Das Nord-Derby ruft: Die Freibeuter der Liga

6 Fakten zum kommenden Gegner FC St. Pauli (Sonntag, 28. Oktober um 13.30 Uhr)

Gründungsgeschichte: Der FC St. Pauli war bis ins Jahr 1924 die Fußballabteilung (Spiel- und Sportabteilung) des Hamburg-St. Pauli Turnvereins 1862. Offiziell gegründet wurde der FC St. Pauli am 15. Mai 1910, aber erst 1924 im Zuge der Trennung zwischen Turn- und Sportverein als selbständiger Klub in das Vereinsregister eingetragen. Lange vor der Gründung der Spiel-Abteilung des Hamburg-St. Pauli TV wurde „auf“ St. Pauli bereits Fußball gespielt. Die Vereinsfarben sind Braun und Weiß. Die Mitgliederzahl liegt heute bei über 20.000.

Die Freibeuter: Freibeuter der Liga, Kultverein, FC Alternativ oder einfach nur „der etwas andere Fußballklub“ – viele Namen stehen für den FC St. Pauli und machen eines klar: „Anders sein“ ist Programm bei den Braun-Weißen vom Kiez und die Abgrenzung von anderen Profivereinen gehört zum Selbstverständnis des Stadtteilklubs. Die Revolution begann Anfang der 80er Jahre. In den alternativen Stadtvierteln des Bezirks Altona wächst die Punk-Generation heran, in den maroden Häusern am Hafenrand etabliert sich eine Hausbesetzer-Szene und im damaligen Wilhelm-Koch-Stadion wehten plötzlich Totenkopf-Fahnen. Volker Ippig, der von 1986 bis 1992 das St. Pauli-Tor hütete, war der Gegenentwurf zum „gewöhnlichen“ Fußballprofi. Lange Haare und die erhobene Faust als Gruß der Arbeiterbewegung. Vor allem Spiele gegen den einst ungeliebten FC Bayern wurden regelmäßig zum „Klassenkampf“ erklärt. In schweren Zeiten jedoch halfen die Bayern dem FC großzügig im Kampf um das wirtschaftliche Überleben.

Erfolge: Der FC St. Pauli rangiert in der Ewigen Bundesliga-Tabelle auf Rang 31. In der Ewigen Zweitliga-Tabelle belegen die St. Paulianer hinter Fürth und Aachen immerhin Platz drei. Viermal gelang der Aufstieg in die Fußball-Bundesliga (1977, 1988, 1995 und 2010). Den höchsten Sieg feierte St. Pauli am 21. Dezember 1974 im Heimspiel der 2. Liga Nord gegen den VfL Wolfsburg (10:2). Die höchste Niederlage musste man am 7. Mai 2011 daheim gegen den FC Bayern München (1:8) hinnehmen.

Weltpokalsiegerbesieger: Am 6. Februar 2002 gelang dem Underdog vom Kiez durch die Tore von Thomas Meggle und Nico Patschinski ein völlig unerwarteter und sensationeller 2:1-Sieg gegen den Weltpokalsieger FC Bayern München – am Ende drei letztlich wertlose Punkte im Kampf gegen den Abstieg. Aus dem Sensationssieg und einer Schnapsidee wurde der größte Merchandising-Erfolg der Bundesliga. St. Paulis „Weltpokalsiegerbesieger“-Shirts verkauften sich mehr als 120.000 Mal.

Der ewige Rivale: Der HSV und der FC St. Pauli streiten sich nicht um die Vorherrschaft in der Hansestadt. Denn die Rollen waren immer klar verteilt. Mit der Rolle des ewigen Underdogs kann der Kiez-Club gut leben. Fünf Millionen Sympathisanten schätzt die BILD-Zeitung, hat der FC St. Pauli. Für den „Kicker“ war das Millerntor-Stadion zu St. Paulis besten Zeiten „das Mekka der Bundesliga, was Stimmung und Flair anbelangt“. In der letzten gemeinsamen Erstliga-Saison holte St. Pauli vier Zähler gegen den HSV. Dabei gelang im bislang letzten Erstliga-Punktspiel am 16. Februar 2011 durch den Treffer von Gerald Asamoah ein 1:0-Erfolg im Volkspark. Auch im allerersten Bundesliga-Duell verließ St. Pauli den Volkspark als Sieger. 2:0 hieß es am 3. September 1977 durch die Tore von Franz Gerber und Wolfgang Kulka gegen den „großen“ HSV um Kargus, Kaltz, Magath und Keegan. Am 30. September 2018 trennten sich beide Teams im Volkspark torlos. Von den bislang insgesamt 93 Pflichtspielen konnte der HSV 59 für sich entscheiden. 19 Mal siegte der FC St. Pauli.

Michael Lorkowski: Er war nicht der einzige Trainer, der während seiner Karriere sowohl in Kiel als auch am Kiez auf der Trainerbank saß. Doch der gebürtige Hamburger gehörte sicherlich zu den schillerndsten Figuren. Am Hamburger Millerntor war der ehemalige Torhüter von 1982 bis 1986 und 1992 als Trainer aktiv gewesen. Nach seiner Zeit in Hamburg war „Lorko“ u.a. bei Holstein (1986–1988 sowie 1999/2000), Hannover 96 (1990-92), VfB Lübeck (1994-96), Eintracht Braunschweig (1996-98) und VfL Osnabrück (2000) tätig. Seine größten Erfolge waren 1992 der Gewinn des DFB-Pokals mit Zweitligist Hannover 96 sowie die Aufstiege in die 2. Bundesliga mit dem FC St. Pauli (1984) und dem VfB Lübeck (1995).

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