Ein Slowake im hohen Norden

László Bénes ist bis Saisonende von Gladbach an die KSV ausgeliehen und will in Kiel möglichst viel Spielpraxis sammeln

Er ist zwar gerade einmal 21 Jahre alt, doch László Bénes hat bereits einiges in seiner noch jungen Profikarriere erlebt. Mit 14 wechselte der Slowake von seinem Heimatverein DAC Dunajská Streda zum ungarischen Klub Győri ETO FC, für den er im zarten Alter von 17 Jahren für die Profis in der ersten Liga debütierte. Kurz vor seinem 18. Geburtstag ging der offensive Mittelfeldspieler zum slowakischen Topklub MŠK Žilina, ehe er nach nur einer Spielzeit für den neunfachen Meister zu Bundesligist Borussia Mönchengladbach wechselte. Für die Fohlen absolvierte er in den letzten zweieinhalb Jahren elf Bundesligaspiele, erzielte dabei ein Tor und kam in der Winterpause auf Leihbasis nach Kiel, um im hohen Norden bis zum Saisonende möglichst viel Spielpraxis zu sammeln. Auf den folgenden Seiten berichtet „Laci“ von besonderen Momenten seiner bisherigen Karriere, seiner Liebe zur Natur und ein besonderes Lieblingsessen.

L wie Laci: Als ich klein war, habe ich den Spitznamen „Lacus“ bekommen. Irgendwann haben mich meine Freunde aber nur noch „Laci“ genannt, weil das kürzer ist. Mein Vater heißt übrigens auch Laszlo. Der Namen kommt aus dem Ungarischen.

A wie Anfang: Ich werde nie vergessen, wo ich angefangen habe, Fußball zu spielen – nämlich beim FC GBS Šamorin, als ich fünf Jahre alt war. Als Kind war ich jeden Tag auf dem Fußballplatz und habe mit meinen Kumpels gebolzt. Ich komme aus einem kleinen Dorf namens Dobrohošť im Südwesten der Slowakei. Die Gemeinde besteht aus drei Dörfern und ähnelt einer kleinen Insel, weil es von Wasser umgeben ist und man von einem Dorf ins andere mit der Fähre fahren kann. Ich komme aus einer fußballbegeisterten Familie. Auch mein Vater und mein Opa haben schon Fußball gespielt.

S wie Strand: Wenn die Saison beendet ist, fahre ich immer in den Urlaub. Dabei ist mir wichtig, dass mein Ziel am Meer liegt. Die letzten Urlaube waren in Italien, Spanien und Dubai. Ich bin dann mit meiner Freundin und oft auch mit meiner Familie unterwegs. Ich genieße es, am Strand in der Sonne zu liegen und zu lesen und Musik zu hören.

Z wie Zilina: Meine erste Profistation war beim MŠK Žilina. Es war eine sehr wichtige Zeit in meiner Karriere. Ich habe gleich in meiner ersten Saison im Herrenbereich in der Europa League Qualifikation gespielt. Die größten Spiele für mich waren dabei die Duelle gegen Athletic Bilbao. Zuhause haben wir mit 3:2 gewonnen, haben dann aber leider durch eine 0:1-Auswärtsniederlage im Rückspiel die Gruppenphase verpasst. In Bilbao vor 40.000 Zuschauern in einer tollen Atmosphäre zu spielen, war für mich als gerade einmal 18-Jährigen etwas ganz Besonderes. Zilina ist ein guter Klub, weil die Philosophie ist, auf junge Spieler zu setzen. Der Verein ist damit sehr erfolgreich und fährt gute Ergebnisse ein.

L wie Landschaft: Mein Elternhaus liegt direkt am Waldrand. Als Kinder haben wir im Wald oft Verstecken gespielt. Ich liebe die Natur und bin immer an der frischen Luft gewesen, als ich jünger war. Wir hatten auch einen See in der Nähe, in dem wir gebadet haben. Ich habe eine wirklich schöne Kindheit gehabt. Auch heute mag ich die Ruhe, die man in der Natur hat, sehr.

