Stark gekämpft, unglücklich ausgeschieden

Holstein Kiel – TSV 1860 München 1:2 (0:1)

An der Überraschung vorgeschrammt – Holstein Kiel verliert unglücklich mit 1:2 gegen den TSV 1860 München. Vor 8.408 Zuschauern zeigten die Störche eine starke erste Halbzeit mit der frühen Führung durch Tim Siedschlag (8.). Nach dem Seitenwechsel kamen die Münchner durch den überraschenden Ausgleich zurück ins Spiel und drehten dieses mit Glück und Geschick noch: Rubin Okotie sorgte per Doppelschlag (65., 81. Foulelfmeter) für den glücklichen Löwen-Einzug in die 2. Runde des DFB-Pokals.

Zur ersten Saisonniederlage beim VfB Stuttgart II (0:1) änderte KSV-Trainer Karsten Neitzel die Störche-Startelf dreimal: Hauke Wahl, Jarek Lindner und Manuel Schäffler begannen unter dem tosenden Lärm der 8.408 Zuschauer für Manuel Hartmann (Rückenprobleme), Patrick Breitkreuz und Rafael Kazior. Als Kapitän führte Tim Danneberg die Störche in das Duell mit den Löwen.

Da wurden Erinnerungen an das Pokalmärchen wach: Ein proppevolles Holstein-Stadion, das wie eine Wand hinter den elf Störchen auf dem Rasen stand, und nach sieben Minuten schepperte es im Tor des Zweitligisten. Mikkel Vendelbo hatte mit einem Traumpass Tim Siedschlag ins Eins-gegen-Eins mit Stefan Ortega geschickt. Der Kieler Außenflitzer guckte den 1860-Schlussmann aus und schlenzte das Leder in die lange Ecke. Die Führung war verdient: Zuvor hatten schon Saliou Sané (2.) und Jaroslaw Lindner (5.) die Führung auf dem Fuß gehabt. Die Störche wirkten weiterhin bissiger als die Löwen, gewannen mehr Zweikämpfe und ließen 1860 kaum zur Entfaltung kommen. Wenn es gefährlich wurde, dann im Löwen-Strafraum: Patrick Kohlmann prüfte Ortega aus 14 Metern (35.). Zum Seitenwechsel blieb es beim verdienten 1:0.

Die Störche brachten den Schwung der ersten Halbzeit wieder mit aus der Kabine. Siedschlags Schuss aus zehn Metern wurde geblockt (47.), ein Tor von Schäffler wurde wegen eines vermeintlichen Handspiels von Marcel Gebers zuvor nicht gegeben (50.). Einen 18-Meter-Freistoß von Siedschlag kratzte Ortega noch auf die Latte (57.). Aus dem Nichts der Ausgleich für die Sechziger: Die dritte Ecke schien bereits geklärt, als Marin Tomasov das Leder doch noch vor das Kieler Tor brachte und am zweiten Pfosten Rubin Okotie das Leder aus fünf Metern ins Netz köpfte (65.). Das Duell entwickelte sich zum offenen Schlagabtausch, in dem 1860 mit Glück und Geschick die Wende gelang. Leonardo düpierte Patrick Herrmann, der im Strafraum das Leder in den Augen des Schiedsrichters Zwayer unsauber abschirmte. Den folgenden Strafstoß verwandelte Okotie mit seinem zweiten Treffer zur Löwen-Führung. Holstein drehte wieder auf. Der nimmermüde Mikkel Vendelbo verpasste eine Flanke von Patrick Breitkreuz am zweiten Pfosten um Haaresbreite (80.). Die Störche warfen noch einmal alles nach vorne, die letzte Chance vergab der aufgerückte Kronholm per Kopfball neben das 1860-Tor. So mussten die Störche unglücklich das Pokal-Aus hinnehmen.

Stimmen nach dem Spiel

Patrick Herrmann: „Wir waren gut im Spiel, haben aggressiv und stark gegen den Ball gearbeitet und dann dieser unnötige Ausgleich. Den Elfmeter muss man nicht geben, ich schirme den Ball nur ab. Aber das war dann am Ende wohl doch so etwas wie ein Klassenunterschied, wenn man aus einer Chance zwei Tore macht.“

Tim Siedschlag: „Wir haben das Spiel über weite Strecken beherrscht. Umso ärgerlicher ist es, dass wir hier am Ende rausfliegen. Das geht mir auf den Zeiger!“

Kenneth Kronholm: „Wir haben richtig gut gespielt, hatten richtig gute Chancen und dann kommt 1860 mit zwei Aktionen hier in die Partie. Super ärgerlich! Ich bin noch immer etwas ratlos, warum wir hier jetzt mit leeren Händen dastehen.“

Ricardo Moniz (Trainer 1860 München): „Unglaubliche Atmosphäre hier, und der Gegner war gut. Kiel hat uns überrascht. Wir waren nicht aufmerksam und hatten viele Probleme, dafür keine Chancen. Wir haben es in unserer Lage, die Mannschaft war down nach den ersten Spielen in der Liga, trotzdem noch gedreht bekommen. Wir hatten am Ende heute das Glück auf unserer Seite.“

Karsten Neitzel: „Wir haben angefangen wie die Feuerwehr, hatten in den ersten zehn Minuten drei sehr gute Chancen, von denen eine saß. Wir hatten uns vorgenommen, den Gegner früh zu attackieren. Das hat der komplette Mannschaftsverbund taktisch sehr gut gemacht. Nur das zweite Tor hat gefehlt. Schade, dass Gebbs mit der Hand auf den Ball fällt, sonst hätte das 2:0 uns das Leben leichter gemacht. Die beiden Gegentore waren durchaus zu verteidigen zu gewesen. Am Ende steht so eine tolle Leistung, für die wir uns nichts kaufen können, das ist im Pokal so. Der Frust ist total groß, das werden wir bis morgen verarbeiten müssen. Wir haben heute über weite Strecken einen Prozentpunkt mehr auf den Platz gebracht als in der 3. Liga. Das müssen wir gegen Cottbus nächste Woche wieder so hinbekommen.“

Holstein Kiel: Kronholm – Herrmann, Gebers, Wahl, Kohlmann – Siedschlag, Vendelbo, Danneberg (84. Kegel), Lindner (61. Breitkreuz) – Sané, Schäffler (77. Sykora). Trainer: Neitzel.

TSV 1860 München: Ortega – Volz (46. Claasen), Kagelmacher, Schindler, Tomasov (90. Bülow) – Bedia – Leonardo, Sanchez – Steinhöfer, Okotie, Wood. Trainer: Moniz

Schiedsricher: Zwayer (Berlin)

Tore: 1:0 Siedschlag (8.), 1:1 Okotie (65.), 1:2 Okotie (77., Foulelfmeter)

Zuschauer: 8408

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