Niklas und die starken Männer

Kampfkraft und Persönlichkeit für die KSV

Der 30-jährige Niklas Hoheneder trägt seit dem Sommer 2016 das Trikot der Kieler Störche und gehört mit seiner Spielweise, Kampfkraft und Persönlichkeit zu den auffälligsten Akteuren im Team von Markus Anfang. „Niklas ist ein super Typ, eine gute Persönlichkeit und ein sehr erfahrener Innenverteidiger“, lobt auch Holsteins Sportchef Ralf Becker den Musterprofi aus dem österreichischen Linz. Wir stellen Ihnen den international erfahrenen Holsteiner näher vor.

17. August 1986: Für Ewald und Elisabeth Hoheneder war der 17. August 1986 einer der allerschönsten Tage in ihrem Leben, erblickte doch ihr Sohn Niklas in Linz das Licht der Welt. Ein Jahr zuvor durften sich die Hoheneders über die Geburt ihrer Tochter Stephanie freuen.

Heimat: „Ich habe eine richtig schöne Heimatstadt mit einer besonders schönen Altstadt“, schwärmt Niklas Hoheneder über seine Geburtsstadt Linz. Direkt an der Donau gelegen, viel Grün und die Berge in rund 50 Kilometer Entfernung – Hoheneder wuchs in einer sehr angenehmen Atmosphäre auf. Großmutter Hilda in Aigen-Schlägl war ein beliebtes Besuchsziel.

Familie: „Meine Eltern Ewald und Elisabeth haben alles für uns getan und haben niemals geklagt. Meine Schwester war in ihrer Jugend eine erfolgreiche Schwimmerin, ich habe Fußball gespielt. Meine Eltern hatten also alle Hände voll damit zu tun, uns überall hinzufahren und sich um das ganze Drumherum zu kümmern. Wir pendelten also viel zwischen Schwimmhalle und Fußballplatz und irgendwas war eigentlich jeden Tag zu organisieren. Ich selber habe nur eine Tochter und schon da merke ich, welchen Aufwand man betreiben muss, wenn man seinem Kind gerecht werden will. Daher ist die Leistung meiner Eltern nicht hoch genug einzuschätzen. Die eigenen Interessen müssen dann eben zurückstehen. Das ist es einfach wert!“

Fußball: Großvater Alois war Fußballer und kickte im benachbarten Dorf Aigen. Vater Ewald jagte in Lembach dem runden Leder nach. Nur zu verständlich, dass auch der junge Niklas ganz früh mit dem Fußball in Berührung kam und seine Wochenenden häufig auf dem Sportplatz verbrachte. „Auch meine Mutter begeisterte sich für den Fußball. Mir war ganz früh klar, dass ich so etwas auch möchte. Und es dauerte nicht lange, da wurde ich in die Jugend des FC Linz gesteckt. Dann ging es richtig los.“

Österreich: „Ich habe das Heimatgefühl ein wenig verloren, da ich lange in Leipzig gelebt und dort auch meine Frau kennengelernt habe. Ich komme momentan nur selten in meine Heimat. Aber das Land finde ich wunderschön. Wenn die Zeit gekommen ist, dann werde ich das alles mit meiner Familie nachholen: Skiurlaub, Urlaub auf dem Bauernhof, die Berge… Darauf freue ich mich sehr.“

Kiel: „Wir fühlen uns hier total wohl. Die Kleine ist im Kindergarten, wir haben ein schönes Haus in der Nähe des Trainingsgeländes gefunden und es passt alles. Natürlich war Leipzig eine ganz andere Nummer, viel moderner. Aber hier in Kiel gefällt mir das Flair mit der Förde und dem Meer. Das ist etwas sehr Schönes. Wenn man einfach mal schnell an den Strand fahren kann ist es einfach nur schön. Und wenn das Wetter dann auch noch gut ist, dann fühlt es sich fast wie Urlaub an“, schwärmt Hoheneder.

