Mit Bundesliga-Erfahrung zum Erfolg

Marvin Ducksch soll bis zum Saisonende für die nötigen Tore sorgen

Der Sieg der Kieler Störche gegen den Ligaprimus MSV Duisburg ging runter wie Öl. Leihstürmer Marvin Ducksch hinterließ im Spiel gegen die Zebras nicht nur aufgrund seines Führungstreffers nachhaltigen Eindruck und wurde in der 60. Minute – Verteidiger Niklas Hoheneder kam zur Stabilisierung der Defensive – vom Kieler Publikum zu Recht mit Szenenapplaus verabschiedet. Im heutigen Holstein Magazin stellen wir Ihnen den Leihstürmer einmal genauer vor.

Dortmund: „Ich glaube Dortmund hat mein Leben enorm geprägt. Ich durfte dort sehr viel erleben, erfahren – und das nicht nur im Fußball“, weiß Ducksch. „Dortmund hat mir gezeigt, dass der Weg in die richtige Richtung gehen kann. Da habe ich alles gelernt. Auch wie man erwachsen wird“, betont Ducksch.

BVB: In der Jugend fand Marvin den brasilianischen Fußballstar Robinho faszinierend. „Was der mit dem Ball machen konnte, einfach unglaublich. Und was er immer wieder für Tricks eingebaut hat in sein Spiel, bemerkenswert.“ Beim BVB trainierte Ducksch durchgehend mit den Profis und kam so in den Genuss, mit dem jungen Robert Lewandowski tagtäglich zusammen auf dem Trainingsplatz zu stehen. „Ich habe seine Entwicklung hautnah miterleben können, auch die körperlichen Veränderungen. Das ist ein Stürmer, an dem sich jeder ein Beispiel nehmen sollte. Aber nicht nur sein Können, auch sein Wesen ist einzigartig“, schwärmt Ducksch noch heute von seinem ehemaligen Sturmkollegen. „Ich habe viel gelernt und bekam eine Menge Hilfe von den Großen. Ich bin allen sehr dankbar. Vor allem auch dafür, dass ich nie abgehoben bin. Es hilft eben doch, wenn man ab und zu auf die Fresse fällt und an sich arbeiten muss“, weiß Ducksch.

Klopp: Nach dem Ermüdungsbruch 2011 hatte ihm BVB-Coach Jürgen Klopp volle Unterstützung signalisiert. Das gab dem jungen Stürmer viel Kraft und Auftrieb. „Kloppo“ kannte Ducksch schon aus der Jugend und vor allem der U23. Mit 16 stieg Ducksch mit der 2. Mannschaft in die Regionalliga auf. In der U17 und U19 hatte er bereits eine super Torquote vorzuweisen. Klopp hielt viel von Marvin und ließ ihn das auch spüren. „Die Gespräche mit Klopp waren immer ehrlich, herzlich und menschlich. Er hat mir klipp und klar gesagt, was ich tun soll, was er mag, wo er meine Stärken sieht. Und das Wichtigste, er gab mir meine Chancen!

Achtzigtausend: In Dortmund erlebte Marvin Ducksch als junger Kicker den Traum, vor über 80.000 Zuschauern auflaufen zu dürfen. „Das muss man erlebt haben. Ich war dort als Balljunge, Einlaufkind und Zuschauer. Aber auf dem Platz ist das Ganze natürlich noch einen ganzen Tick atemberaubender. Ein Traum! Das war unbeschreiblich beim ersten Mal und ich war unglaublich nervös, obwohl ich eher ein ruhiger Typ bin vor dem Spiel“, erinnert sich Ducksch. Am 18. August 2013, im Spiel gegen Eintracht Braunschweig (2:1), kam Marvin kurz vor dem Spielende für Henrikh Mkhitaryan aufs Feld. Das war der Einstieg. Schon im nächsten Spiel gegen den 1. FC Nürnberg stand er von Beginn an auf dem grünen Rasen und spielte durch. Ein Schritt in die richtige Richtung!

