Jonas Krumey brauchte nach seinem Wechsel zu unseren Störchen kaum Eingewöhnungszeit – und hütet nun das Kieler Tor. Warum die bisherige Laufbahn des jungen Schlussmanns alles andere als gewöhnlich verlief.
„Es ging alles sehr schnell“, sagte Jonas Krumrey kurz nach seinem Transfer zu unserer KSV Holstein. Der Torhüter stieß am 1. Juli zu unseren Störchen und somit während des Trainingslagers in den USA. Probleme mit Jetlag hatte der 21-Jährige dabei nicht, schließlich war er zuvor mit dem FC Red Bull Salzburg im Zuge der FIFA Klub-WM ebenfalls in den Vereinigten Staaten unterwegs. „Ich freue mich sehr über das Vertrauen, das mir der Club gibt, und werde alles geben, um diese Chance zu nutzen und das Vertrauen mit guten Leistungen zurückzuzahlen“, so Krumrey am Tag der Vertragsunterschrift.


Auch in der Folge ging es für den 1,93-Meter großen Schlussmann Schlag auf Schlag: Bereits eine Woche nach seinem Wechsel stand Krumrey im Testspiel gegen den Minnesota United FC erstmals im Kieler Kasten – und hielt gleich die Null. „Es ist ein gutes Gefühl, es war ein guter Start“, sagte der Neuzugang im Anschluss an die Partie im Allianz Field. In den weiteren Wochen der Vorbereitung teilten sich Krumrey und Timon Weiner die Einsatzzeiten im Tor der Störche. Ein Konkurrenzkampf, der beide Keeper bis in die Fingerspitzen motivierte. Denn am Ende konnte nur einer zum Saisonauftakt zwischen den Pfosten stehen – eine Tatsache, die diese besondere Position umso herausfordernder macht.
Über Umwege ins Tor
Das runde Leder begleitet den 21-Jährigen dabei schon seit Kindertagen: „Früher habe ich oft Fußball mit meinen zwei älteren Brüdern gespielt und war als Jüngster bei ihren Turnieren dabei“, erinnert er sich. Torwart wurde Krumrey, der in Prien am Chiemsee geboren wurde, durch einen Zufall: In einem Spiel seiner Jugendmannschaft TuS Prien verletzte sich der etatmäßige Torwart und Krumrey musste aushelfen, obwohl er bis dahin eigentlich Feldspieler war. „Ich war damals schon recht groß und es hat mir unheimlich viel Spaß gemacht, also bin ich im Tor geblieben“, erinnert sich Krumrey.


Früh das heimische Nest verlassen
Den Sprung nach Österreich wagte Krumrey nach seiner Zeit in der Jugend des FC Bayern München, wo er zu jedem Training rund 90 Kilometer hin und zurück pendeln musste. „Ich bin dann mit 14 Jahren in die Akademie von Red Bull Salzburg gezogen. Das war für meine Mutter am Anfang natürlich nicht leicht.“ Mit Deutschland, Österreich und Dänemark kam der 21-Jährige somit bereits in drei Ländern zum Einsatz und stellte unter Beweis, wie anpassungsfähig er trotz seines jungen Alters ist.
Auf dem Platz agiert der Torwart sehr reif und zeigt, dass er auch mit dem Ball am Fuß verlässlich ist. Unter anderem diese Qualitäten sorgten dafür, dass sich KSV-Cheftrainer Marcel Rapp vor dem Start in die neue Saison in der 2. Bundesliga für Krumrey im Kieler Tor entschied. „Wir haben zwei Torhüter, die beide gut sind. Jonas ist vielleicht ein bisschen besser am Fuß. Timon hat andere Stärken“, so Rapp.


Auch wenn der Neuzugang und der langjährige Kieler sich in einem direkten Konkurrenzkampf befinden, sei das Miteinander sehr positiv, so Krumrey: „Wir unterstützen uns im Torhüterteam immer gegenseitig, um uns zu verbessern. Man kann von jedem anderen Torwart etwas lernen.“
Der Start in die 2. Bundesliga
In den ersten sechs Ligaspielen stand Krumrey jeweils in der Startelf – und konnte kurz nach seinem Pflichtspieldebüt für die Störche in Paderborn wenig später einen weiteren Meilenstein feiern. In Fürth hielt Krumrey nicht nur seinen Kasten sauber, sondern bereitete auch den Treffer von John Tolkin vor. Kurz vor Ende der Partie, die mit einem 2:0-Sieg für die KSV endete, fing Krumrey einen Ball ab und bediente Tolkin reaktionsschnell per Abwurf. Da die Fürther weit aufgerückt waren, inklusive ihres Torhüters Pelle Boevink, konnte der US-Amerikaner den Ball ins leere Tor einschieben. „Der Scorerpunkt in Fürth war mit Sicherheit schön, aber am Ende ist mir das nicht so wichtig. Es zählen nur die Punkte“, betonte Krumrey im Anschluss. Drei davon durften die Störche dann auch beim Auswärtsspiel auf Schalke bejubeln. Auch dort hielt Krumrey den Kasten sauber und sicherte mit seinen Paraden den umkämpften dreifachen Punktgewinn: „Der Sieg ist extrem wichtig für das Team und ein tolles Erfolgserlebnis.“
Ein großer Stein vom Herzen dürfte dem Schlussmann dann auch am vergangenen Wochenende gefallen sein, als er und seine Vorderleute den ersten Heimsieg der Saison bejubeln konnten. Dabei zeichnete sich Krumrey beim 3:0-Erfolg mehrfach aus und behielt zum dritten Mal in dieser Spielzeit eine weiße Weste.


Ein großes Vorbild
Nun gilt es für den Schlussmann und seine Teamkameraden, in den kommenden Wochen solche Erfolgserlebnisse zu wiederholen. „Es ist eine sehr gute Liga, mit Top-Fans und einer besonderen Atmosphäre“, findet der 21-Jährige nach seinen ersten Partien in der 2. Bundesliga. „Wir konzentrieren uns aber immer ausschließlich auf das nächste Spiel.“ Sein sportliches Vorbild ist dabei einer der prägendsten Torhüter der jüngeren Vergangenheit: „Ich hatte früher immer Trikots von Manuel Neuer. Seine Ausstrahlung und die Art, wie er das Torwartspiel revolutionierte, haben mich schon immer inspiriert.“
Abseits des Rasens kommt der gebürtige Bayer so langsam in Kiel an: „Die Mitspieler haben es mir leicht gemacht, mich hier einzuleben.“ Auch wenn nun statt Bergen plötzlich die Ostsee vor der Tür ist, habe er keinen Kulturschock erlebt: „Ich fühle mich sehr wohl hier.“
Angekommen an der Kieler Förde
Wenn er gerade nicht mit dem Torwartteam rund um Timon Weiner, Marcel Engelhardt, Lio Rothenhagen und Tyler Dogan auf dem Trainingsplatz steht, vertreibt sich „Jonny“ die Zeit gerne mit anderen Sportarten. „Ich spiele gerne Golf. Und Paddeltennis, wenn die Zeit es zulässt.“ Beides sind passenderweise Sportarten, denen man auch im hohen Norden nachgehen kann.
Somit sind die Voraussetzungen für den Neuen im Kasten gut, um sich in Kiel weiter zu akklimatisieren und den Störchen auf dem Rasen ein sicherer Rückhalt zu sein. Bald könnte dann auch das eine oder andere modische lilafarbene Torwarttrikot mit der Nummer 21 auf dem Rücken bei den Fans im Holstein-Stadion zu sehen sein.