RW Erfurt – Holstein Kiel 0:1 (0:1)

Holsteins Absturz in die Oberliga –

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Ein bitterer Tag für die KSV Holstein. Trotz eines 1:0-Erfolges im Erfurter Steigerwaldstadion müssen die Kieler Störche den schweren Gang in die Oberliga Nord antreten. Der neuerliche Sieg durch den Treffer des Tschechen Pavel Dobry (22.) reichte nicht, um am letzten Spieltag doch noch den Sprung an das rettende Ufer zu schaffen. Durch den Abstieg der Regionalliga-Mannschaft darf das Oberliga-Team von Trainer Hans-Friedrich Brunner in der kommenden Saison nur noch in der Verbandsliga antreten.

Es schien alles nach Plan zu laufen für die Mannschaft von Trainer Peter Vollmann. Von Beginn an gelang es den Störchen, den ersatzgeschwächten Gegner im eigenen Stadion weitestgehend zu kontrollieren. Immer wieder ergaben sich Lücken in der unsicheren Erfurter Deckung und in der 22. Minute konnte RWE-Keeper Retajczak Holstein-Angreifer Dmitrijus Guscinas nur noch per Notbremse stoppen. Pavel Dobry, mit 13 Treffern erneut bester Kieler Torjäger Saison, ließ sich nicht zweimal bitten und eröffnete den Widerstand der Vollmann-Elf gegen den drohenden Abstieg. In der Folgezeit war den Störchen der Druck und die Nervosität deutlich anzumerken, aber es ergaben sich dennoch weitere Möglichkeiten vor den 3692 Zuschauern. Erst verzog Guscinas nach seinem Solo aus dreizehn Metern freistehend vor Retajczak (26.), dann lagen die Nerven von Henning Grieneisen (41.) bei seinem Schuss aus vierzehn Metern blank und der Erfurter Keeper konnte parieren. Mit ein wenig Glück hätte die KSV das Spiel schon frühzeitig für sich entscheiden können. So blieb es bis zur Halbzeit bei der sicherlich verdienten 1:0-Führung für die Gäste, aber die Nachricht vom Dortmunder Führungstreffer gegen Leverkusen lähmte die Euphorie der rund 300 mitgereisten Holstein-Anhänger sichtlich.

Auch im zweiten Durchgang wartete man vergeblich auf eine stürmische Holstein-Offensive. Trainer Peter Vollmann wollte die knappe 1:0-Führung keinesfalls durch ein Öffnen des Spiels riskieren. So wartete die KSV auf ihre Chancen, wirkte dabei allerdings in den zweiten 45 Minuten streckenweise wie gelähmt. Torchancen waren Mangelware. Die Elf von Pavel Dotchev kam jetzt etwas besser ins Spiel, wollte seinen Fans zum Saisonausklang unbedingt ein positives Erlebnis mit in die Sommerpause geben. Spätestens Mitte der zweiten Halbzeit war klar, dass die Störche das bessere Torverhältnis der Dortmunder nicht mehr einholen würden, Ergebnissicherung war jetzt Trumpf im Steigerwaldstadion. Jürgensen für Mikolajczak (64.) und Bartels für Grieneisen (65.) sollten noch einmal neuen Schwung bringen, aber viel Zwingendes lief nicht mehr zusammen in der Kieler Mannschaft. In der 78. Minute kam Alexej Spasskov für den abgekämpften Jan Sandmann ins Spiel. Holstein wehrte sich jetzt zwar mit Erfolg gegen den Ausgleich, doch der bittere Abstieg in die Oberliga Nord war nicht mehr zu verhindern.

Punktgleich mit den drei Mannschaften Union Berlin, Rot Weiß Ahlen und Borussia Dortmund II spielt der Kieler Traditionsverein, der die drittbeste Rückrunden-Bilanz der Regionalliga Nord zu verzeichnen hat, nun aufgrund des schlechteren Torverhältnisses nur noch viertklassig.

„Wir werden den Karren aus dem Dreck ziehen, einnen Neuaufbau einleiten und wieder angreifen“, tat Holstein-Leistungsträger Holger Hasse unmittelbar nach dem Abpfiff seinen Willen kund, auch in den nächsten Jahren an der Förde zu bleiben. Eine Aussage, die Signalwirkung haben könnte in dieser bitteren Stunde. „Ich habe es noch niemals erlebt, dass man mit 48 Punkten überhaupt absteigen kann“, zeigte Ex-Storch und RWE-Coach Pavel Dotchev auf der anschließenden Pressekonferenz Mitleid mit dem sichtlich angegriffenen Holstein-Trainer Peter Vollmann. Während die entsetzte Mannschaft noch lange niedergeschlagen auf der Kieler Bank mit ihrem Schicksal haderte, richteten die mitgereisten und überaus enttäuschten Holstein-Verantwortlichen den Blick schon wieder nach vorn. Spätestens nach dem Pokalfinale gegen den TSV Kropp sollen die Weichen für eine sportliche „Wiederauferstehung“ gestellt werden.

Stimmen zum Spiel –>

Pavel Dotchev (Trainer RW Erfurt): Ich habe mir das heute ganz anders vorgestellt. Mein Team wollte erfolgreich die Saison beenden, aber ohne Engagement und Spielwitz kann man eine Partie nicht gewinnen. Ich wünsche Kiel für die Zukunft viel Glück. Es ist schon grotesk, dass eine Mannschaft mit 48 Punkten absteigen muss.

Peter Vollmann (Trainer Holstein Kiel): Ich bin sehr enttäuscht und sprachlos, dass es am Ende doch nicht mehr gereicht hat. Ich muss jetzt erst einmal eine Nacht über die aktuelle Situation schlafen und dann treffe ich mich morgen mit meinen Spielern zum Gespräch. Die Spieler müssen sich jetzt 3 Tage regenerieren, um das wichtige Pokalspiel gegen den TSV Kropp zu bestreiten.

Holger Hasse (Holstein Kiel): Wir müssen nun ein schlagkräftiges Team für die neue Saison aufbauen. Ich möchte dem Verein auch zukünftig dabei helfen und werde in Kiel bleiben. Wir haben den Abstieg verbockt und ich hoffe, dass noch weitere Spieler bei Holstein bleiben werden. Wir haben es uns selbst verschuldet, dass wir nun eine Spielzeit zu eher unattraktiven Vereinen fahren müssen.

RW Erfurt: Ratajczak – Schnetzler, Schubert, Nowak, Heller – Peßolat, Pätz, Ivanov, Kühne (59. Stark) – Hebestreit, Brunnemann

Holstein Kiel: Horn – Petersen, Boy, Rohwer – Hasse – Sandmann (78. Spasskov, Breitenreiter, Mikolajzcak (64. Jürgensen) – Grienseisen (65. Bartels) – Guscinas, Dobry

Tore: 0:1 Dobry (FE/22.)

Schiedsrichter: Henschel (Braunschweig)

Zuschauer: 3692

(sh)

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