Holstein Women – BV Cloppenburg 0:4 (0:3)

5-Minuten-Blackout verhindert Kieler Überraschung

Am dritten Spieltag in der 2. Frauen-Bundesliga Nord unterlag Holstein Kiel dem Aufstiegsaspiranten BV Cloppenburg mit 0:4 (0:3). Gegen das mit sieben ausländischen Nationalspielerinnen gespickte Team von Cheftrainerin Tanja Schulte brachte eine Blackout-Phase von fünf Minuten mit drei Gegentreffern die Kielerinnen weit ins Hintertreffen.

Eigentlich hatten die ersatzgeschwächten Schleswig-Holsteinerinnen – ohne Marie Becker (U 17-WM in Ascherbaidschan), Julia Kibbel, Christina Krause, Louisa Nöhr, Jeska Danielsen und Janna Schäfer (alle verletzt) – die erste halbe Stunde den Druck des Favoriten gut standgehalten. Lediglich zwei Chancen durch Aferdita Kameraj (Neuzugang vom Frauen-Bundesligisten Hamburger SV) liess Holstein zu. In der 8. Minute streifte ein Schuss der Offensivspielerin die Oberkante des von Victoria Bendt insgesamt sehr gut gehüteten Gehäuses von Holstein. Nach knapp einer Viertelstunde zirkelte Kameraj aus kurzer Distanz und spitzem Winkel den Ball über das lange Eck. In der 20. Minute ergab sich sogar eine gute Möglichkeit für die Kielerinnen zur Führung. Auf der rechten Seite war Tina Hild in den Strafraum eingedrungen und stand frei vor dem Kasten der polnischen Nationalkeeperin Dominika Wylezek. Doch die Aktion dauerte einen Tick zu lange, so dass eine Cloppenburger Abwehrspielerin den Schuss von Hild aus 5 Metern zur Ecke abblocken konnte.

Jana LeugersDann brach innerhalb von 5 Minuten eine erhoffte Überraschung wie ein Kartenhaus zusammen. Der BV Cloppenburg nutzte jeden Fehler gandenlos aus. Österreichs Nationalspielerin Verena Aschauer flanke von links an den zweiten Pfosten, wo Polens Nationalkickerin Marta Stobba den Ball per Kopf auf Polens Stürmerin Agnieszka Winczo zurück legte. Die Torschützenkönigin der letzten Saison (24 Tore) traf am Torraum stehend aus der Drehung zum 1:0 für den BV.

rechtes Foto: Jana Leugers war in vielen Situationen auf sich alleine gestellt.

Nur wenige Augenblicke später bedankte sich Winczo nach einem Missverständnis von Hofmann und Brauer alleine auf Bendt zulaufend mit dem 2:0 für die Gäste. Als Marie-Louise Bagehorn mit einem Schuss, den Bahr mit dem Kopf leicht abfälschte, das 3:0 erzielte, war der letzte Hoffnungsschimmer der Mannschaft von Cheftrainer Christian Fischer verglüht.

In der restlichen Spielzeit kam die drückende Überlegenheit der Schulte-Elf immer mehr zum Vorschein. Holstein Kiel stand in Ballnähe meistens zu weit entfernt vom Gegenspieler und ließ die Cloppenburgerinnen nach Belieben kombinieren. Gepaart mit insgesamt zu wenig Aggressivität, unnötigen Fehlpässen, geringer Handlungsschnelligkeit und taktischen Fehlinterpretationen wurde der Klassenunterschied mehr als deutlich. Zum Glück verballerte der Tabellendritte der Vorsaison einige hochkarätige Chancen. Torhüterin Bendt erwischte wie eingangs erwähnt einen guten Tag. Auch Annika Bahr als Innenverteidigerin zählte mit gutem Stellungsspiel und vielen gewonnen Zweikämpfen zu den Aktivposten bei Holstein Kiel. Annika BahrEbenso Offensivspielerin Jana Leugers, die in vielen Szenen ihre Klasse zeigte, aber zu wenig Unterstützung aus den hinteren Reihen fand. Den Schlusspunkt setzte die eingewechselte Mareike Kösjan. Mazedoniens Nationalspielerin Gentjana Rochi hatte sich eigentlich viel zu leicht auf der rechten Seite im Kombinationsspiel durchgesetzt. Ihr Zuspiel an den zweiten Pfosten führte schließlich zum 4:0.

linkes Foto: Leistungsträgerin Annika Bahr hatte stets den Ball im Blick.

Fazit: Holstein Kiel spielte eine halbe Stunde sehr gut mit und zeigte in der restlichen Zeit das mit dezimiertem Kader nicht mehr möglich ist. Im Vergleich Amateure gegen „Profis“ siegte der haushohe Favorit, der seine außergewöhnliche Klasse im Stadion Waldweise zeigte, verdient. Während bei Holstein Kiel keine einzige Spielerin einen Vertrag besitzt, sind diese beim BV Cloppenburg bei fast allen Spielerinnen gut dotiert. Das 0:4 ist also kein Beinbruch für die Störchinnen. Schließlich sollen die notwendigen Punkte für den Klassenerhalt gegen Spielpartner auf Augenhöhe realisiert werden.

Holstein Kiel: Victoria Bendt – Emine Ibrahimi (46. Gyde Fuhrmann), Annika Bahr, Louisa Brauer, Stephanie Hofmann (46. Franka Röder) – Levke Walczak, Kati Krohn – Jana Leugers, Sarah Begunk, Tina Hild – Joy Grube

BV Cloppenburg: Dominka Wylezek, Virginia Kirchberger, Imke Wübbenhorst, Dagmara Grad, Tanja Baumann (71. Mareike Kösjan), Verena Aschauer (71. Lena Funke), Marta Stobba (56. Gentjana Rochi), Marie-Louise Bagehorn, Nathalie Bock, Aferdita Kameraj, Agnieszka Winczo

Schiedsrichter: Sandy Kuchmann-Nowak (Hachelbich)

Assistenten: Deborah Wiemann // Nicole Zabinski

Zuschauer: 147

gelbe Karten: keine

Tore: 0:1 Winczo (30.), 0:2 Winczo (31.), 0:3 Bagehorn (34.), 0:4 Kösjan (76.)

Fotos vom Spiel gibt es hier mit einem Klick.

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