Schlacks mit Tor- und Tatendrang

Dominick Drexler im Portait

Dominik Schmidt, Dominic Peitz und nun Dominick Drexler – bei der KSV Holstein werden sich gleich drei Spieler umdrehen, wenn Cheftrainer Karsten Neitzel diesen Vornamen ruft. Oder? Vielleicht findet sich doch noch rechtzeitig vor dem Saisonstart am 19. Juni in Projensdorf (14 Uhr) eine Lösung, die geregelte Übungseinheiten zulässt.

Der vom Karlsruher SC kommende Peitz schlug vor, ihn, wie überall, „Peitzer“ zu nennen. Und Dominick Drexler, der sich in den vergangenen Tagen in Heikendorf und Holtenau nach einer Bleibe umsah, denkt darüber nach, seinen Spitznamen an Dominik Schmidt („Dome“) abzutreten. „Er ist ja älter als ich und auch schon länger im Verein.“

Mit Holstein in die 2. Liga

Der 26-Jährige hat nicht nur im Umgang mit dem drohenden Verlust seines Spitznamens keine Allüren. Drexler tritt in seinem neuen Umfeld sehr bescheiden auf. Dabei lagen dem Rechtsfuß auch lukrative Angebote von Zweitligisten vor. In der 3. Liga, in der er in der vergangenen Saison für den VfR Aalen mit neun Toren und sieben Vorlagen eine Lebensversicherung gewesen ist, hätte er nicht bleiben müssen. „Mein Wechsel nach Kiel bedeutet ja nicht, dass ich nie mehr 2. Liga spiele“, sagt der gebürtige Bonner, der bei der KSV bis Juni 2019 unterschrieben hat.

Guter Draht zu Neitzel

„Mein Ziel ist, diesen Schritt während meiner Zeit in Kiel zu schaffen.“ Die Langfristigkeit des Angebots sei für ihn ein Grund gewesen, sich für die Störche zu entscheiden. Weitere waren die „seriösen Gespräche“ mit dem ehemaligen Sportchef Uwe Stöver und der gute Draht zu Neitzel, der in den vergangenen Wochen im engen Kontakt mit ihm stand. „Er hat sich sehr für mich interessiert und alle Absprachen eingehalten, alle Versprechen eingelöst. Das hat mich beeindruckt, weil es im Fußball nicht selbstverständlich ist.“

Erinnerung an Siedschlag

Zudem würde ihm das laufintensive, mannbezogene Spiel der Kieler liegen. „In diesem System muss jeder Verantwortung übernehmen, passieren Fehler, sind sie auch klar zuzuordnen.“ Wie gut das System funktionieren kann, bekam er am eigenen Leib zu spüren, als er im Februar mit seinem VfR in Kiel (0:1) verlor. „Siedo (Tim Siedschlag, d. Red.) hat in der zweiten Halbzeit dafür gesorgt, dass ich nur noch zehn Ballkontakte hatte.“Kiel, so der Junggeselle weiter, habe zudem bundesweit inzwischen einen richtig guten Ruf, verkörpere eine perfekte Mischung aus Tradition und Zukunft. „Schon nach zwei Tagen in Kiel habe ich zudem das Gefühl, dass mir dieser Menschenschlag liegt. Ich habe richtig Lust, von mir aus könnten wir morgen starten!“

Jugend in Leverkusen

Ob er nicht das Gefühl habe, den Anschluss verpasst zu haben? 26 Jahre alt und 3. Liga? Drexler ist ein Typ, der über solche Fragen intensiv nachdenkt, der sie ehrlich beantworten will. Er, der einst bei Bayer Leverkusen beschloss, ein Profi zu werden, sagt: „Viele, die dort mit mir in der A-Jugend-Bundesliga gespielt haben, waren talentierter als ich – aber die wenigsten sind noch als Profis aktiv. Ich bin mit mir völlig im Reinen.“ Fußball sei auch ein Glücksspiel, es ginge eben oftmals darum, zur richtigen Zeit am richtigen Ort zu sein. „Hätte Sascha Lewandowski, der mich in der A-Jugend von Bayer sehr gefördert hat, schon damals die Profis übernommen, hätte er mich bestimmt mitgenommen.“

Zwei Jahren Aalen

Wichtiger als die Höhe der Liga sei, regelmäßig zum Einsatz zu kommen, Stammspieler zu werden. Und darauf hofft er bei der KSV. „Wenn ich mich wohlfühle, bringe ich meine besten Leistungen.“Auf seine beiden Jahre in Aalen blickt Drexler mit gemischten Gefühlen zurück. Zuletzt hatten ihm Verantwortliche des VfR vorgeworfen, Fristen ignoriert zu haben. Die Lokalpresse stempelte ihn zum Buhmann ab, bei seinem Abschied gab es Pfiffe. „Fristen gelten ja immer beidseitig, da hat sich der Verein mir gegenüber nicht korrekt verhalten“, sagt Drexler. „In einem Jahr werden sie sehen, was sie mit mir verloren haben.“

Verletzungsfrei

Der lediglich 71 Kilogramm schwere Familienmensch ist ein Spielertyp, der für den Gegner schwer zu greifen ist. Der Lücken sieht, wo keine sind. Der schon längst wieder weg ist, wenn der Verteidiger noch die Grätsche plant. So blieb er bislang nicht nur von schweren Verletzungen verschont. Er fütterte die Kollegen auch so zuverlässig mit feinen Zuspielen, dass das Fachmagazin kicker ihn gerade einmal mehr adelte und hinter Christian Tiffert (Aue) und Marvin Stefaniak (Dresden) zum drittbesten Mittelfeldspieler (Note 2,90) der abgelaufenen Saison kürte.

Harte Arbeit in Kiel

„Ich bin kein Stoßstürmer, aber da haben wir ja mit Mathias Fetsch genau den richtigen Abnehmer für meine Pässe.“ Wer letztlich das Tor erziele, sei ihm völlig egal, sagt Drexler. „Aus guten Individualisten wird noch lange kein gutes Team.“ An guten Individualisten habe die KSV allerdings keinen Mangel. „Wenn ich mir den aktuellen Kader und die Neuzugänge ansehe, stelle ich fest, dass die Verantwortlichen hier einen sehr guten Blick haben.“ Jetzt müsse hart daran gearbeitet werden, daraus auch ein gutes Team zu formen. „Schaffen wir das, wird es für jeden Gegner in dieser Liga schwer, uns zu schlagen.“

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