VfB Lübeck: Holsteins Landesrivale wird 100 Jahre alt

Eines von insgesamt 124 Duellen: 2009 schaffte Holstein mit Marco Stier (li.) gegen den VfB Lübeck um Marcel Gebers den Aufstieg in die 3. Liga.

Am runden Geburtstag der Grün-Weißen erlauben wir uns einen Rückblick auf 100 spannende Jahre Derbygeschichte:

Am 28. August 1919 entschieden sich zehn junge Straßenfußballer im Lübecker Stadtteil St. Lorenz, ihre Begeisterung für das Spiel mit der Lederkugel auch offiziell mit der Gründung eines richtigen Vereins zu untermauern. Im Raum um die Hansestraße wurde kurzerhand der Ballspielverein Vorwärts Lübeck gegründet, einer der beiden Vorläufer des Traditionsklubs VfB Lübeck. Der andere Vorläufer war die Sportvereinigung Polizei.

Die KSV gratuliert zum runden Geburtstag

Wenn heute Abend um 19 Uhr an der Lübecker Lohmühle das Regionalliga-Topspiel zwischen dem VfB und dem VfL Wolfsburg II angepfiffen wird, dann jährt sich die Clubgründung zum 100. Mal. Auch die KSV Holstein um Präsident Steffen Schneekloth gratuliert den Grün-Weißen, die sich bis heute in insgesamt 124 Duellen (Punktspiele, Pokalspiele und Freundschaftsspiele) mit den Störchen gemessen haben. Das ewig junge Landesderby zog also fast 100 Jahre lang beide Fanlager in ihren Bann.

Sportjournalist Christian Jessen schrieb Geburtstags-Chronik

Kaum einer im Land zwischen den Meeren kennt beide Vereine so gut wie der Lübecker Sportjournalist Christian Jessen, der in Kiel studierte, bei beiden Klubs Vereinsmitglied ist und auch an beiden Chroniken zum 100. Vereinsjubiläum maßgeblich beteiligt war. „Der Kampf um die Nummer 1 in Schleswig-Holstein war immer spannend, stets brisant und natürlich immer hart umkämpft. Die Machtverhältnisse wechselten häufig, derzeit liegen die Störche vorn. Und seit sich Phönix Lübeck ab 1989 in untere Regionen verabschiedet hat, fokussiert sich doch fast alles auf das große Landesderby zwischen dem VfB und Holstein“, so der Fußballhistoriker Jessen, der kürzlich die Geburtstags-Chronik „VfB Lübeck – ein Jahrhundert Fußballgeschichte in der Hansestadt“ veröffentlichte.

Gemeinsamkeiten trotz Rivalität

Trotz aller Rivalität gab es auch viele Gemeinsamkeiten. Nicht nur, dass Holstein und der VfB lange Jahre in der erstklassigen Oberliga Nord (vor 1963) die Säbel kreuzten, sondern auch zahlreiche Trainer wie zum Beispiel Michael Lorkowski, Gerd Koll oder Stefan Böger gaben bei beiden Clubs ein Stelldichein. Nicht zu vergessen Spielerpersönlichkeiten wie Atze Bornemann, Carsten Nemitz, Jochen Aido, Jan Hoffmann, Marcel Gebers oder Heiko Petersen – allesamt trugen in ihren Karrieren sowohl das grün-weiße als auch das blau-weiß-rote Jersey.

KSV mit positiver Derby-Bilanz

124 Mal trafen beide Vereine aufeinander, 62 Mal siegte Holstein, 38 Mal der VfB Lübeck und 22 Mal gab es am Ende ein Unentschieden. Mit 179:72 Toren hat die KSV auch beim Torverhältnis die Nase vorn. Das letzte Landesderby datiert von 2017. Damals, kurz vor dem Zweitliga-Aufstieg der KSV, siegte Holstein unter Trainer Markus Anfang im Lotto-Pokal-Halbfinale an der Lohmühle mit 2:0.

KSV vs. VfB – stets ein Zuschauermagnet

Das Derby lockte stets viele Zuschauer an. Doch mehr als die 13.600 in Lübeck in der Saison 1952/53 kamen nie. Beinahe wäre der Rekord am 19. November 2005 geknackt worden. 13.100 Fans wollten in Lübeck das Spitzenspiel der damals drittklassigen Regionalliga Nord zwischen Spitzenreiter Lübeck und dem Zweiten aus Kiel sehen. Am Ende gab es nicht nur einen furiosen 3:0-Sieg für die KSV, sondern auch ein Flugzeug mit dem Banner „Hier regiert die KSV!“ kreuzte über der Lohmühle.

Vom DFB-Pokalhalbfinale und Zweitliga-Aufstiegen

Die größten Erfolge feierte der VfB 1969 mit dem Erreichen der Bundesliga-Aufstiegsrunde, dem Einzug in das DFB-Pokal-Halbfinale 2004 sowie dem zweimaligen Aufstieg in die 2. Bundesliga 1995 (unter Michael Lorkowski) und 2002 (mit Trainer Dieter Hecking). Kurios: Der Aufstieg 1995 fand im Kieler Holstein-Stadion statt. Der gastgebende TuS Hoisdorf musste aus Sicherheitsgründen sein Heimspiel gegen den VfB in die Landeshauptstadt verlegen. Lübeck siegte vor 9.000 Fans mit 6:0. Absoluter Tiefpunkt der grün-weißen Vereinsgeschichte war ohne Frage der Abstieg in die Schleswig-Holstein-Liga im Sommer 2013.

VfB verfügt über echte Klub-Legenden

Als der wohl legendärste Lübecker Spieler aller Zeiten gilt der 2002 leider verstorbene Ausnahmetorhüter Jonny Felgenhauer. Die Straße hinter der alten Holztribüne wurde nach ihm benannt. Aber auch VfB-Rekordspieler Jürgen Brinckmann (534 Pflichtspiele) sowie Holger Behnert und Manni Bomke tragen die Bezeichnung „Klub-Legenden“.

Sieg im Topspiel gegen Wolfsburg II zum Jubiläum?

Die Vereinsgeschichte der KSV Holstein wäre ohne die Duelle mit dem VfB sicherlich um einiges ärmer gewesen. Daher gratulieren die Störche den Grün-Weißen um Vorstandssprecher Thomas Schikorra und Sportchef Stefan Schnoor, der übrigens in der Saison 2006/07 auch sechsmal das Holstein-Trikot trug. Und vielleicht klappt es ja – passend zum Ehrentag – heute Abend mit einem Dreier gegen die Wölfe…

Diesen Artikel teilen

Facebook
Twitter