Kultfaktor 10

So. 14 Uhr: Altona 93 – Holstein Kiel

Adolf Jäger (* 31.03.1889 – † 21.11.1944) war, da gibt es wohl kaum einen Zweifel, der erste deutsche Fußballspieler mit Weltklasseformat. Der Hamburger war über 16 Jahre lang Mitglied der Nationalmannschaft und galt als herausragender Sportsmann. Jäger verfügte über ein exzellentes Pass- und Kopfballspiel. Für heutige Verhältnisse erscheint es undenkbar, dass Jäger seine gesamte Karriere beim Stadtteilklub Altona 93 verbrachte. Nationale Titel blieben dem Ballvirtuosen, der am 21. November 1944 verstarb, stets verwehrt. Dennoch durfte er 1912, das Jahr, in dem der Nordrivale Holstein Kiel seinen ersten und einzigen Meistertitel feierte, einen großartigen Erfolg verbuchen, die Teilnahme an der Olympischen Spielen.

AFC-Chronist Paul Tietgen, einst Stammspieler der norddeutschen Fußballauswahl und langjähriger Teamgefährte von Adolf Jäger wusste Ende der 80er Jahre über den „Dirigenten“ zu berichten: „Adolf gehört für mich auch unter Einbeziehung der heutigen Nationalspieler zu den bedeutendsten Fußballern, die je in Deutschland gespielt haben.“ Legendäre Spieler wie Heinz Spundflasche (1952-58), Werner Erb (1953-61) oder auch Dieter Seeler (1952-55) bleiben in den Annalen des Kultklubs unvergessen. Doch der Name Adolf Jäger, der den 1909 angelegten Altonaer Sportplatzes 1944 für immer benennen sollte, bleibt wie kein anderer auf ewig mit der Geschichte von Altona 93 verbunden.

Das Altonaer Stadion wurde 1909 errichtet und zählt zu den ältesten Sportstätten Deutschlands. Anfang 1921 wurde der zuvor angepachtete Platz vom Verein gekauft und das Stadion zum fassungsreichsten Norddeutschlands ausgebaut. Am 26. Oktober 1957 wurde aus der Adolf-Jäger-Kampfbahn erstmals ein Oberliga-Punktspiel in Deutschland in voller Länge im Fernsehen übertragen. Die Partie lautete damals: Altona 93 gegen Holstein Kiel. Das Stadion besteht noch heute aus einer im Jahre 1958 überdachten Haupttribüne. Eine Besonderheit ist die 1958 vom NDR im Zuge der Baumaßnahme fest installierte Kameraposition über dem Durchgang zu den Kabinen. Im Jahre 2001 wurden die Holzbänke auf der Haupttribüne gegen 1.600 Schalensitze aus dem Sonderblock des abgerissenen Volksparkstadions ersetzt. Außerdem besteht das Stadion aus einer bis hinter das östliche Tor herumgezogenen Steh-Gegengeraden sowie einem als “Zeckenhügel“ bezeichneten Erdwall hinter dem westlichen Tor. Von der Haupttribüne aus links gibt es eine kleine Stehtribüne, die sogenannte “Meckerecke“. Des weiteren befindet sich auf dem Gelände noch ein Clubheim und ein markantes Kriegerdenkmal für die Toten des Zweiten Weltkriegs.

Die Zuschauerrekorde in der Adolf-Jäger-Kampfbahn aus dem Jahr 1953 – 27.000 gegen den HSV und 25.000 gegen die Kieler Störche – werden Rekorde für die Ewigkeit bleiben, denn im September 2007 hat der AFC auf seiner Mitgliederversammlung per Abstimmung den Verkauf des vereinseigenen Geländes an der Griegstraße, auf dem die marode Adolf-Jäger-Kampfbahn steht, beschlossen. Für 11,25 Millionen Euro wollen die Altonaer das Grundstück an zwei Hamburger Investoren verkaufen und eine neue 10000-Plätze fassende Arena aus dem Boden stampfen. Wann und wo, das ist derzeit noch ungewiss. Nur gut, dass der berühmteste Sohn des Klubs, Adolf Jäger, das nicht mehr miterleben muss. Für die Fans des Oberliga-Spitzenreiters Holstein Kiel ist es am kommenden Sonntag vielleicht die letzte Gelegenheit, eines der traditionsreichsten Stadien Deutschlands noch einmal hautnah zu erleben. (Patrick Nawe)

Quellen:

– Altona 93 – Oberliga Nostalgie

– Norbert Carsten: 111 Jahre Altona 93

– www.Altona93.de

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