Störche-Aufholjagd bleibt unbelohnt

Holstein Kiel – Rot-Weiß Erfurt 1:2 (0:2)

Nach der ersten Saisonpleite bei RB Leipzig folgte die erste Heimniederlage der KSV Holstein. Vor 5332 Zuschauern unterlagen die Störche Rot-Weiß Erfurt mit 1:2. Nach zehn Minuten musste die Elf von Trainer Karsten Neitzel einem 0:2-Rückstand hinterherlaufen, nachdem Aykut Öztürk (6.) und Simon Brandstetter (9.)getroffen hatten. In den verbleibenden 80 Minuten erspielten sich die Kieler zahlreiche Gelegenheiten zum Anschluss, scheiterten aber lange an Erfurts überragendem Torwart Philipp Klewin. Zu lange. Nachdem Erfurts Jens Möckel nach einer Notbremse vom Platz musste (65.), piekte Marc Heider erst in der 83. Minute zum 1:2 ein. Zu allem Überfluss musste Holsteins Stürmer am Ende verletzt vom Platz.

Zur 1:3-Niederlage bei RB Leipzig am Dienstag änderte Holstein-Trainer Karsten Neitzel die Startformation dreimal. Tim Danneberg konnte nach seiner Knöchelprellung wieder auflaufen. Zudem rückte Casper Johansen zurück in die erste Elf. Und Gerrit Pressel gab sein Startelfdebüt. Fabian Wetter fehlte wegen der Gelb-Roten-Karte aus dem Leipzig-Spiel. Zudem blieben Fiete Sykora und Patrick Breitkreuz zunächst auf der Bank.

90 Sekunden gespielt und schon hatte Rafael Kazior die Führung für die KSV auf dem Fuß. Aus spitzem Winkel scheiterte er an RW-Schlussmann Philipp Klewin, der bei dem folgenden Eckball gegen Marcel Gebers’ Kopfball glänzend hielt und auch beim dritten Kieler Versuch binnen 60 Sekunden mit einer weiteren Glanzparade gegen Gebers sein ganzes Können unter Beweis stellte. Statt einer 2:0-Führung für die Störche, antwortete Erfurt unbeeindruckt: Aykut Öztürk saugte einen Diagonalpass 23 Meter vor dem Kieler Tor an, zog ansatzlos ab und erwischte Maximilian Riedmüller mit einer Bogenlampe auf dem falschen Fuß. Die Führung für Erfurt (6.). Die Störche schienen das 0:1 nicht registriert zu haben, da setzte sich Patrick Göbel über rechts bis auf die Grundlinie durch, legte perfekt vor das Kieler Tor, wo sich Simon Brandstetter aus drei Metern mit dem 2:0 bedankte (9.). Mit dem Zwei-Tore-.Vorsprung im Rücken nahmen die Gäste Tempo aus der Partie und nutzten jede Gelegenheit, um die Störche nicht in Spielfluss kommen zu lassen. Die Kieler versuchten es wieder mit Standards: Marcel Gebers köpfte leicht bedrängt eine Freistoßflanke knapp über das Tor (25.). Aus dem Spiel ließen die Thüringer wenig zu, bis Holstein das Tempo kurz vor der Pause noch einmal anzog. Marc Heider steckte durch auf Tim Danneberg, der genau auf den herauseilenden Philipp Klewin schoss (37.). Der RW-Torwart stand weiter im Mittelpunkt und bewahrte mit einem weiterem Klassereflex gegen Marcel Gebers seine Farben vor dem Gegentreffer. Gegen Tim Siedschlag wäre aber auch Erfurts Torhüter machtlos gewesen. Sechs Meter alleine vor dem Gästegehäuse jagte Holsteins Flügelspieler den Ball weit übers das Ziel hinaus (41.). Die starke Schlussphase vor der Pause blieb ohne Holstein-Tor.

Die Störche kamen mit Dampf aus der Kabine. Sechste Ecke, Direktabnahme Marc Heider an der Strafraumkante, aber knapp übers Tor. Auf der anderen Seite lief Mijo Tunjic alleine aufs Kieler Tor zu, Marcel Gebers drängte den RW-Stürmer in letzter Sekunde zur Seite ab. Fortan spielten aber nur die Störche, die in Philipp Klewin ihren Meister fanden. Erfurts Schlussmann fischte einen Schuss von Hauke Wahl am zweiten Pfosten von der Linie (62.) und sah sich einem Eins-gegen-Eins mit Casper Johansen entgegen, das Jens Möckel verhinderte, indem er Kiels Dänen mit einer Notbremse vor dem Strafraum stoppte. Schiedsrichter Osmers zog zurecht Rot (67.). Die Störche erhöhten weiter das Tempo und versuchten, die numerische Überzahl auszuspielen. Eine Flanke von Patrick Hermann nahm Marcel Gebers per Drehschuss direkt und scheiterte an der Erfurter Mauer mit dem Namen Philipp Klewin (75.). Holstein drängte weiter mit ungebrochenem Willen auf den Anschluss – und der fiel kurz vor Schluss. Marc Heider mogelte sich durch zwei Erfurter Verteidiger und piekte aus 14 Metern zum 1:2 ein (83.). Die 5.300 Zuschauer feuerten ihre Störche noch einmal an, Trainer Karsten Neitzel brachte mit Marcel Schied den dritten Stürmer und setzte alles auf eine Karte. Ohne Erfolg. Holstein kassierte die erste Heimniederlage seit dem 14. September 2012. Ein größere Wehmutstropfen könnte die Verletzung von Marc Heider sein, der in der Schlussminute nach einem Sprint unglücklich umknickte und die Partie damit mit Zehn gegen Zehn zuende ging.

