Kein Sieger in der Schlacht im Tecklenburger Land

Sportfreunde Lotte – Holstein Kiel 0:0

Unzählige Zweikämpfe, zwei Platzverweise, und am Ende kein Sieger. Das Nachholspiel der Sportfreunde Lotte und Holstein Kiel war ein selten gesehener Kampf mit einem Übermaß an Emotionen auf und neben dem Rasen. Die Kieler Störche taten sich beim 0:0 vor 2.000 Zuschauern (davon 400 KSV-Fans) weniger mit dem Boden schwer, sondern mit der Chancenverwertung. Gegen am Ende neun Lotteraner wollte das Leder einfach nicht über die Linie.

KSV-Trainer Markus Anfang beorderte drei Neue zum 1:1 gegen Magdeburg in die Startelf. Patrick Herrmann (nach Gelbsperre), Niklas Hoheneder und Mathias Fetsch standen zum Anpfiff auf dem Rasen. Tim Siedschlag, Marvin Ducksch und Arne Sicker nahmen zunächst auf der Bank Platz.

Schon bei Warmmachen war abzusehen, dass der Holperrasen des FRIMO-Stadions nicht der Nährboden zahlreicher Torchancen sein würde. Die Sportfreunde bauten offensiv eher auf Distanzschüsse und Kommissar Zufall, sodass Kenneth Kronholm im Kasten der Kieler nur zweimal beherzt zupacken musste. Auch die Kieler hatten wenige Gelegenheiten, die waren aber riesig. Dominick Drexler (15.), Dominik Schmidt (39) und Kingsley Schindler (44.) kamen nach beherztem Einsatz alleine vor Benedikt Fernandez zur Großchance, scheiterten aber an Lottes Schlussmann. Die überwiegende Zeit war jedoch von Kampfszenen geprägt. Da Schiedsrichter Lasse Koslowski nur seine lange Leine eingepackt hatte, steigerten sich die Feldspieler in ihrem Elan. Zum Pausenpfiff gingen fünf der 22 Akteure vorbestraft in die Kabine.

Mit dem Wiederanpfiff entdeckten die Störche Weitschüsse als Mittel der Wahl. Dominic Peitz (48.) und Alexander Bieler (49.) verpassten wieder um Haaresbreite die mittlerweile überfällige Führung. Einen 22-Meter-Strich von Dominik Schmidt kratzte Fernandez noch um den Pfosten (60.). Holstein dominierte das Geschehen wie lange nicht, Lotte wirkte platt und schwächte sich selbst. Der bereits verwarnte Tim Wendel riss nach einem Ballverlust Marvin Ducksch zu Boden und musste mit Gelb-Rot vom Platz (72.). Wenig später grätschte Mathias Rahn mit offener Sohle in Peitz und musste mit glatt Rot vom Feld (77.). Wieder kochten Emotionen hoch, wieder gab es auf und neben dem Rasen Wortgefechte und Klärungsbedarf. Die Sportfreunde drehten jetzt kräftig an der Uhr und ließen sich bei jeder Unterbrechung jede Menge Zeit. Neun Lotteraner verriegelten für die letzten Minuten den eigenen Torraum.

Stimmen nach dem Spiel

Kenneth Kronholm: „Wir haben Lotte richtig unter Druck setzen können und haben alles versucht. Ich kann der Mannschaft keinen Vorwurf machen, sie hat alles gegeben. Und das ist hier auf dem Rasen wahrlich nicht einfach gewesen. Der Torwart der Sportfreunde hat ihnen heute den Punkt gerettet.“

Kingsley Schindler: „Es war das erwartete Kampfspiel, in dem wir leider nicht die Dinger vorne gemacht haben. Wir brauchen aber die Köpfe nicht hängen lassen, sondern müssen am Samstag in Bremen weitermachen.“

Alexander Bieler: „Schlechter Rasen, viel Kampf, wenig Fußball. Wir haben die Chancen zum Sieg gehabt, können aber auch gut mit dem Punkt leben.“

Dominik Schmidt: „Wir haben heute die klar besseren Chancen gehabt, aber es hat das Quäntchen gefehlt.“

KSV-Trainer Markus Anfang: „Es war das erwartet intensive Spiel. Wir müssen zur Halbzeit mit 1:0 oder 2:0 führen. In der zweiten Hälfte haben wir versucht, noch mehr Druck zu erzeugen, haben weiter auf den Treffer gespielt. Wir hatten Möglichkeiten, aber es hat heute nicht sein sollen. Fußballspielen war auf dem Platz schwierig. Die Platzverweise waren dann gar nicht so entscheidend, da man nichts ausspielen konnte. Wir sind nicht wirklich zufrieden mit dem Punkt, man kann der Mannschaft aber nichts vorwerfen, außer der nicht verwerteten Torchancen.“

SFL-Trainer Ismail Atalan: „Es ist immer schlecht, wenn am Ende der Schiedsrichter der Hauptdarsteller ist – und das war heute der Fall. Irgendwann hat er Situationen gepfiffen, die keiner mehr verstanden hat. Das war kein Fußballspiel mehr. In der zweiten Halbzeit wurde aus jeder Aktion ein Drama gemacht. Ich war froh, als das Spiel abgepfiffen war. Von der kämpferischen Leistung her, war das ein toller Auftritt meiner Mannschaft, vor allem in den letzten 15 Minuten.“

Spielinfo

Sportfreunde Lotte: Fernandez – Langlitz, Rahn, Nauber, Neidhart – Lindner (64. Sané), Brock, Wendel – Granatowski (82. Steinhart), Tankulic, Freiberger. Trainer: Atalan
Holstein Kiel: Kronholm – Herrmann, Schmidt, Czichos, Lenz – Peitz – Schindler, Hoheneder (82. Azemi), Bieler, Drexler – Fetsch (70. Ducksch). Trainer: Anfang
Schiedsrichter: Koslowski (Berlin)
Tore: Fehlanzeige
Zuschauer: 1.967
Gelb-Rote Karte: Wendel (72.)
Rote Karte: Rahn (79., grobes Foulspiel)

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