Gerd Koll - "Oma" war der beste

WER WAR GERD KOLL?

Gerd Koll (* 1. April 1938 in Rendsburg; † 18. März 2013 in Kiel).

Als der gebürtige Rendsburger Gerd Koll nach seinem Abitur 1958 im Alter von 20 Jahren zur KSV Holstein wechselte, ging er dort zunächst „einfach nur mal so hin, um in der Amateurmannschaft zu spielen.“ Es dauerte allerdings nicht lange, bis er sich dank seines ausgeprägten Torriechers über die dritte und zweite Mannschaft in das Oberliga-Team gespielt hatte. Nach einem Freundschaftsspiel vor 40.000 Zuschauern Ostern 1959 in Dresden hatte das Jungtalent bereits den Sprung geschafft. Unter Trainer Helmuth Johannsen wurde Koll eine feste Größe im Team.

Gerd Koll 1965
Holstein Rekordtorschütze Gerd Koll
67-68, Sicker Samelbilder Gerd Koll

Fortan erzielte der antrittsschnelle und bewegliche Goalgetter, der von seinen Mitspielern aufgrund seiner leicht vorgebeugten Haltung im Konterspiel „Oma“ genannt wurde, so viele Tore für die KSV wie nach dem 2. Weltkrieg keiner mehr nach ihm. 1962 wurde Koll mit der grandiosen Zahl von 29 Treffern in 29 Begegnungen noch vor dem großen Uwe Seeler Torschützenkönig der Oberliga Nord, damals die höchste deutsche Spielklasse. Der Gewinn der Norddeutschen Meisterschaft 1965 und die anschließende Teilnahme an der Aufstiegsrunde zur Bundesliga bildeten die Höhepunkte seiner erfolgreichen Laufbahn, die er 1968, im Alter von 30 Jahren, beendete. Acht Jahre später kehrte er als Trainer zu Holstein Kiel zurück, um mit den Störchen 1978 den Aufstieg in die 2. Liga Nord zu feiern.

Torjubel von Gerd Koll im Dezember 1965 gegen Altona 93
Kolls Torjubel 1964 gegen Bergedorf 85

Gerd Koll war niemand, der sich groß in den Mittelpunkt gedrängt hat. „Das habe ich lieber anderen überlassen“, meinte der Torjäger, der bis kurz vor seinem Tod 2013 Stammgast im Holstein-Stadion blieb – und zwar auf den Stehrängen bei den eingefleischten Fans.

Zu gern erinnerte sich Gerd Koll an die Reisen mit der Liga-Mannschaft der Störche. „Einmal verbrachten wir nach Saisonschluss eine Woche auf Island. Dort haben wir bis 11 Uhr nachts Fußball unter der Mitternachtssonne spielen können. Das war schon sehr beeindruckend. Sportlich stehen aber natürlich die Nordmeisterschaft und die Bundesliga-Aufstiegsrunde 1965 im Mittelpunkt. Ebenso die Duelle in der Oberliga Nord gegen Top-Teams wie HSV und Werder Bremen“, berichtete Koll zu Lebzeiten.

Zwar spielte Koll mit der KSV bis 1963 in der erstklassigen Oberliga Nord, doch der Sprung in die Bundesliga blieb ihm verwehrt. Das ominöse Spiel am Gladbacher Bökelberg in der Aufstiegsrunde 1965 war für ihn ein großer Knackpunkt. „Wir waren die deutlich überlegene Mannschaft, konnten aber selbst beste Möglichkeiten nicht verwerten. Und in der letzten Spielminute wurden wir gleich doppelt bestraft. Peter Ehlers sah die Rote Karte und die Borussia schlug kurz vor dem Ende eiskalt zu. Der Stachel der Enttäuschung saß tief. Wir besiegten die Borussia mit den bekannten Namen wie Netzer, Heynckes, Rupp und Wimmer zwar im Rückspiel mit 4:2, aber es reichte nicht mehr.  Zwei Jahre später nahmen wir einen erneuten Anlauf, scheiterten aber im entscheidenden Spiel um Platz 2 in der Regionalliga an Göttingen 05. Danach ging es sportlich bergab mit Holstein“, so Koll.

