“Ein Zeichen im Abstiegskampf!“
„Wir wollen mit einem positiven Ergebnis in die Winterpause gehen und dann mit neuem Mut den Klassenerhalt im neuen Jahr sichern“, schaut Holstein-Coach Stefan Böger einen Tag vor dem Duell gegen Dynamo Dresden trotz der anhaltenden personellen Misere optimistisch auf die schwere Aufgabe. Wenn die Störche am Samstag um 14.00 Uhr zum Rückrunden-Auftakt im Kieler Holstein-Stadion das Spitzenteam aus Sachsen erwarten, dann geht ein Fußball-Jahr mit zahlreichen Negativhöhepunkten zu Ende. Zuletzt erschütterte neben der sportlichen Talfahrt vor allem die Personalproblematik die Fans und Verantwortlichen der KSV. „Wenn wir im Januar mit der Vorbereitung beginnen, dann muss jeder die anstehenden Belastungen des Abstiegskampfes verinnerlicht haben“, erwartet Böger auf physischer und psychischer Ebene eine totale Leistungsbereitschaft von seinen Spielern. Ein Erfolg gegen die ohne Torjäger Ludwig (5. Gelbe Karte) an die Förde reisenden Sachsen könnte eine Initialzündung für das neue Jahr darstellen. Aber die 90 Minuten gegen Dynamo werden es in sich haben.
Als der vielleicht größte Favorit auf den Zweitliga-Aufstieg
startete Dynamo Dresden in die Regionalliga-Saison. Ganz wurden die
Sachsen diesem Anspruch in der Vorrunde zwar nicht gerecht. Doch als
Tabellenvierter bei nur einem Punkt Rückstand auf die Aufstiegsränge
haben die Dresdner natürlich noch alle Chancen auf eine sofortige
Rückkehr in die 2. Bundesliga.
Dass es nicht zu mehr reichte, liegt vor allem an der miserablen
Auswärtsbilanz. Während Dynamo daheim bislang 22 von 27 möglichen
Punkten holte (einzige Niederlage war das 1:4 gegen Werder Bremen
II), stehen auswärts bislang nur magere acht Zähler auf der
Habenseite. Besonders auffällig dabei, dass es für die Dresdner
dabei im Norden nichts zu holen gab. Beim Abstiegskandidaten SV
Wilhelmshaven gab es zwar ein (mageres) 1:1-Unentschieden. Doch die
restlichen Gastspiele im Norden wurden allesamt verloren: 1:3 in
Osnabrück, 0:1 in Lübeck, 0:1 in Emden, 0:1 beim Hamburger SV II.
Die Siege auf fremden Plätzen liegen schon länger zurück: Am 9.
August gab es ein 2:1 in Mönchengladbach und am 3. September ein 2:0
in Erfurt.
Beide Erfolge wurden übrigens noch unter Trainer Peter Pacult
errungen. Der ehemalige Stürmer der Münchener Löwen hatte Dynamo
trotz des Abstiegs die Stange gehalten und auch einen recht
erfolgreichen Start in die neue Saison gefeiert. Als Spitzenreiter
nach dem 6. Spieltag bat er jedoch um die Freigabe und wechselte
gegen eine Ablösesumme zum österreichischen Traditionsverein Rapid
Wien.
Bei Dynamo trat Norbert Meier seine Nachfolge an. Der ehemalige
Nationalspieler (17 Einsätze) hatte seine Karriere durch die
„Kopfstoß-Affäre“ beim MSV Duisburg knapp ein Jahr zuvor selbst
jäh unterbrochen. In Dresden startete der 48-Jährige einen
Neuanfang. Bislang noch nicht mit dem erhofften Erfolg. Von den elf
Spielen seiner Amtszeit wurden nur fünf gewonnen. In einer
Vergleichstabelle dieses Zeitraums liegt Dynamo gerade mal auf Rang
sieben.
Zugute halten muss man Meier jedoch, dass die Dresdner – ähnlich
wie unsere „Störche“ in dieser Saison von enormem Verletzungspech
geplagt sind. Mit Levente Csik, Michael Kügler, Tomas Votava und dem
Ex-Kieler Patrick Würll fallen gleich mehrere potenzielle
Stammspieler mit langwierigen Verletzungen seit langem aus. Und auch
andere Stammkräfte (René Beuchel, Jan Koziak, Alexander Ludwig)
verpassten bereits einige Saisonspiele aus gesundheitlichen Gründen.
Prunkstück der Dynamos ist bislang vor allem das gegen Holstein auseinander gerissene Sturmduo. Der flinke
Alexander Ludwig (kommt aus der Talentschmiede von Hertha BSC und fehlt in Kiel) und
sein Sturmpartner, der kopfballstarke Marco Vorbeck (mit Bundesliga-
Erfahrung von Hansa Rostock ausgestattet), erzielten bislang rund 60
Prozent der Dresdner Tore. Hinzu kommen noch vier Treffer des meist
als Joker eingesetzten Tschechen Pavel David. Zu wenig Torgefahr
kommt dagegen aus dem Mittelfeld. Die Abwehr, eigentlich äußerst
prominent besetzt, hat ebenfalls noch nicht die konstante Form
gefunden. 21 Gegentreffer und nur vier Zu-Null-Spiele in der Vorrunde
sind für einen Aufstiegskandidaten keine zufrieden stellende Bilanz.
Holstein kann gegen Dresden wieder auf die zuletzt gesperrten Fin Bartels und Christian Mikolajczak bauen. Ferner liegt ein Einsatz von Ex-Bundesliga-Spieler Stefan Schnoor von Beginn an im Bereich des Möglichen. Lichtblicke, die angesichts des überfüllten Holstein-Lazaretts mehr als nur kleine Hoffnungsschimmer darstellen. „Ich möchte von meiner Mannschaft jetzt noch einmal den letzten Einsatz sehen, ehe es dann in der nächsten Woche in die Weihnachtspause geht“, formuliert Böger seine Erwartungen an das Team. „Wann wir dann in die Pause gehen können, das hängt auch vom Auftritt gegen Dynamo ab“, nimmt Trainer Böger seine Störche nach dem Abschluss einer „sehr guten und arbeitsintensiven Woche“ in die Pflicht. “Wir wollen unbedingt für unsere Fans ein Zeichen setzen!“