Berge: Wie alle Österreicher besaß auch Niklas Hoheneder von Kindesbeinen an eine hohe Affinität zu den Bergen. Dabei zog es ihn eher im Winter auf die Piste. „Ein Wandersmann war ich nie so richtig“, erinnert sich Niklas noch heute an einige ungeliebte Wanderungen mit der Familie. „Zwar waren dort oben schöne Bergseen und traumhafte Hütten, aber ich war vom vielen Klettern etwas genervt“, so Hoheneder. Doch für die Zukunft hat der 30-Jährige die Berge fest auf dem Reiseplan eingeplant: „Ich möchte meiner Frau Susann und meiner Tochter Hilda sehr gern alles zeigen, ein Urlaub dort ist sicherlich herrlich.“

Skilaufen: Mutter Elisabeth war früher eine gute Skiläuferin, ist sogar bei einigen Rennen mitgefahren. Sohn Niklas stand schon im Alter von zwei Jahren auf der Piste und schwärmt von der Abfahrt. Zuletzt vermied Niklas Hoheneder das Skifahren allerdings, konzentrierte sich vollends auf seine Fußball-Karriere: „Das Risiko für einen Profi-Fußballer ist einfach zu hoch, die gefährliche Komponente zu groß. Da warte ich noch bis zu meinem Karriereende – dann aber richtig!“

Maier: Spricht Niklas Hoheneder über seine Idole, dann fällt unweigerlich der Name der österreichischen Skifahrer-Legende Hermann Maier. Der „Herminator“ war zweimal Olympiasieger, dreimal Weltmeister und gewann viermal den Gesamtweltcup. Hinzu kommt der zehnmalige Gewinn einer Weltcup-Disziplinenwertung. „Hermann ist ein Arbeitstier mit einer unglaublichen Moral. Er kam aus dem Nichts. Das ist einfach beeindruckend“, beschreibt Hoheneder begeistert seinen Helden. „Selbst nach seinem schweren Unfall hat er sich zurückgekämpft und ein Wahnsinns-Comeback hingelegt. Sein Fahrstil ist unglaublich und er ist ein Siegertyp – ohne Rücksicht auf Verluste. Ich würde ihn gern einmal persönlich treffen.“

Schwarzenegger: „Der nächste Österreicher, der mich schwer beeindruckt ist der Arnold Schwarzenegger“, betont Hoheneder. „Wir sind halt ein kleines Land, da ist man schon recht stolz, wenn jemand eine derart steile Weltkarriere hinlegt. So viele gibt es davon bei uns nicht. Und dann ist es ihm auch noch mit dem Bodybuilding, einer damals relativ unbekannten und wenig populären Sportart, gelungen. Er wurde anfangs von allen belächelt, aber er hat sich den Sprung nach Amerika getraut und alle überzeugt.“ Die Schwarzenegger-Filme hat Hoheneder alle gesehen und den politischen Werdegang von Schwarzenegger als Gouverneur von Kalifornien stets mit Interesse verfolgt.

Kampfgeist: Angesichts seiner Helden Maier und Schwarzenegger ist es nicht weiter verwunderlich, dass der robuste Hoheneder über den Körper ins Spiel findet. „Ich komme über den Kampf ins Spiel. Am besten bin ich dann, wenn ich die Zweikämpfe für mich entscheiden kann. Im Alter bin ich in der Hinsicht etwas ruhiger geworden und gehe etwas entspannter an die Situationen heran“, so Hoheneder.

Meister 2006 und Aufstieg: 2006 durfte Hoheneder seinen ersten Meistertitel feiern, und zwar in der 2. Österreichischen Liga. Bei Lask Linz war Hoheneder schon in jungen Jahren zum Stammspieler geworden, dort schaffte er als Profi den Durchbruch. Und beim Aufstieg in die 1. Liga erzielte er beim Auswärtsspiel in Leoben sogar in der Nachspielzeit das entscheidende Tor – auch zur Meisterschaft. „Im Erstligajahr habe ich dann alle 36 Spiele über 90 Minuten gemacht“, erinnert sich Hoheneder, der daraufhin noch ein zweites Jahr mit Linz erstklassig spielte. Doch im Winter kamen die ersten Angebote von anderen Clubs…

Europa: Der Wechsel zu Sparta Prag im Sommer 2009 war ein großer Schritt für Niklas Hoheneder, bedeutete er doch den Abschied aus der lange gewohnten Umgebung. Der Reiz, endlich einmal internationales Terrain zu betreten – auch auf dem grünen Rasen – war riesig. In Athen stand Niklas Hoheneder im Rahmen der Champions-League-Qualifikation vor 70.000 Zuschauern gegen Panathinaikos auf dem Feld. In der Europa League ging es gegen Kopenhagen, Eindhoven und Cluj.

