Holstein Woman – TB Berlin 4:3 n.E.

DFB-Pokal 2. Hauptrunde

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Pokalspiele sind da, damit Helden geboren werden! Punkt 20:58 Uhr begrub die Frauenfußball-Mannschaft von Holstein Kiel ihre Torhüterin Victoria Bendt unter sich. Die junge 17jährige, erst im Sommer von den B-Juniorinnen in den Bundesliga-Kader aufgerückt, avancierte mit zwei gehaltenen Elfmetern im Entscheidungsschiessen zur Matchwinnerin im DFB-Pokalspiel der KSV gegen TB Berlin. Im flutlichtüberströmten und stattlich besuchten Holstein-Stadion zogen die Frauen von Holstein Kiel nach torlosem Spiel mit 4:3 im Elfmeterschießen überraschend in die nächste Runde ein.

Apropos Flutlicht! Das war der Grund für die knapp drei Stunden, die alle Beteiligten bei nicht nur gefühlten Minusgraden verbringen mussten. Svenja Wölki hatte für die Holstein Woman gerade vom Punkt aus zum 2:2 für die Störche getroffen, als die Lichter ausgingen. Nach etwas mehr als 20 Minuten Gänsehautfeeling in der Dunkelheit war die volle Lux-Zahl wieder erreicht. Wölki musste ihren Elfmeter, den sie beim ersten Mal mit Glück ins TB-Gehäuse bugsiert hatte, wiederholen. Dieses Mal verwandelte der zusammen mit Pashley vor der Abwehr gut arbeitende Sechser sicher.

Und dann kam vor den Augen von Holstein-Geschäftsführer Wolfgang Schwenke, Drittliga-Trainer Christian Wück und etlichen Ligaspielern der große Auftritt von “Vikky“. Zweimal ahnte die Keeperin gegen Hagemann und Hess die richtige Ecke und konnte parieren. “Ich habe mir vor den Elfmetern überhaupt keine Gedanken gemacht“, erzählte die Schülerin beim gemeinsamen Essen mit Tennis Borussia nach dem Spiel im Restaurant am Stadion, im Holsteiner. “Wie gut, dass Vikky den gehalten hat“, lobte die nimmermüde Sandra Bannas, sie spielte leicht versetzt hinter Stürmerin Christina Krause, “so brauchte ich nicht zum fünften Elfmeter anzutreten.“

So steht das Team von Chefcoach Guido Gehrke, der aufgrund seines A-Lizenz-Lehrganges in Hennef im Pokal von Assistentin Stephanie Güldenzoph prächtig vertreten wurde, in der 3. Runde. Und das am Ende hochverdient, denn über 75 Minuten der regulären Spielzeit sowie in der ersten Hälfte der Verlängerung war kein Unterschied zwischen dem Zweitligisten aus Kiel und dem Erstligisten aus Berlin zu erkennen.

Der Pokalfight lebte von der Spannung. Holstein Kiel hielt dagegen und zeigte sich in der ersten Halbzeit spielerisch verbessert im Vergleich zu den letzten Punktspielen. Lediglich der finale Pass sollte noch konequenter und genauer gespielt werden. TB Berlin, das in den gemeinsamen Zweitliga-Zeiten die Kielerinnen stets dominiert hatte, fand kein Rezept gegen die Schleswig-Holsteinerinnen. Zu oft wurde in die Breite gespielt, so dass ein druckvolles Spiel nicht stattfand. Zudem verstanden es die Gastgeberinnen, rechtzeitig zum Ball zu verschieben. Florence Okoe, 55malige Nationalspielerin aus Ghana, rackerte und ackerte im Berliner Zentrum und verteilte geschickt die Bälle. Doch nur einmal klappte der Pass in die Tiefe, aber Torfrau Bendt hatte aufgepasst und bereinigte mit einem Pressschlag mit Lindner auf Höhe der Strafraumgrenze die brenzlige Situation (20.). Ein flacher Freistoß von Teodoridis aus 22 Metern knapp am linken Torpfosten vorbei und ein Schuss von Tahiru aus dem linken Halbfeld im Strafraum am langen Pfosten vorbei waren die magere Ausbeute des eigentlich vor der Partie haushohen Favoriten. Auch in der zweiten Halbzeit sah es nicht besser aus. Ein Kopfball von Lindner nach Rechtsflanke von Teodoridis sind eines Bundesligisten zu wenig.

