Tore für die Ewigkeit

Wulf-Dieter Hansen und Marvin Ducksch schreiben Fußball-Geschichte

Am 17. Juni 1978 erzielte Holsteins Mittelfeldspieler Wulf-Dieter Hansen in der Aufstiegsrunde zur 2. Liga Nord den entscheidenden Treffer zum 1:0-Sieg über Wacker 04 Berlin. Durch dieses Tor waren die Störche endlich in der 2. Liga angekommen. 39 Jahre später, am 13. Juni 2017, verewigte sich Marvin Ducksch mit seinem Siegtor zum 1:0 bei der SG Sonnenhof Großaspach ebenfalls in den Fußball-Geschichtsbüchern. Sein Treffer bescherte den Störchen den so sehr ersehnten Aufstieg in die 2. Bundesliga.

„Aus dem Mittelfeld kam ein Pass von Bernie Jordt, ich hielt aus rund 16 Metern einfach drauf und der Ball rauschte vorbei am Berliner Verteidiger Fetkenheuer in die Maschen. Danach feierten uns die Zuschauer mit südländischer Begeisterung“, erinnert sich der ehemalige Kieler Wulf-Dieter „Wölfi“ Hansen noch immer gern an die 26. Minute der alles entscheidenden Aufstiegsrunde-Begegnung zwischen den Kieler Störchen und Wacker 04 Berlin am 17. Juni 1978. Über 12.000 Besucher verwandelten damals das Holstein-Stadion in einen wahren Hexenkessel. „Die tolle Atmosphäre war bei allen Gegnern gefürchtet“, erinnert sich Hansen noch immer mit einer kleinen Gänsehaut an das besondere Ambiente damals auf dem altehrwürdigen Holsteinplatz. Durch Hansens Tor zog Holstein Kiel als erster Verein des nördlichsten Bundeslandes in die 2. Liga ein. Drei Jahre lang sollte das Abenteuer 2. Liga dauern, das von Begeisterung sowie namhaften Gegnern wie Hannover 96, Werder Bremen, Bayer Leverkusen, Hertha BSC Berlin, Fortuna Köln, FC St. Pauli oder auch Rot Weiß Essen geprägt war.

Für den heute 60-jährigen Wulf-Dieter Hansen war der Aufstieg in die 2. Liga Nord der mit Abstand größte Erfolg seiner zwanzigjährigen Fußballer-Laufbahn. Zwar brachte es Hansen nach dem Aufstieg auf immerhin 15 Partien im Bundesliga-Unterhaus, doch der Durchbruch gelang dem am 22. November 1956 geborenen Flensburger im Profi-Fußball nicht. Nach insgesamt zwei Jahren im Storchennest kehrte Hansen der Landeshauptstadt den Rücken. Es zog ihn zurück in seine Heimat. Der zweifache Familienvater wohnt heute in seiner Flensburger Heimat.

Der neue Wulf-Dieter Hansen bei den Störchen heißt nun Marvin Ducksch. Der Leihstürmer vom FC St. Pauli schlüpfte in Großaspach in die Rolle des Aufstiegstorschützen. „Ich wollte der Mannschaft helfen, damit wir unser Ziel erreichen. Wir haben als Team zu einer konstant guten Form gefunden. Dass es jetzt für mich auch noch zum entscheidenden Tor zum Aufstieg gereicht hat, ist umso schöner“, freute sich Ducksch nach dem Schlusspfiff der Partie mächtig. Den entscheidenden Moment bezog der 23-jährige aber keineswegs nur auf sich, sondern vor allem auch auf Dominick Drexler. „Er hat den Verteidiger auf sich gezogen, ich habe den freien Raum gesehen. Da wusste ich bei ihm einfach genau, dass dieser Ball perfekt kommen würde“, sagte der neue Aufstiegsheld der KSV Holstein und lobte damit den starken Vorbereiter Drexler. „Bei meiner derzeitigen Form war es nicht mehr so schwer, den Ball zu versenken“, strahlte das einstige Top-Talent aus Dortmund und Paderborn, das nach etwas Anlaufzeit im Storchennest in den letzten Saisonwochen wieder so richtig aufgeblüht war. Mit seinen Toren gegen Duisburg, Chemnitz, Regensburg und am 37. Spieltag in Großaspach war Ducksch für die ganz wichtigen Treffer zuständig. „Marvin hat in den letzten Wochen seine Qualitäten gezeigt, das haben wir uns alle von ihm erhofft“, lobte KSV-Sportchef Ralf Becker, der den Aufstiegsschützen im Winter an die Förde gelockt hatte, seinen Torjäger.

Sowohl Wulf-Dieter Hansen als auch Marvin Ducksch haben sich durch ihre goldenen Tore Kultstatus und Unsterblichkeit bei den Fans des Deutschen Meisters von 1912 erworben. Beide Namen werden auch noch von kommenden Generationen an den Fußball-Stammtischen Kiels mit dem Zweitliga-Aufstieg in Verbindung gebracht werden. Ihre Tore waren quasi die Geburtsstunde echter Helden… (pn)

Diesen Artikel teilen

Facebook
Twitter