Fr. 20.00 Uhr: Holstein Kiel – SV Lurup

Oberliga Nord

Spitzenreiter empfängt Tabellenschlusslicht

„Wir könnten nach dem Lurup-Spiel die Hälfte aller benötigten Punkte für die Regionalliga-Qualifikation im Sack haben“, macht Störche-Trainer Peter Vollmann vor der Partie gegen den Tabellenletzten am Freitag um 20.00 Uhr im Kieler Holstein-Stadion deutlich, welchen Stellenwert er dem Spiel gegen den Oberliga-Aufsteiger einräumt. Nach der Minusleistung im Pokal gegen den Eckernförder SV soll sich die Mannschaft des Spitzenreiters vor heimischer Kulisse „wieder auf die einfachen Dinge des Fußballs konzentrieren“, so Vollmann, der gegen die Elf von Trainer Oliver Dittberner auf seine „Häuptlinge“ Sven Boy, Holger Hasse und auch Thorsten Rohwer verzichten muss.

„Unser Verletzungspech bringt Woche für Woche unsere Hierarchie durcheinander“, war Vollmann in den letzten zwei Monaten immer wieder zu Umstellungen gezwungen. Vor allem Rohwer, der laut Vollmann „in der bisherigen Saison der konstanteste Spieler“ gewesen ist, wird den Störchen gegen Lurup fehlen. Seine Rolle dürfte erneut Routinier Jan Sandmann übernehmen, der auch schon in Eckernförde die Position in der Zentrale der Kieler Defensive ausfüllte. Die Partie gegen die bislang noch sieglosen Hamburger ist für Peter Vollmann richtungsweisend, spürt der Kieler Trainer den heißen Atem von Mannschaften wie BV Cloppenburg, VfB Oldenburg und FC St. Pauli noch immer unangenehm im Nacken. „Wir haben es aufgrund der Konstanz der Spitzenmannschaften bisher noch nicht geschafft, uns entscheiden abzusetzen“, zählt für den Fußball-Lehrer auch unter Flutlicht nur ein „Dreier“ gegen den SV Lurup.

Dass der SV Lurup zum Oberliga-Gastspiel überhaupt im Kieler Holstein-Stadion auflaufen darf, hat schon etwas Kurioses an sich. Dass die Hamburger nach vielen Vergleichen in den 80er und 90er Jahren (zuletzt lauteten die Ergebnisse 2000/01 5:2 und 2:0 für Holstein) überhaupt noch einmal Oberliga-Luft schnuppern können, ist einzig Statuten und Verzichtserklärungen zu verdanken. Denn eigentlich war die Mannschaft von der Flurstraße im vergangenen Jahr keineswegs aufstiegsreif. Zum sechsten Platz hatte es in der Hamburger Verbandsliga gereicht – von Aufstieg spricht man da normalerweise nicht. Doch weil Meister SC Victoria und fast alle anderen Spitzenklubs frühzeitig abgewunken hatten und auch der SC Concordia letztlich den Sprung in die Oberliga nicht wagen mochte, war der SVL plötzlich dabei. Passend zur Situation wurde die Lizenz auch erst im zweiten Anlauf gesichert, nachdem der NFV die Luruper nach der Wirtschaftsprüfung zunächst noch abgelehnt hatte.

Es wird ein einjähriges Gastspiel – so viel war vorher klar. Trainer Oliver Dittberner, einst Profi beim Hamburger SV und den Stuttgarter Kickers, hatte sich dennoch für die Oberliga ausgesprochen – vertritt er doch wie viele andere ambitionierte Übungsleiter die Ansicht, dass die Entwicklung junger Spieler im Mittelpunkt stehen sollte. Und junge Spieler, die hatte der 38-Jährige schon in den vergangenen Jahren in Lurup stets. Das Gros des Kaders besteht auch aus Spielern zwischen 19 und 25 Jahren. Einzig Co-Trainer Andree Fincke, mit 39 Jahren noch als Stand-by-Spieler auf der Aktivenliste, drückt den Altersschnitt des Kaders über die 24-Jahre-Marke. Vor Saisonbeginn wurde aber dennoch ein wenig darauf geachtet, auch Spieler mit Oberliga-Erfahrung zu verpflichten, um in der höheren Spieklasse nicht nur Kanonenfutter zu sein. So kamen mit Sören Wolters (30, VfL 93), Marcel Kindler (25, SC Concordia), Björn Czech (24, Henstedt-Rhen) und den Rückkehrern Oliver Leinroth (25, VfL 93) und Benjamin Lipke (23, Altona 93) einige Spieler, die in den vergangenen Jahren bereits (mehr oder weniger erfolgreich) auf viertklassigem Niveau gekickt hatten.

Die ersten Oberliga-Wochen verliefen für die Dittberner-Mannschaft dennoch ernüchternd. Obwohl unter den ersten fünf Gegnern drei Mitaufsteiger und die nicht gerade hoch eingeschätzten Kicker aus Osterholz-Scharmbeck waren, gab es nicht einen einzigen Punktgewinn für die Luruper zu feiern. Erst am siebten Spieltag hatte die Negativserie ein Ende – allerdings reichte es in Bergedorf auch nur zu einem 2:2, obwohl die „Elstern“ drei Viertel des Spiels in Unterzahl bestreiten mussten. Am letzten Sonntag erreichten die Luruper gegen Eintracht Nordhorn zwar ein 1:1, benötigten dafür jedoch auch eine Menge Glück und einen starken Torhüter Marcel Kindler. Probleme gab es ansonsten in den ersten Wochen in allen Mannschaftsteilen. Wirkte die Abwehr teilweise noch einigermaßen stabil, so sorgten doch immer wieder individuelle Patzer dafür, dass Punkte (z.B. in Lübeck) liegen gelassen wurden. Und auch vorne wurden die sich bietenden Torchancen nicht wie erhofft genutzt – vielleicht auch, weil der beste Torschütze des Vorjahres, Tobias Leuthold, erfolgreich vom Stürmer zum defensiven Mittelfeldspieler umgeschult wurde.

Viele Kieler Zuschauer hoffen gegen den SV Lurup natürlich auf ein neuerliches Schützenfest wie gegen den VSK Osterholz-Scharmbeck (8:0) vor zwei Wochen. Aber Trainer Peter Vollmann mahnt, dass nach dem schmeichelhaften Sieg im Bezirkspokalfinale Überheblichkeit völlig unangebracht wäre. “Nun wird sich zeigen, ob meine Spieler Klappstühle mit in das Spiel nehmen oder die nötige Einstellung“, so Vollmann, der gegen den Tabellenletzten auf eine Trotzreaktion seiner Mannschaft hofft. (nawe/cje)

Foto: Für Peter Vollmann zählt gegen den SV Lurup nur ein Sieg.

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