“Wir sind krasser Außenseiter!“

Interview mit Uwe Erkenbrecher (Trainer Türkiyemspor Berlin)

Mit vier Punkten aus vier Spielen ist die Ausbeute von Türkiyemspor Berlin vor dem Gastspiel bei Holstein Kiel(Sonnabend, 14.00 Uhr) nicht optimal. Das weiß auch der erfahrene Trainer Uwe Erkenbrecher, der zu Saisonbeginn in der Hauptstadt angeheuert hatte. „Wir haben zwei bis drei Zähler zu wenig“, analysiert der 53-jährige Ex-Profi, der in seiner aktiven Karriere unter anderem für Werder Bremen und die SG Wattenscheid 09 am Ball war. Als Trainer stand er zuletzt beim VfB Lübeck in der alten Regionalliga Nord an der Seitenlinie, wurde dort vor knapp einem Jahr beurlaubt. Jetzt peilt Erkenbrecher mit Türkiyemspor den Klassenerhalt an. Wir sprachen mit dem Ex-Profi vor der Partie in Kiel.

Guten Tag, Herr Erkenbrecher. Zuletzt verlor Ihre Mannschaft in der Liga 1:2 gegen Hannover 96 II. Wie sieht Ihr Fazit aus?

Erkenbrecher: Wir sind im vierten Spiel zum vierten Mal 0:1 in Rückstand geraten. Das nagt sofort am Selbstbewusstsein. Da müssen wir uns unbedingt steigern und konzentrierter agieren. Insgesamt war die Niederlage unglücklich. Denn in der zweiten Hälfte hatten wir mehr Spielanteile. Unter dem Strich steht ein 1:2, das sehr ärgerlich war.

Was muss Ihre Mannschaft verändern, damit es künftig besser läuft?

Erkenbrecher: Wir haben im Vorfeld der Saison 18 neue Spieler geholt, davon 15 jünger als 23 Jahre. Daher fehlt es noch an der Souveränität und an den Automatismen. Das müssen wir uns arbeiten. Und zwar in jedem Spiel und in jeder Trainingseinheit.

Sie sind seit Juli 2008 Trainer von Türkiyemspor Berlin. Welche Ziele haben Sie sich gesteckt?

Erkenbrecher: Der Verein hat enormes Potenzial. Zwar sind wir ein türkischer Verein mit mehrheitlich türkischen Spielern. Aber wir streben eine bunte Mischung an und können so auch einiges erreichten. Die zweite Mannschaft spielt noch in der Kreisliga C, ist also nicht unbedingt Spieler-Zulieferer für die Regionalliga-Truppe. Hier besteht Verbesserungsbedarf. Die A-Jugend geht in der Regionalliga an den Start. Das ist schon eine gute Basis. Wenn wir es schaffen, uns in dieser Saison in der Liga zu etablieren, bin ich sicher, dass mittelfristig auch höhere Ziele möglich sind.

Wie gehen Sie mit dem engen Kontakt zur türkischen Kultur im Verein um?

Erkenbrecher: Es ist mir eine große Hilfe, dass mein Co-Trainer schon 15 Jahre lang mit großer sozialer Kompetenz in einem türkischen Sportclub gearbeitet hat. Er gibt mir wertvolle Hinweise. Ich bin grundsätzlich sehr angetan von meinem Team, denn meine Spieler zeichnen sich durch hohe Motivation und Leidensfähigkeit aus. Und wer mit dem Fahrrad quer durch Berlin fährt, um bei uns zu trainieren und sich zu entwickeln, der rennt bei mir sicherlich offene Türen ein. Ich denke, dass wir mit unserem Potential eine Entwicklung herbeiführen können, die am Ende Regionalliga-Qualität besitzt.

Am Wochenende heißt der Gegner Holstein Kiel. Wie schätzen Sie die Störche ein?

Erkenbrecher: Holstein gehört von seinen Möglichkeiten her in eine ganz andere Spielklasse. Der ungewöhnliche Sieg gegen Altona spiegelt doch nur das Potential der Kieler wieder. Wenn man den Spielzug von Lartey, Nouri und Guscinas vor dem sechsten Treffer der Störche sieht, dann ist das für Regionalliga-Verhältnisse aller Ehren wert. Mein Kollege Peter Vollmann verfügt über eine spielstarke und routinierte Mannschaft mit erfahrenen Spielern Mit Holstein steht einer der großen Saisonfavoriten an der Spitze der Liga und wir gehen als krasser Außenseiter in die Begegnung.

Wie sieht es personell bei Türkiyemspor aus?

Erkenbrecher: Auf Grund von Muskelfaserrissen im Oberschenkel stehen mir Rocco Teichmann und Cihan Dogan nicht zur Verfügung. Auch Kais Manai laboriert an einem Faserriss, allerdings in der Fußsohle. Besonders sein Ausfall ist bitter, da er zu den erfahrenen Akteuren in meinem Kader zählt.

Wir danken Ihnen für das Gespräch, Herr Erkenbrecher.

MSPW/nawe

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