Gegen eine Woman-Elf, die immer noch kaum zu ersetzende Leistungsträgerinnen wie Stephanie Güldenzoph, Jana Leugers, Lena Schrum und Julia Weigel (alle verletzt) vermisst, fand TB zu keinem Zeitpunkt ein geeignetes Mittel, um richtig ins Spiel zu kommen. Übrigens, Julia „Theo“ Weigel gab dem NDR-TV während einer Live-Schaltung zum Schleswig-Holstein Magazin ein gelungenes Interview und erregte so auch überregional das Interesse des Publikums. Der Live-Fernsehauftritt war ein Novum in der Geschichte des Kieler Frauenfußballs.

Die Kielerinnen besassen ihre besten Chancen in der ersten Viertelstunde. Zunächst zielte Sandra Bannas mit dem Hinterkopf aus 13 Metern knapp am Pfosten vorbei (10.). Fünf Minuten später hatte Krause mit einem verdeckten Schuss auch nicht mehr Glück. “Die Puste ging mir da schon etwas aus“, sah die rechte Aussenverteidigerin Martina Pulkis in der letzten Viertelstunde der regulären Spielzeit stärker aufkommende Berlinerinnen. “Auch bei mir in der zweiten Halbzeit der Verlängerung“, so Wölki im selben Atemzug. Die Veilchen aus der Bundeshauptstadt besassen im letzten Viertel ihre größte Chance. Nach einer Ecke von rechts von Teodoridis köpfte Holzhaus aus acht Metern gegen die Torlatte (107.). In der 119. Minute traf Teodoridis nach Zuspiel von der Torauslinie per Kopf aus vier Metern zum 1:0. Doch der Pfiff von Schiedsrichter Trenkner ließ den Schockzustand aller Holsteiner nur Sekunden gewähren. Abseits konnte es doch nicht gewesen? Nein, der Aktion soll ein Foulspiel an Bendt vorausgegangen sein. Was dann folgte waren Dunkelheit und Heldenzeit! (isi/pn)

Das Achtelfinale im DFB-Pokal der Frauen wird am kommenden Mittwoch, dem 21. Oktober, in Köln, wo am 15. Mai 2010 das Finale im RheinEnergieStadion stattfindet, ausgelost. Lukas Podolski als Glücksfee zieht die Paarungen für das Achtelfinale am 15. November. Die Veranstaltung, an der noch DFB-Präsident Dr. Theo Zwanziger, die Präsidentin des Frauen-WM OK 2011, Steffi Jones,

und der Kölner Oberbürgermeister Jürgen Roters teilnehmen, wird ab 12 Uhr live auf DFB-TV übertragen.

Holstein Kiel: Victoria Bendt – Rachel Rinast, Schildt, Rosa Pérez Traulsen, Martina Pulkis – Kati Krohn, Rachel Pashley, Svenja Wölki, Justine Pank (91. Vogt) – Sandra Bannas, Christina Krause (73. Marialiiza Kranz)

Tennis Borussia Berlin: Cordula Busack – Chantal Willers, Katharina Stassen, Anissa Holzhaus, Zusann Sharif (81. Monique Braun) – Rumanatu Tahiru,

Tahiru (63. Anna-Sophie Fechner), Jessica Brückner, Florence Okoe, Jana Teodoridis – Franziska Hagemann, Anne-Rose Lindner (110. Constanze Hess)

Schiedsrichter: Trenkner (Winsen)

Zuschauer: 454

Gelbe Karten: Pérez Traulsen – Sharif, Teodoridis

Tore: Fehlanzeige

Elfmeterschießen:

0:1 Brückner

1:1 Kranz

1:2 Okoe

2:2 Wölki

2:2 Bendt hält gegen Hagemann

3:2 Pulkis

3:3 Braun

4:3 Krohn

4:3 Bendt hält gegen Hess

Foto: Die junge KSV-Torhüterin Victoria Bendt avancierte im Elfmeterschießen gegen Berlin zur Pokalheldin. In dieser Szene hält sie gegen Franziska Hagemann.

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