120 Jahre KSV Holstein

Zweitliga Aufstiegsparty auf dem Kieler Rathausplatz im Juni 2017

Am heutigen Mittwoch feiern die Störche ihren 120. Geburtstag. Damals kickten zehn Kieler Unentwegte gegen eine Lübecker Auswahl unweit des Phönix-Sportplatzes an der Travemünder Allee zum ersten Mal „offiziell“ gegen das Leder. Gegründet wurde der Verein quasi auf der Zugfahrt in die Hansestadt. Grund genug, um anlässlich des Jubiläums auf die prägnantesten Momente zurückzuschauen.

Die KSV Holstein von 1900 e.V. ist einer der traditionsreichsten Vereine im Norden, gleichzusetzen mit Clubs wie Eintracht Braunschweig, HSV, Hannover 96, Werder Bremen, FC St. Pauli und Altona 93. Seit 1911 spielen die Störche auf dem Holsteinplatz, heute Holstein-Stadion. Im Jahr 1912 holte Holstein durch ein 1:0 gegen den Karlsruher FV als erster norddeutscher Verein die Deutsche Fußballmeisterschaft und errang 1910 und 1930 die Vizemeisterschaft. Holstein-Spieler gehörten vor dem 2. Weltkrieg immer wieder zum Kader der Fußball-Nationalmannschaft. Rekordnationalspieler ist Torhüter Adsch Werner (Holsteins Nummer 1 von 1900 bis 1923) mit 13 Einsätzen. Der letzte große Erfolg in der Deutschen Meisterschaft war 1943 mit Platz 3, u.a. mit den jungen Kriegsmatrosen Ottmar Walter und Werner Basler.

Deutscher Meister 1912 FV Holstein

Nach dem Krieg war Holstein bis zur Einführung der 1. Bundesliga 1963 erstklassig. Aus dieser Zeit stammt auch der ewige Zuschauerrekord. Am 23. März 1951 sahen 30.000 Zuschauer das 3:3 im Spitzenspiel gegen den Hamburger SV. Die letzte Teilnahme an der Endrunde um die Deutsche Meisterschaft war 1953. Da sich 1963 nur drei Nordclubs für die neue 1. Bundesliga qualifizierten (HSV, Werder, Braunschweig) musste die KSV in die Regionalliga Nord. 1965 verpassten die Störche als Nordmeister durch eine unglückliche 0:1-Aufstiegsrunden-Niederlage am Gladbacher Bökelberg den Aufstieg in die 1. Bundesliga. 1974, mit der Einführung der 2. Liga Nord/Süd, rutschte Holstein sogar erstmals in die Drittklassigkeit ab. Die Jahre 1978 bis 1981 waren seitdem die einzigen Jahre in der 2. Liga Nord.

Seitdem spielte Holstein – abgesehen von vier Jahren in der Viertklassigkeit – in der dritthöchsten Spielklasse, schaffte 2009 erstmals den Aufstieg in die neue 3. Liga (Abstieg 2010) und kehrte 2013 (Sieg in der Relegation gegen KSV Hessen Kassel) in die Drittklassigkeit zurück. Mit Trainer Markus Anfang gelang im Mai 2017 nach 36 Jahren der lang ersehnte Aufstieg in die 2. Bundesliga. Am Ende der Zweitliga-Saison 2017/18 erreichte Holstein als Tabellendritter die Relegation gegen den Erstligisten VfL Wolfsburg. Die Störche unterlagen mit 1:3/0:1, dennoch war das Erreichen der Aufstiegsspiele der größte Erfolg der Vereinsgeschichte seit 1965. Die Saison 2020/21 ist bereits die vierte Zweitliga-Saison der Störche in Folge, insgesamt ist es für die Kieler die siebte Spielzeit im Bundesliga-Unterhaus. Ole Werner ist seit dem 16. September 2019 Cheftrainer der KSV Holstein. Alexander Mühling, der seit 2016 das KSV-Trikot trägt ist momentan der dienstälteste Spieler.

Der Vereinspräsident hieß von 2007 bis Ende März 2017 Roland Reime. Im Juni 2017 folgte Steffen Schneekloth dem verstorbenen Roland Reime im Amt des Vereinspräsidenten. Ewiger Rekordspieler der KSV Holstein ist mit 369 Punktspieleinsätzen von 1953 bis 1966 Peter Ehlers. Er verstarb im Juni 2017. Rekordtorjäger mit 138 Treffern von 1959 bis 1968 ist der ebenfalls verstorbene Gerd Koll, der Holstein 1978 auch als Trainer in die 2. Liga Nord führte. Glaubt man den historischen Aufzeichnungen und alten Augenzeugenberichten, so könnte der ehemalige Mittelstürmer Franz Linken der beste Spieler der Vereinsgeschichte gewesen sein. Von 1935 bis 1950 war Linken unumstrittener Torjäger und langjähriger Spielführer der Störche. Der spätere Bundesliga-Trainer traf im wohl größten Spiel der Vereinsgeschichte, dem 4:1-Sieg im Viertelfinale um die Deutsche Meisterschaft 1943 gegen den damals schier unbesiegbaren FC Schalke 04, zweimal ins Schwarze.

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