Acht Jahre nach dem Ende seiner aktiven Laufbahn kehrte Koll ins Storchennest zurück. Holstein war 1976 in einer großen sportlichen und finanziellen Krise und der einstige Ausnahmestürmer übernahm am dritten Spieltag als Trainer das Ruder von Werner Bannasch. Blutjunge Nachwuchsspieler wie Axel Möller, Harry Witt oder auch die Tönsfeldt-Brüder reiften unter alten Hasen wie Kapitän Jochen Aido zu echten Leistungsträgern heran. „Gerd Koll war wie eine Vaterfigur für uns. Er war ein ganz feiner Mensch und aufgrund seiner großen fußballerischen Vergangenheit eine echte Respektperson“, erinnert sich Immo Stelzer, damals eine der großen Stützen in der Koll-Elf, an seinen Trainer zurück. Holstein kletterte mit Koll bis zum Ende der Saison 1976/77 von einem Abstiegsplatz bis auf Rang drei und erreichte damit die Aufstiegsrunde. Dort scheiterte Holstein noch im ersten Anlauf. 1978 gelang dann aber endlich der Sprung in die 2. Liga Nord. Der Aufstieg war Kolls größter Erfolg als Trainer, aber auch gleichzeitig das Ende seiner Trainerkarriere bei Holstein. Die 2. Liga war nicht mit seinem Beruf als Lehrer am Kieler Max-Plack-Gymnasium vereinbar. 

Als es bei Holstein in der Zweitklassigkeit im Herbst 1979 nicht mehr lief und Trainer Arkoc Özcan gehen musste, sprang Koll, inzwischen Trainer beim FC Kilia, noch einmal für vier Wochen ein. „Ich stand also täglich von 5 bis halb 7 bei Holstein auf dem Trainingsplatz und fuhr dann schnell rüber zum Hasseldieksdamer Weg und erfüllte bis halb 9 meine Aufgabe bei Kilia. Eine ähnliche Situation gab es an den Wochenenden. Samstags stand ich bei Kilia an der Seitenlinie und Holstein spielte in der 2. Liga ja immer einen Tag später am Sonntag. Während der ganzen Zeit und auch ansonsten als Trainer hatte ich nie einen Assistenten oder ähnliches. Dann hätte ich es sicherlich etwas einfacher gehabt“, berichtete Koll.

Fußballerisch wurde es danach ruhiger um die Holstein-Legende. Doch Ende der 80er Jahre war Koll dann plötzlich zurück. „Ich hatte eine Ferienwohnung auf der Insel und einfach noch einmal Lust auf den Trainerjob. Allerdings haben wir auch nur zweimal pro Woche trainiert. Am Mittwoch kam aber nur selten etwas Vernünftiges zustande, denn die meisten Spieler wohnten auf dem Festland und schafften es gar nicht erst zum Training. Das war sportlich zwar noch mal ein Arbeiten unter erschwerten Bedingungen, aber Spaß hat es trotzdem gemacht“, erinnerte sich Gerd Koll stets gern an sein kurzes Intermezzo auf der Ostsee-Insel.

Hörfunkreporter Norman Nawe im Interview mit Gerd Koll

Gerd Koll starb am 18. März 2013 in Kiel im Alter von 74 Jahren. Anlässlich des 125. Vereinsjubiläums am 7. Oktober 2025 würdigte die KSV Holstein ihren Rekordtorjäger mit der Einweihung des Gerd-Koll-Platzes.

DER GERD-KOLL-PLATZ im CITTI-FUSSBALL-PARK

Der Gerd Koll Platz im CITTI Fußball-PARK
Der Gerd Koll Platz im CITTI Fußball-PARK
Der Gerd Koll Platz im CITTI Fußball-PARK

Quellen

  • Prüß, Jens Reimer: Spundflasche mit Flachpaßkorken. Die Geschichte der Oberliga Nord 1947–63. Essen 1991.
  • Grüne, Hardy: Vom Kronprinzen bis zur Bundesliga. 1890–1963. Enzyklopädie des deutschen Ligafußballs. Bd. 1. Kassel 1996.
  • Nawe, Patrick / Jessen, Christian / Nawe, Norman / Grüne, Hardy / Callsen, Christian / Madsen, Raymund: 100 Jahre Holstein Kiel. Berlin 2000.
  • Nawe, Patrick (Hrsg.) / Jessen, Christian / Weber, Jürgen / Cassel, Tim / Rodde, Hartwig / Nawe, Norman: 125 Jahre Holstein Kiel – Die Chronik. Bielefeld 2025.

Fotos:

  • Stadtarchiv Kiel, Archiv Holstein Kiel, Rudolf Schenck, Friedrich Magnussen, Helmut Beckmann, Patrick Nawe, Kjell Runge
Historie NLZ und Jungstörche
Peter-Ehlers-Platz
Adsch-Werner-Platz
X
Bitte warten...