Holstein Kiel – VfB Oldenburg 1:0 (0:0)

Oberliga Nord

Holstein Kiel rangiert in der Oberliga Nord weiter auf dem Platz an der Sonne. Durch einen verdienten 1:0 (0:0)-Erfolg im Spitzenspiel gegen den VfB Oldenburg konnte die Mannschaft von Trainer Peter Vollmann ihre Tabellenführung sogar auf vier Zähler ausbauen und profitierte dabei vom Remis des SV Wilhelmshaven in Heeslingen. Mann des Tages im Holstein-Stadion war Youngster Tim Siedschlag, der in der 84. Minute mit einem direkt verwandelten Freistoß aus 35 Metern die Partie zu Gunsten der Kieler entschied.

Tempo, Spielkultur und jede Menge Torraumszenen – das Spitzenspiel der Oberliga Nord konnte die Erwartungen der 2842 Besucher vollauf erfüllen. Von Beginn an war das Nordderby zwischen den beiden ehemaligen Zweitligisten eine interessante und jederzeit sehenswerte Partie. Die besseren Torchancen besaß über die gesamte Distanz allerdings Holstein Kiel. Bereits in der neunten Minute verpasste Holger Hasse im Anschluss an einen Eckball von Siedschlag per Kopf die Führung. Acht Minuten später war es Siedschlag, der nach einer Hereingabe des ausgezeichneten Christian Jürgensen vom VfB-Verteidiger Paolo Rizzo im letzten Moment am Schuss gehindert wurde. Die für den weiteren Spielverlauf entscheidende Szene dann in der 27. Minute. Nach einem Zweikampf zwischen Holger Hasse und VfB-Regisseur David van der Lej trat der Oldenburger nach und wurde vom jederzeit souveränen Schiedsrichter Patrick Ittrich aus Hamburg des Feldes verwiesen. Von diesem Schlag konnten sich die Gäste nicht mehr erholen, lieferten jedoch auch weiterhin eine engagierte Vorstellung ab.

In den darauffolgenden 65 Minuten dominierte Holstein das Spiel weitestgehend, machte sich aber das Leben aufgrund zahlreicher Stockfehler im Aufbauspiel immer wieder selber schwer. In der 36. Minute setzte sich der Litauer Dmitrijus Guscinas nach Vorarbeit von Thorsten Rohwer gegen seinen Bewacher Leo Baal durch, schoss das Leder per Drehschuss jedoch am rechten Pfosten vorbei ins Toraus. Schrecksekunde für die Elf von Joe Zinnbauer dann kurz vor der Pause. Eckball Michael Holt, Matthias Hummel per Kopfball in die lange Ecke, doch dort stand der Oldenburger Stefan Frye goldrichtig und klärte auf der Linie per Kopf.

Nach der Pause legte Holstein noch eine Schippe drauf, war von Beginn an bemüht, die im ersten Durchgang oftmals nicht zu Ende gedachten Vorstöße konzentrierter abzuschließen. Nun ging es Schlag auf Schlag. Erst setzte Guscinas den Ball aus 22 Metern über das Tor (46.), dann kamen der Litauer und Siedschlag bei einer scharfen Hereingabe des eingewechselten Mariusz Zmijak einen Schritt zu spät (55.) und eine Minute später fegte eine Hasse-Distanzschuss aus 24 Metern knapp über das von René Damerow gehütete VfB-Tor. Viel Dusel für die Gäste dann in der 62. Minute. Erst konnte Sebastian Ghasemi-Nobakht in höchster Nor einen satten Schuss von Zmijak aus dreizehn Metern von der Torlinie kratzen, dann scheiterte Siedschlag völlig freistehend erst am klasse parierenden Damerow und im Nachschuss gegen den bereits am Boden liegenden VfB-Keeper aus vier Metern an seinen eigenen Nerven. Und weiter ging es Richtung Gästetor. In der 73. Minute drückte Jürgensen das Leder per Kopf haarscharf am oberen rechten Toreck vorbei, sechs Minuten später brachte der Oldenburger Stanley Tailor den eigenen Torwart mit einem verunglückten Rettungsversuch in Gefahr. Kurz darauf hatten die Holstein-Fans den Torschrei auf den Lippen. Erneut war es Jürgensen, der bei einem Zmijak-Eckball am höchsten stieg und den Ball Richtung Tor wuchtete, aber wieder war es Damerow, der mit einer blitzsauberen Reaktion retten konnte. Mit den Fingerspitzen „wischte“ der großgewachsene Routinier die Lederkugel über den Querbalken.

Doch die Kieler Anhänger wurden für ihre Geduld am Ende doch noch belohnt. Keiner fühlte sich in der 84. Minute für den aus 35 Metern in den Strafraum getretenen Freistoß zuständig und vorbei an Freund und Feind schlug der Ball am langen Pfosten im Oldenburger Gehäuse ein. Riesenjubel im Holstein-Stadion, große Erleichterung auf der Kieler Trainerbank, Ernüchterung beim VfB. Es blieb weiter spannend im Spitzenspiel. In der Schlussminute besaßen beide Mannschaften weitere „Riesen“. Erst vertändelte Guscinas ohne Blick für den deutlich besser postierten Zmijak freistehend vor Damerow, dann verpasste der ehemalige Neumünsteraner Erkan Kilicaslan aus siebzehn Metern halbrechter Position mit einem platzierten Flachschuss nur haarscharf den Ausgleich. Durchatmen bei den Kieler Störchen. Kurz darauf beendete Schiedsrichter Ittrich eine Partie, die das Prädikat Spitzenspiel durchaus verdient hatte. (Patrick Nawe)

Holstein Kiel: Henzler – Boy, Rohwer, Schyrba – Petersen, Hasse, Hummel (46. Zmijak), Jürgensen – Siedschlag (89. Brückner), Guscinas, Holt (69. Famewo)

VfB Oldenburg: Damerow – Baal, Tailor, Frye (61. Salomo), Rizzo – Eckel (87. Alawi), van der Lej, Friauf, Müller – Ghasemi-Mobakht, Kilicaslan

Tore: 1:0 Siedschlag (84.)

Rote Karte: van der Lej (28.) wegen Nachtretens

Schiedsrichter: Patrick Ittrich (Hamburg)

Zuschauer: 2842

Foto: Torschütze Tim Siedschlag und Mariusz Zmijak bejubeln den Kieler Siegtreffer in der 84. Minute.

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