Paderborn: Zur Saison 2014/15 wurde Ducksch an den SC Paderborn 07 ausgeliehen. Sein erstes Bundesligator erzielte er am 19. Oktober 2014 (8. Spieltag) beim 3:1-Sieg im Heimspiel gegen Eintracht Frankfurt mit dem Treffer zum 1:1 in der 66. Minute. Aber auch in Paderborn warfen ihn Verletzungen erheblich zurück, der Durchbruch misslang. „Trainer Breitenreiter hatte mich direkt angerufen. Und ich hatte das Gefühl, dass ich bereit wäre für die 1. Bundesliga. Auch meine engsten Freunde haben mir Mut zugesprochen. Daher habe ich auch nicht lange gezögert als das Angebot kam. Mit 20 Jahren Erstliga-Luft schnuppern zu können, da denkt man nicht lange nach. Das macht man sofort!“, blickt Marvin auf seinen Wechsel in das Fußball-Oberhaus zurück. Anfang der Rückrunde im Frühjahr 2015 dann der Schock: Ermüdungsbruch Nummer 2. Das Kapitel 1. Bundesliga war bald danach nicht nur für Paderborn beendet, sondern auch für den jungen Marvin Ducksch. Dennoch denkt er gern an die Zeit in Ost-Westfalen zurück: „Dort habe ich meinen ersten Bundesliga-Treffer erzielt und habe mich wohl gefühlt. Zwar hat Breitenreiter nicht viel mit uns Spielern gesprochen, aber er war sehr ehrlich. Er brennt, ist total ehrgeizig und konnte als ehemaliger Bundesliga-Stürmer vor allem uns Angreifern vieles beibringen. Und auch Späße konnte er machen“, erzählt Ducksch über sein Erstliga-Abenteuer beim Sportclub.

St. Pauli: Der FC St. Pauli darf sich im Sommer auf Marvin Ducksch freuen. Momentan sammelt der Stürmer nach seiner langen Verletzungspause jede Menge Spielpraxis im Storchennest. Somit profitieren Holstein und der FC von dem Leihgeschäft. Marvin Ducksch ist gern in Kiel, freut sich aber auch über die Rückkehr an den Kiez. „Der Verein gehört in die 1. Bundesliga: Fans, Stadt, Stadion und Verein haben es verdient. Für mich lief es dort nicht so rund, auch die Konkurrenz auf meiner Position ist stark, Lennart Thy zum Beispiel. Aber mit dem Trainer kam ich gut klar. Ewald Lienen ist ein ganz eigener Mensch, unheimlich erfahren. Eine Autoritätsperson.“

Mensch: Inzwischen beschreibt sich Marvin Ducksch als einen ruhigen Menschen. Die Zeiten, in denen er sich ausgetobt hat, die gehören der Vergangenheit an. „Um die Häuser ziehen, Party, Disco, Alkohol – das ist vorbei“, betont der 23-Jährige. Nach seinen drei Mittelfußbrüchen ist Ducksch in sich gegangen, hat intensiv Ursachenforschung betrieben und seinen Lebenswandel völlig umgestellt. Wichtig war dabei vor allem, sich von dem „unruhigen“ Umfeld seiner Jugend, vor allem in der Dortmunder Nordstadt, zu distanzieren. Dort gehörten Handgreiflichkeiten und Kriminalität im Allgemeinen zum Alltag. „Wenn man dort aufwächst, dann hat man es manchmal nicht so leicht, zwischen Gut und Böse zu unterscheiden“, erinnert sich Marvin. Inzwischen führt Marvin ein geordnetes und gesundes Leben, hat sich dem Ziel Bundesliga-Fußball voll und ganz verschrieben.

