Duelle im Fußballnorden und am Sonnabend um 13 Uhr ist es wieder soweit, zum 81. Mal treffen die Kieler Störche auf den FC St. Pauli. Wir blicken auf einige der größten Holstein-Siege seit dem ersten Zweitliga-Aufstieg der KSV im Sommer 1978 zurück.

50.000 Zuschauer sorgten am vergangenen Wochenende in Köln für eine bundesligareife Atmosphäre. Die 5.000 mitgereisten Kieler Schlachtenbummler feierten ihr Team nach dem Schlusspfiff trotz der deutlichen 0:4-Niederlage frenetisch. Auch wenn am Sonnabend „nur“ 13.000 Fans dem Duell zwischen der KSV und dem FC St. Pauli beiwohnen – weniger stimmungsvoll und emotional als im RheinEnergieStadion wird es im ausverkauften Holstein-Stadion sicher auch nicht zugehen. Seit Gründung der Gauliga 1933 gehörte das Duell Förde gegen Kiez zu den Klassikern im Fußball-Norden, von 1947 bis 1963 sogar in der erstklassigen Oberliga Nord. Insgesamt 80 Punktspiele gab es bislang nach dem 2. Weltkrieg zwischen beiden Mannschaften. In der Saison 1948/49 erlebten die Fans nur ein Duell, weil die Störche die Rückrunde aufgrund der „Hamann-Affäre“ nicht mehr in der Erstklassigkeit erlebten.

An dieser Stelle wollen wir an vier der größten Highlights der vergangenen Jahrzehnte erinnern, denn nicht wenige Augenzeugen der denkwürdigsten Duelle werden sich auch am Sonntag wieder unter den Zuschauern im Holstein-Stadion tummeln.

13.000 Zuschauer waren am 1. Oktober 1978 zum Zweitliga-Duell zwischen Aufsteiger Holstein Kiel und Erstliga-Absteiger FC St. Pauli gepilgert. Und der haushohe Favorit aus der Hansestadt führte seit der 67. Minute durch einen Treffer von Arno Steffenhagen verdientermaßen mit 1:0. Zehn Minuten vor dem Schlusspfiff ertönte auf der Gegengeraden der Klang der legendären Holstein-Glocke und das Spiel nahm eine sensationelle Wende. Sechs Minuten vor dem Schlusspfiff markierte „Hammer“-Harry Witt den Ausgleich und Vorstopper Immo Stelzer drückte das Leder zwei Minuten vor dem Ende zum 2:1-Sieg in die Maschen. Neutrale Besucher waren damals von der unglaublichen Atmosphäre in Kiel beeindruckt und St. Pauli-Trainer Sepp Piontek äußerte sich gegenüber den Kieler Nachrichten anerkennend: „Holstein ist um diese Fans zu beneiden!“

16 Jahre später, am 20. März 2004, trafen beide Teams in der drittklassigen Regionalliga Nord aufeinander. Den Störchen stand damals tabellarisch das Wasser bis zum Hals. Mit „Feuerwehrmann“ Peter Vollmann an der Seitenlinie gelang vor 16.300 Fans ein immens wichtiger 2:1-Sieg am Millerntor, der Grundstein für den späteren Klassenerhalt. Thorsten Rohwer (20.) und Sebastian Wojcik (68.) trafen für die KSV, Henry Nwosu hatte den zwischenzeitlichen Ausgleich markiert.

Den eindrucksvollsten Heimsieg gegen den FC St. Pauli landeten die Störche allerdings am 15. Oktober 2005 unter Trainer Frank Neubarth. Gleich mit 4:1 deklassierte Holstein die Braun-Weißen. Dabei stand es vor 13.500 Zuschauern – bis zum heutigen Tag die größte Heimspielkulisse der KSV seit den 15.000 Besuchern gegen Hannover 96 im Dezember 1978 – bereits nach einer halben Stunde durch die Tore von Michael Molata (6., 9.), Ryan Coiner (9.) und Thorsten Rohwer (32.) 4:0 für Kiel. Der Anschlusstreffer von Thomas Meggle kurz nach der Pause war nur noch Makulatur.

Der schönste Triumph der Kieler Zweitliga-„Neuzeit“ gelang vor einem halben Jahr. Der Kopfballtreffer von Janni Serra in der 60. Minute war am 28. Oktober 2018 gleichzeitig der Siegtreffer und versetzte die 2.900 mitgereisten Kieler Fans in Verzückung.

Und wer weiß, vielleicht können die Störche auch am Sonnabend der Erfolgsgeschichte ein weiteres Kapitel hinzufügen.

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