O wie Orangensaft: Ich trinke oft Orangensaft. Morgens esse ich dazu Brot mit Avocado, Tomaten und Rührei. Ansonsten trinke ich gern Kaffee. Wenn ich in der Heimat bin, trinke ich immer Kofola. Dieses Getränk ist typisch für die Slowakei und Tschechien und schmeckt ganz anders als Coca Cola. Slowaken lieben es, Ausländer finden es eher gewöhnungsbedürftig.

B wie Bundesliga: Natürlich war es ein Traum für mich, als ich das erste Mal in der Bundesliga gespielt habe. Als ich klein war, habe ich viele Bundesliga-Spiele im Fernsehen geschaut. Ich wollte immer, dass auch meine Familie mich eines Tages im Fernsehen sehen kann. Ich habe mit Gladbach schon einige Spiele in der Bundesliga gemacht und es sollen natürlich noch mehr dazukommen. Ich weiß, dass ich dafür hart arbeiten und alles geben muss. Es gab schon einige slowakische Spieler, die in der Bundesliga gespielt haben, von denen den meisten wohl Marek Mintal in Erinnerung geblieben ist.

E wie Eltern: Eltern und Familie sind enorm wichtig für mich. Sie stehen immer hinter mir und haben mir dabei geholfen, meine Ziele und Träume zu erreichen. Ich möchte das durch meine hoffentlich erfolgreiche Karriere zurückgeben. Wenn ich bei meinen Eltern zu Besuch bin, gehe ich gern mit meinem Vater angeln. Das ist gut, um abzuschalten. Wenn wir einen Fisch gefangen haben, essen wir diesen immer gemeinsam. Das ist immer ein kleines Fest. Frischer Fisch ist einfach das beste! Ich habe auch noch einen Bruder, der ebenfalls Fußball spielt. Krisztian ist vier Jahre jünger als ich und ist Torwart der U19 von DAC Dunajská Streda, dem größten Verein in der Region, aus der ich komme.

N wie Nationalspieler: Ich habe von der U15 an alle U-Mannschaften der Slowakei durchlaufen und im Juni 2017 gegen Litauen mein bisher einziges Länderspiel für die A-Nationalmannschaft gemacht. Er war ein tolles Gefühl, gemeinsam mit so großen Spielern wie Marek Hamšík, Martin Škrtel und Milan Škriniar auf dem Platz zu stehen. Gerade Hamšík ist eine echte Legende. Nach dem Spiel haben mir alle gratuliert und mir gesagt, dass ich weitermachen soll. Mein Ziel ist es, eines Tages wieder in der Nationalmannschaft zu spielen.

E wie Essen: Die Ernährung ist für einen Profisportler natürlich sehr wichtig. Wir müssen sehr darauf achten, wie viel und was wir essen. Nach einem Training muss man dem Körper wieder Energie zuführen. Mein Lieblingsessen ist wie schon erwähnt Fisch, den ich mit meinem Vater selbst gefangen habe. Meine Mutter kann den Fisch sehr lecker zubereiten. Dazu gibt es dann immer Kartoffelsalat. An meinem freien Tag esse ich gerne auch einmal eine Pizza. Den besten Nachtisch macht übrigens meine Oma: Torte mit frischem Obst aus dem eigenen Garten.

S wie Sprache: Zuhause bei meinen Eltern sprechen wir Ungarisch, weil wir nah an der Grenze wohnen. Ich habe viele Freunde, mit denen ich Ungarisch spreche, aber auch viele, mit denen ich Slowakisch rede. Als ich nach Gladbach gewechselt bin, musste ich schnell Deutsch lernen, weil Kommunikation beim Fußball sehr wichtig ist und ich mich auch mit meinen Mitspielern unterhalten wollte. Englisch spreche ich auch ein wenig, möchte es aber noch verbessern. Im ersten Jahr in Gladbach habe ich zwei Mal die Woche Deutschunterricht gehabt. Das hat mir sehr geholfen. Außerdem ist Igor Demo, der selber fünf Jahre für die Borussia gespielt hat und auch aus der Slowakei kommt, gemeinsam mit mir nach Gladbach gekommen und hat mich als Betreuer und Dolmetscher unterstützt. Das erste halbe Jahr war es schwer für mich, Deutsch zu sprechen, aber danach habe ich die Angst verloren. Wenn man nicht irgendwann anfängt, eine Sprache zu sprechen, lernt man sie nicht richtig.

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