Stimmen nach dem Spiel

Maximilian Riedmüller: „So ein Spiel erlebt man nicht oft. Wir lasen kaum Chancen zu, erspielen uns selbst unzählige und gehen trotzdem als Verlierer vom Platz. Das ist einfach nur bitter.“

Marcel Gebers: „Heute ist mir der Fehler zum Gegentor unterlaufen und er Torwart macht einfach jede Chance von mir zunichte. Es gibt bessere Tage. Aber am Freitag geht es schon wieder weiter und da wollen wir den Gegner wieder ärgern.“

Rafael Kazior: „Das ist eben der Unterschied zwischen 3. Liga und Regionalliga. Du hast Gegner vor der Brust, die du klar beherrscht, die aber so abgebrüht sind solch ein Spiel zu gewinnen. Damit müssen wir klarkommen und daran arbeiten unsere Chancen – egal, wie viele – bestmöglich zu nutzen.“

Fiete Sykora: „Zum zweiten Mal in Folge war das ein absolut unglückliches Ergebnis. Wir spielen es nach dem 0:2 eigentlich richtig gut und verwerten nur unsere Chancen nicht. Wäre der Anschluss früher gefallen, hätten die hier mindestens unentschieden gespielt.“

Tim Danneberg. „Nachdem wir fünf Minute in der defensive verschlafen haben, kamen wir absolut eindrucksvoll zurück und haben mit großem Willen gekämpft und gearbeitet. Wir brauchen den Kopf nicht hängen zu lassen, denn an einem anderen Tag drehst du mit so einer Leistung auch einen 0:2-Rückstand.“

Erfurts Trainer Walter Kogler: „Für die drei Punkte mussten wir sehr viel kämpfen. Durch die ersten beiden Chancen sind wir gleich 2:0 in Führung gegangen und trotz der komfortablen Führung hat Kiel das Spiel gemacht. Uns fehlte am Ball häufig die Ruhe und haben uns darauf verlassen, dass die Defensive steht. Wir hatten mit Philipp Klewin einen echten Rückhalt, der viele Chancen zunichte gemacht hat. Daran hat sich in der zweiten Halbzeit nichts geändert und nach dem Platzverweis war es um unsere Offensivbemühungen gänzlich geschehen. Wir haben versucht, das Ergebnis über die Zeit zu retten, was uns trotz des Gegentores auch gelungen ist.“

Holstein-Trainer Karsten Neitzel: „Ich bin nicht niedergeschlagen. Wir haben heute über 90 Minuten das beste Heimspiel dieser Saison gemacht. Leider ist es uns allerdings nicht gelungen, die Großchancen in Tore umzumünzen. DA swar fahrlässig. Die Chance von Tim Siedschlag geht von 200 Fällen 199 Mal rein, und das war heute. Wie die Mannschaft gespielt hat, versucht hat, trotz des Rückstandes den Überblick zu behalten und trotz des Drucks eines 0:2 weiter Fußball gespielt hat – zeigt mir, dass wir auf dem richtigen Weg sind. Fazit von heute: Ergebnis Riesenmist, Spiel gut.“

Holstein Kiel: Riedmüller – Herrmann (85. Schied),Gebers,Wahl, Pressel (46. Sykora) – Danneberg,Krause – Siedschlag (46. Breitkreuz),Johansen – Kazior,Heider. Trainer: Neitzel.

Rot-Weiß Erfurt: Klewin – Odak, Möckel, Kleineheismann, Czichos – Göbel (46. Wiegel), Möhwald (67. Baumgarten), Engelhardt, A. Öztürk – S. Brandstetter (46. Pfingsten-Reddig), Tunjic. Trainer: Kogler.

Schiedsrichter: Osmers (Hannover)

Tore: 0:1 Öztürk (6.), 0:2 Brandstetter (18.), 1:2 Heider (83.)

Rote Karte: Möckel (65.)

Zuschauer: 5332

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