Grandiose Pokalnacht mit bitterem Ausgang

2. Runde DFB-Pokal: 1. FSV Mainz 05 – Holstein Kiel 3:2 (1:0, 2:2)

Nach einem grandiosen Pokalkampf scheidet Holstein Kiel unglücklich aus dem DFB-Pokal aus. Beim 1. FSV Mainz 05 glichen die Störche zwar gleich doppelt per Foulelfmeter einen Rückstand aus (54. Schindler; 75. Drexler) und kamen so bis in die Verlängerung. Das letzte Wort hatte allerdings Daniel Brosinski, der einen 23-Meter-Freistoß unhaltbar in den Winkel zum 3:2-Siegtreffer schweißte.

Drei Änderungen nahm Holsteins Trainer Markus Anfang zum 2:1-Sieg gegen Bielefeld am Samstag vor: David Kinsombi, Steven Lewerenz und Patrick Herrmann begannen für Dominic Peitz, Tom Weilandt und Sebastian Heidinger (alle Bank).

Wegen eines Staus erreichten die Kieler erst eine knappe Stunde vor Anpfiff die Opel-Arena und mussten sich bis zum Anpfiff mächtig sputen. Die Mainzer versuchten aus einem 4-5-1 die selbstbewussten Kieler früh zu stören und hatten zunächst die Oberhand. Als sich die Anfang-Elf besser in das Pokalduell gekämpft hatte, schlug der Bundesligist eiskalt zu. Beim schnellen Gegenangriff über die linke Angriffsseite flankte Daniel Brosinski fußgenau auf Viktor Fischer, der mit einem Schuss aus zwölf Metern unter die Latte Kenneth Kronholm keine Chance ließ (22.). Die Störche zeigten sich vom Rückstand gewohnt unbeeindruckt: Kingsley Schindler zwang Ex-Nationaltorwart René Adler aus 19 Metern zu einer Glanztat (30.). Es ging hin und her: Fischer tauchte frei vor Kronholm auf, der den schwachen Schuss mühelos fing (35.). Dann kamen die fünf Minuten des Marvin Ducksch, der allerdings einmal aus 15 Metern zu hoch zielte und zwei Minuten später an Adler scheitete (37.). Der M05-Schlussmann verletzte sich bei der Rettungstat und so kam der Ex-Kieler Robin Zentner zu seinem ersten Pflichtspiel-Einsatz für den Bundesligisten.

Die Störche kamen gut aus der Kabine, boten den Hausherren weiter Paroli und erzwangen den Ausgleich. Der pfeilschnelle Kingsley Schindler zog in den Mainzer Strafraum und wurde von Jean-Philippe Gbamin gefällt. Den fälligen Strafstoß verwandelte der „King“ persönlich zum 1:1 (54.). Die Elf von Trainer Sandro Schwarz schien sich durch den Ausgleich dem Ernst der Lage bewusst zu werden und drückte aufs Tempo. Mit Erfolg: Levin Öztunali wagte das Tänzchen mit der Kieler Defensive, legte quer zu Fischer, der den Doppelpack schnürte (67.). Jetzt drehte Holstein wieder auf, der eingewechselte Aaron Seydel setzte Drexler in Szene, der von Zentner elfmeterwürdig gelegt wurde. Wieder trat der Gefoulte selbst an und verwandelte sicher ins rechte Eck zum 2:2 (75.). Die 10.441 Zuschauer bekamen fürs Eintrittsgeld eine Menge geboten, denn der Pokalfight ging in die Verlängerung.

Es ging auch nach 90 Minuten packend weiter: Erst parierte Kronholm stark gegen den eingewechselten Paolo de Blasis (94.), ehe Aaron Seydel völlig frei vor Zentner an einer Glanztat des früheren Kielers scheiterte (96.). Auf der anderen Seite drehte Suat Serdar das Spielgerät um einen Meter am Pfosten vorbei (98.). Es ging hin und her mit höchstem Spannungsbogen: Der Ball rollte einen Meter vor der Mainzer Torlinie entlang, doch Zentner packte vor David Kinsombi zu (99.). Und dann kam Brosinski, der mit einem Traumfreistoß in den Winkel auf 3:2 stellte. (101.). Die Störche versuchten noch einmal alles, aber Mainz hatte das Plus an Kraft und ließ den dritten Kieler Ausgleich nicht mehr zu.

Stimmen nach dem Spiel

Rafael Czichos: „Wir haben Werbung für unseren Verein und unsere Mannschaft gemacht. Wir machen leider nicht das 3:2 und dann werden auf diesem Niveau die Fehler leider sofort bestraft.“
Kenneth Kronholm: „Das Spiel war bis auf das Ergebnis durchweg positiv. Wir haben geackert, gekämpft, nie aufgesteckt. Ein Riesenkompliment!“
Kingsley Schindler: „Wir haben ein sehr gutes Spiel abgeliefert, kämpferisch stark gegen einen Bundesligisten gegengehalten und sind absolut unglücklich ausgeschieden.“
KSV-Geschäftsführer Wolfgang Schwenke: „Wir haben Mainz alles abverlangt, sind zweimal zurückgekommen und hatten in der Verlängerung die Chance, in Führung zu gehen. Daher brauchen wir trotz des 3:2 nicht den Kopf in den Sand zu stecken.“
KSV-Sportchef Ralf Becker: „Du bist natürlich enttäuscht, wenn du aus dem Pokal ausscheidest. Aber wir haben uns 120 Minuten lang richtig gut präsentiert, haben gegen Mainz auf Augenhöhe mitgehalten, sind zweimal zurückgekommen und können viel Positives aus dem Spiel mitnehmen.“
Markus Anfang, KSV-Trainer: „Ich gratuliere Sandro und Mainz zum Weiterkommen. Mainz war in der ersten Viertelstunde das bessere Team, aber wir haben uns nach und nach an das höhere Tempo gewöhnt. In der zweiten Halbzeit war es ein offenes Spiel und in der Verlängerung war klar, dass die Mannschaft, die das erste Tor schießt, das Spiel gewinnen wird. Die Jungs können trotzdem zufrieden sein, wir lernen daraus viel und gehen unseren Weg weiter. “
Sandro Schwarz, FSV-Trainer: „Ein großes Kompliment an Kiel, die Mannschaft hat fußballerisch wie erwartet eine glänzende Leistung abgeliefert. In der Verlängerung war es eine Top-Mentalitätsleistung meiner Mannschaft, die dann noch eine Schippe draufgelegt hat. Mit der Art und Weise, wie die Jungs nach dem jeweiligen Ausgleich zurückgekommen sind, bin ich sehr zufrieden.“

Spielinfo

1. FSV Mainz 05: Adler (38. Zentner) – Donati, Bell, Frei, Brosinski – Gbamin, Serdar (109. Latza) – Öztunali, Maxim (64. Muto), Fischer (83. de Blasis) – Kodro. Trainer: Schwarz
Holstein Kiel: Kronholm – Herrmann, Schmidt, Czichos, van den Bergh – Kinsombi – Schindler (80. Peitz), Mühling (88. Condé), Drexler (112. Drexler), Lewerenz – Ducksch (74. Seydel). Trainer: Anfang
Schiedsrichter: Schlager (Rastatt)
Tore: 1:0 Fischer (22.), 1:1 Schindler (54., Foulelfmeter), 2:1 Fischer (67.), 2:2 Drexler (75., Foulelfmeter), 3:2 Brosinski (101.)
Zuschauer: 10.441

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