Sa. 14.00 Uhr: Holstein Kiel – RW Erfurt

Kieler „Störche“ im Zugzwang –

Nur noch Siege zählen

Der Aufstiegskampf in der Fußball-Regionalliga Nord spitzt sich zu. Vier Wochen vor Toreschluß kämpfen die „Störche“ am Samstag um 14.00 Uhr im Kieler Holstein-Stadion um ihre letzte Chance, doch noch den Sprung in die 2. Bundesliga zu schaffen. Gegner dabei ist die abstiegsgefährdete Mannschaft von Rot-Weiß Erfurt, die am vergangenen Wochenende nur knapp an einer Überraschung gegen das Spitzenteam aus Jena vorbei schrammte.

Holstein steht unter Zugzwang, denn nur 12 Punkte aus den verbleibenden 4 Spielen gegen Erfurt (H), Emden (A), Lübeck (H) und Düsseldorf (A) können die letzte Hoffnung auf die 2. Bundesliga erhalten. RW Essen (69 Punkte) und Carl Zeiss Jena (68) ziehen derzeit ihre Kreise an der Tabellenspitze.

Und das vorletzte Heimspiel der Saison wird für die Neubarth-Elf kein Selbstgänger. Auch wenn Erfurt bisher mit nur sechs Zählern auf des Gegners Platz in der Fremde nur selten Angst und Schrecken verbreiten konnte, zuletzt landete der Zweitliga-Absteiger beim Chemnitzer FC den ersten Auswärtssieg der Saison.

Am Ruder der Erfurter steht mit Pavel Dotchev ein alter Bekannter. In der von Pleiten und sportlichen Rückschlägen geprägten Saison 1994/95 trug Dotchev insgesamt 27 Mal das Trikot der KSV Holstein und erlebte mit Michael Krüger (inzwischen mit Eintracht Braunschweig in der 2. Bundesliga), Horst Kratzert (heute Geschäftsführer der Holstein Marketing GmbH) und Ulf Paetau (ehemaliger Landesauswahl-Keeper) gleich drei Trainer in einer Spielzeit.

Die Holstein-Fans haben Pavel Dotchev noch immer in bester Erinnerung. Der 40-jährige Bulgare, der schon für den HSV in der 1. Bundesliga aktiv war, fand im Sommer 1995 nach den Wirren um den damaligen Kieler Hauptsponsor Johnny Solterbeck beim SC Paderborn eine neue Heimat. Als Spieler und später als Trainer (2. Liga-Aufstieg 2005) feierte er in Ost-Westfalen große Erfolge. Nun kehrt Pavel Dotchev mit dem abstiegsgefährdeten Club von Rot-Weiß Erfurt an die Förde zurück. Das Holstein Magazin sprach vor dem Anpfiff mit dem Trainer unseres heutigen Gastes.

Herr Dotchev, im Abstiegskampf zählt jetzt jeder Punkt. Mit welchem Gefühl fahren sie an die Kieler Förde?

Pavel Dotchev: Holstein ist in diesem Spiel absoluter Favorit, das ist ganz klar. Nach der Pleite in Bremen wollen die „Störche“ jetzt alles wieder gut machen, um vielleicht doch noch ganz oben ran zu kommen. Aber wir fahren nicht in die Landeshauptstadt, um nur unsere Pflicht zu erfüllen. Wir müssen und wollen unbedingt punkten, auch wenn unsere desolate Auswärtsbilanz mit nur einem Sieg absolut gegen uns spricht. Ausreden gibt es in den letzten vier Partien keine mehr.

Mannschaften wie Essen, St. Pauli, Lübeck und Holstein haben sich im Sommer erheblich verstärkt, aber an der Tabellenspitze steht Neuling Carl Zeiss Jena. Ist die Regionalliga Nord in diesem Jahr so schwach geworden, dass ein Aufsteiger den Durchmarsch schaffen kann?

Pavel Dotchev: So etwas passiert ab und zu und muss nicht unbedingt gegen die Qualität der anderen Mannschaften sprechen. Vor zwei Jahren stand mit dem Wuppertaler SV auch lange Zeit ein Aufsteiger an der Spitze der Regionalliga. Ich denke, dass Jena eine spezielle Mischung aus altmodischem Fußball und moderner Frische besitzt, sich in der Winterpause ganz gezielt Verstärkungen gesucht hat und die Aufstiegseuphorie über den Winter retten konnte. Dann kann so eine Erfolgswelle einsetzen. Überflieger sind die Jenenser sicherlich nicht.

Sie selbst sind im letzten Jahr mit dem SC Paderborn in die 2. Bundesliga aufgestiegen, mussten den Verein aber trotzdem verlassen. Für viele sehr verwunderlich. Was waren die Gründe?

Pavel Dotchev: Das weiß ich bis heute selber nicht ganz genau. Aber es gab immer wieder unterschiedliche Vorstellungen zwischen dem Präsidium und mir. Das betraf nicht nur die Einkaufspolititk. Intern stand mein Abgang ja schon länger fest, nur ich wusste nichts davon. Die Bekanntgabe vier Wochen vor dem Saisonende war äußerst unglücklich, diese Sache hätte den Aufstieg kosten können. Aber zum Glück haben wir dann die letzten vier Spiele gewonnen und haben es doch noch geschafft. Ich habe meinen Job erfolgreich erledigt und kann morgens reinen Gewissens in den Spiegel schauen.

(nawe)

Diesen Artikel teilen

Facebook
Twitter