“Der Weg für die Regionalliga ist klar definiert“

Interview mit Holstein-Trainer Peter Vollmann

Nach den drei enttäuschenden Spielen gegen Lübeck, Nordhorn und den FC St. Pauli II sind Trainer und Spieler öffentlich in die Kritik geraten. Das Holstein Magazin sprach mit Peter Vollmann über die Situation im Storchennest.

Herr Vollmann, schenkt man den Medienberichten der letzten beiden Wochen Glauben, dann wackelt Ihr Trainerposten bei den Störchen.

Peter Vollmann: Kein Trainer der Welt ist so abgebrüht, dass ihn so etwas unberührt lässt, keine Frage. Aber ich denke in anderen Kategorien, lasse mich durch Vermutungen von außen sicherlich nicht von meiner konsequenten Linie abbringen. Ich habe bereits in der Winterpause mehrmals darauf hingewiesen, dass die Rückrunde deutlich anders aussehen wird als die Hinrunde. Das hatte absolut nichts mit Pessimismus zu tun, sondern mit langjähriger Erfahrung in Bezug auf die Ausbildung junger Kräfte. Präsidium und Trainerstab haben schon in der Winterpause über mögliche Leistungsabfälle gesprochen, somit lässt sich auch erklären, dass jetzt keiner vollkommen überrascht ist. Das diese Prozesse in der Entwicklung der Talente, so wie sie jetzt eingetreten sind, niemanden von uns glücklich machen, das ist wohl selbstverständlich.

Aber gerade die Stagnation der jungen Spieler wird Ihnen vorgeworfen…

Peter Vollmann: Ich kann mich noch gut an die Jubler und Schreiber erinnern, wie toll und klasse sie die Entwicklung dieser Spieler fanden. Große Berichte wurden veröffentlicht, wie gut die Spieler sind, einigen wurde sogar schon eine schillernde Zukunft prognostiziert. Heute sind es die gleichen Leute, die von Stagnation sprechen und die Verantwortlichen sowie die Spieler an den Pranger stellen. Menschen und Medien, die eine Entwicklung von Talenten öffentlich auf diese Art und Weise begleiten, stellen sich kein gutes Zeugnis in der Beurteilung von jungen Spielern aus. Wir als Verantwortliche können damit leben, aber den jungen Spielern macht so etwas erheblich zu schaffen. Man muss unsere Talente auch einmal in Schutz nehmen. Den riesigen Sprung, den sie seit Sommer des letzten Jahres gemacht haben, muss man sich doch einmal genau vor Augen führen. In der Endabrechnung der letzten Oberligasaison standen sie mit Holstein II im Mittelfeld der Tabelle. Niederlagen hatten in der Öffentlichkeit kaum Kritik zur Folge. Mit der 1. Mannschaft sind sie danach durchgestartet bis auf Platz 1 im Winter und sollen nun schon dem Druck standhalten, jedes Spiel gewinnen zu müssen? In unserer Mannschaft – und das haben viele Kritiker überhaupt nicht im Blick – sind bei einer momentanen Kaderstärke von 21 Spielern dreizehn Akteure nicht älter als 23 Jahre. Gepaart mit unserem Grundgerüst von gestandenen Spielern ist das ein guter Zukunftswert, auch zur Ligakonkurrenz. Und diese Werte werden wir zur neuen Saison noch einmal erhöhen. Sicherlich hat unsere Mannschaft für Oberliga-Verhältnisse immer noch eine gute Qualität, die den Sprung nach oben sicherlich erleichtert, aber mit Wilhelmshaven, Oldenburg, und Cloppenburg sind in dieser Saison mehrere Mannschaften in der Liga, die mit Hinblick auf die neue Regionalliga einiges investiert haben und immer professionellere Strukturen entwickeln.

Trotz dieser Argumente scheint der Hausfrieden bei den Störchen momentan gestört zu sein. Wie sehen Sie die Situation?

Peter Vollmann: Präsidium und Trainerstab kennen die Gründe für die Schwächephase der Mannschaft. Sie sind vielschichtig und werden intern bleiben. Das ist ein neues Gesetz bei Holstein, dass die Verantwortungsträger in aller Geschlossenheit umsetzen und auch weiter fortführen werden.

Viele Fans machen sich allerdings Sorgen um die Ziele der KSV Holstein in der kommenden Saison?

Peter Vollmann: Die eben angesprochene Geschlossenheit trifft auch auf die Saisonplanung zu. Der Weg für die Regionalliga ist gemeinsam klar definiert worden. Seit Januar arbeiten wir sehr intensiv und in großer Übereinstimmung aller beteiligten Personen daran, in der Regionalliga eine schlagkräftige Truppe ins Rennen schicken zu können. Alle strukturellen Aspekte, die dazu beitragen, bei den Neuverpflichtungen ein hohes Maß an Sicherheit zu erzielen, werden seit einem halben Jahr berücksichtigt. Das Manko der Vergangenheit in Bezug auf Spielerbeobachtungen hoffen wir nun weitestgehend abgestellt und in größere Sicherheit umgewandelt zu haben, um in Zukunft eine höhere Trefferquote bei unseren Neuzugängen zu finden. Im Gegensatz zum vergangenen Sommer, wo wir nur bitter wenig Zeit hatten uns um neue Kräfte zu bemühen, haben wir nun eine deutlich bessere Ausgangssituation und Vorlaufzeit.

Das heißt demnach, dass Holstein Kiel den Fans trotz der derzeitigen Unzufriedenheit ein wenig Zuversicht vermitteln möchte?

Peter Vollmann: Das ist eindeutig der Fall. Die Spieler, die wir haben wollen, stehen fest. Wir haben bereits erfolgreiche Gespräche und Verhandlungen geführt, aber auch hier ist die Linie klar: Namen werden wir nur bei absoluter Übereinstimmung zwischen Spielern und Verantwortlichen bekannt geben. Einige Akteure stehen schließlich noch bis Ende Juni bei sportlich ambitionierten Vereinen unter Vertrag. Übrigens gilt diese Politik auch bezüglich des Saisonzieles. Wenn alles in trockenen Tüchern ist, dann scheuen wir uns sicher nicht, unsere konkreten Vorstellungen zu formulieren. Der Erfolgsdruck bei einem Verein wie Holstein Kiel ist erheblich, dieser Umstand ist seit dem Regionalliga-Abstieg sogar noch deutlicher geworden. Wir müssen, um auch in der kommenden Saison bestehen zu können, innere Stärke zeigen und vor allem auch lernen, möglichen Rückschlägen und sportlichen Schwächeperioden noch vehementer entgegen zu treten. Deswegen halte ich es für wichtig, in aller Klarheit sagen zu dürfen, dass zwischen Trainer, Präsidium und Berater Steffen Schneekloth eine sehr enge und vertrauensvolle Zusammenarbeit besteht, die ein einziges Ziel verfolgt: Holstein Kiel wieder dort zu positionieren, wo die Stadt, unsere Fans, die Sponsoren und alle Freunde den Verein sehen wollen. Alle, die das bezweifeln, schüren unnötigen Unfrieden. Unsere Linie war und wird in Zukunft klar von intensiven internen Gesprächen und von Geschlossenheit geprägt sein. Damit wird sich jeder Unruhestifter abfinden müssen!

Herr Vollmann, vielen Dank für das Gespräch!

Das Interview mit Trainer Peter Vollmann führte Patrick Nawe

Foto: Holstein-Coach Peter Vollmann sieht den Weg für die Regionalliga klar definiert.

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