Freunde: Die besten Freunde haben bei Marvin nicht viel mit dem Fußball zu tun. In einer Siedlung in Dortmund Mitte aufgewachsen, lernte er im Alter von drei Jahren seinen Freund Semih kennen, einen Türken. Zusammen besuchten sie die Grundschule und beide haben bis heute ein total offenes und ehrliches Verhältnis. Vor sieben Jahren lernte Marvin dann den Libanesen Mahmud kennen. „Momo hatte eine eigene Bar in Dortmund, da habe ich viel Zeit verbracht. Da ich keinen Führerschein habe, entschloss er sich bei meinem Wechsel 2014, mit mir nach Paderborn zu ziehen und mich vor Ort zu unterstützen. Dafür hat er extra seine Bar verkauft. Und wenn es für mich mal wieder in die Bundesliga gehen sollte, dann würde er mich erneut begleiten“, setzt Marvin Ducksch auf die Zukunft – und auf die tolle Unterstützung seiner Freunde.

Wechselspiele: Von Dortmunds 2. Mannschaft in der 3. Liga zu den Profis ins Oberhaus. Nach seiner Verletzung zurück zu den inzwischen abgestiegenen BVB-Amateuren in die Regionalliga West. Dann der Sprung in die 1. Bundesliga nach Paderborn, der Wechsel in die Zweitklassigkeit zum FC St. Pauli und nun der Drittliga-Abstecher an die Kieler Förde. „Der Wechsel zu Holstein ist für mich kein Abstieg. Es könnte für beide Seiten eine Win-Win-Situation werden“, glaubt Marvin. Und hier will Marvin den Aufstieg packen. „Mir kommt es so vor, als ob es nur noch eine Frage der Zeit ist, wann Holstein in der 2. Bundesliga spielt“, sagt Ducksch voller Überzeugung. „Ich habe Bock, will helfen, vielleicht schaffen wir es ja. Es fühlt sich hier einfach nicht an wie 3. Liga!“ Seine letzten Vorstellungen im Trikot der Störche machen auf jeden Fall Appetit auf mehr.

Alltag: „Ich bin relativ ruhig, verweile oft daheim“, gibt Marvin Ducksch Einblicke in den Alltag abseits des Fußballs. Inzwischen achtet Marvin sehr auf seine Ernährung. Das hat sich auch sehr positiv auf sein „Heilfleisch“ ausgewirkt. Früher gab es bei Marvin viel Fast Food. Das ist vorbei. „Das macht mich fitter und spritziger“, weiß Marvin. Auf das „Projekt“ Holstein hattener sofort Lust. „Ich habe in Kiel-Kroog ein kleines Häuschen im Grünen gefunden und fühle mich dort sehr wohl. Und mit dem Auto sind es gerade einmal 15 Minuten bis nach Projensdorf ins Trainingszentrum“, freut sich Marvin über den Wohlfühleffekt in der Landeshauptstadt und bei Holstein.

Zukunft: „Ich möchte so hoch spielen wie es geht. Ich kann Bundesliga-Spieler sein, das habe ich bereits in Dortmund und Paderborn gezeigt. Und wenn ich verletzungsfrei bleibe, dann glaube ich auch daran, es wieder zu schaffen. Dafür gebe ich alles und nehme auch Umwege in Kauf. Ich werde sehen, was dabei rauskommt. Auch die 2. Bundesliga ist toll. Aber ich habe schon noch den Anspruch, einen Tick höher zu spielen. Das ist in meinem jungen Alter sicherlich normal“, schaut Marvin Ducksch voller Hoffnung nach vorn.

Tor: Beim Auswärtsspiel in Osnabrück feierte Marvin Ducksch seine Startelf-Premiere für Holstein Kiel. Und das erste Tor für die KSV markierte der 23-Jährige vier Tage später im Top-Spiel gegen den MSV Duisburg. In der 13. Minute schickte Dominick Drexler den pfeilschnellen Kingsley Schindler auf die Reise, dessen Flanke legte Alexander Bieler per Kopf für Ducksch auf. Der Leihstürmer fackelte nicht lange und schoss die Kugel aus sieben Metern flach und direkt zur umjubelten Holstein-Führung in die Maschen (13.). Und in der 50. Minute hatte Ducksch sogar den zweiten Kieler Treffer auf dem Fuß, verpasste aber haarscharf einen weiteren Torerfolg. „Ich freue mich natürlich über mein Tor, aber der Dreier für uns ist viel wichtiger“, strahlte Marvin nach dem Schlusspfiff über das ganze Gesicht.

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