Meister 2010: Mit Sparta Prag wurde der Verteidiger ungeschlagen tschechischer Meister. Hoheneder hatte nach seinem Wechsel zu Prag einen schweren Start, die Konkurrenz auf seiner Position war groß. Doch schon in der Rückrunde hatte er sich seinen Stammplatz erkämpft und war aus der Startformation, inzwischen auf der 6er-Position, nicht mehr wegzudenken. „Das war geil, auch wenn es eine ungewohnte Position für mich war. Aber ich bin dann immer besser reingekommen“, erzählt Hoheneder. Doch der Tag der Meisterschaft beinhaltete viel Licht und einen großen Schatten: „Wir waren gerade bei den Feierlichkeiten, kamen in die Kabine und ich hatte sehr viele Nachrichten erhalten. Leider nicht nur Glückwünsche zum Titel, denn mein Freund aus alten Linzer Fußballtagen, Besian Idrizaj, der inzwischen beim FC Liverpool spielte, war einem Herzinfarkt erlegen. Ich bin am Tag nach der Meisterschaft sofort nach Hause gefahren, die Meisterfeier konnte ich natürlich nicht mehr genießen“, erinnert sich der Österreicher.

RB Leipzig: Von Januar 2012 bis Mai 2015 spielte Niklas Hoheneder für RB Leipzig, feierte dort den Durchmarsch von der Regionalliga Nord bis in die 2. Bundesliga. „Das war eine geile Zeit. Erfolg pur, zweimal Aufstieg, dann leider 2014 eine schwere Verletzung. Ich war im Spiel auf den Kopf gefallen und war danach vier Monate raus. Da war der Zug bei mir abgefahren, das geht bei RB alles sehr schnell“, beschreibt Hoheneder seinen Werdegang beim „Brauseklub“. Noch immer hat Niklas Hoheneder gute Kontakte nach Leipzig und vor allem auch zu ehemaligen Wegbegleitern. „Inzwischen spielen 15 ehemalige Leipziger Mitspieler in der 3. Liga, da gibt es also häufig ein Wiedersehen“, freut sich der Verteidiger.

Sonderzug: Besonders gern erinnert sich Hoheneder an den Aufstieg in die 3. Liga in Lotte. Nach dem Spiel ging es mit der ganzen Mannschaft in einem Sonderzug gen Heimat. „Da waren über 1.000 Fans mit dabei, das war einfach sensationell. Insgesamt hatten uns rund 2500 RB-Fans nach Lotte begleitet. Und in Leipzig angekommen ging es dann natürlich in der Disko L1 am Marktplatz weiter.“

Das beste Spiel: „Das wird mir noch lange in Erinnerung bleiben. Es war ein Derby mit Sparta gegen Slavia, das wir 1:0 gewonnen haben. Mir war der Stellenwert des Derbys anfangs gar nicht so bewusst. Aber eine Niederlage ist in Prag so etwas wie ein Ehrverlust. Darüber hatten mich dann nach dem Abpfiff Mitspieler aufgeklärt. Ich wurde nach der Partie zum man of the match gewählt, eine tolle Sache. Und die komplette Mannschaft war dann mit dem Trainerteam und dem Vorstand in den Prager Kneipen unterwegs“, muss Hoheneder noch heute lächeln bei den Erinnerungen an die „Goldene Stadt“.

Zukunft: „In zehn Jahren möchte ich mit meiner Familie in einem schönen Haus in Leipzig leben. Was ich dann ganz genau machen werde, das steht noch in den Sternen. Ich habe immer davon geträumt, ein Kaffeehaus zu eröffnen. Da müsste ich mich dann aber so langsam mal drum kümmern, so etwas fällt einem ja nicht in den Schoß“, schaut Niklas Hoheneder nach vorn.

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