Unsere Holstein Women haben am kommenden Wochenende spielfrei. Wir haben diese kurze Pause genutzt und mit dem neuen Cheftrainer Stefan Fischer über den Saisonstart und seine ersten Eindrücke gesprochen. Gegen den FC St. Pauli (3:1), den Eimsbütteler TV (4:0) und den SV Werder Bremen II (3:0) war Fischer mit seinem Team erfolgreich, nur gegen den SV Henstedt-Ulzburg (0:1) gab es im bisherigen Saisonverlauf eine Niederlage.
Moin Stefan, hinter euch liegen die ersten vier Spieltage in der Frauen-Regionalliga Nord. Wie fällt dein Fazit zum Saisonstart aus?
Wir haben eine sehr lange Vorbereitung hinter uns. Das war für uns natürlich ein Vorteil. So hatten wir mehr Zeit zur Eingewöhnung und konnten die Mannschaft im Vorfeld sehr gut kennenlernen. Das fußballerische Niveau unserer Spielerinnen hat mich dabei von Anfang an überzeugt. Nach den ersten Spielen würde ich uns auf jeden Fall zu den spielstärksten Mannschaften der Liga zählen. Wir müssen es nur schaffen, diese Qualität auch konstant auf den Platz zu bringen. In den ersten Partien konnten wir viele Ideen und Ansätze schon sehr gut umsetzen.





Die Holstein Women sind deine erste Station im Frauenfußball seit langer Zeit. Wie ist dein erster Eindruck von der Liga?
Zuletzt war ich vor über 20 Jahren als Co-Trainer der Holstein Women aktiv, das kann man mit heute gar nicht mehr vergleichen. Ich habe auf jeden Fall den Eindruck, dass alle Teams in der Regionalliga sehr guten Fußball spielen und auch immer wieder spielerische Lösungen suchen. Es wird sehr wenig gebolzt, stattdessen sieht man viele taktische Ansätze. Das ist etwas, das mir als Trainer besonders gut gefällt. Dementsprechend ist aber auch das Niveau in dieser Spielklasse sehr hoch, sodass man für Siege sehr viel Ehrgeiz und Einsatz braucht.
Nach vier Spieltagen stehen jetzt drei Siege – was läuft auf dem Platz schon besonders gut?
Es ist schön zu sehen, dass die Spielerinnen den vorgegebenen Matchplan fast zu 100 Prozent umsetzen. Auch wenn wir unterschiedliche Spielsysteme nutzen oder verschiedene Pressingzonen bespielen, setzen sie die Vorgaben unglaublich gut um. Dazu coachen nicht nur wir von außen – auch auf dem Platz kommunizieren die Mädels viel miteinander, helfen sich gegenseitig und korrigieren sich untereinander. Das bringt uns als Mannschaft natürlich voran. Besonders taktisch können wir dadurch Dinge sehr schnell und effektiv umsetzen, was im Wettkampf ein großer Vorteil ist.
Gegen den SV Henstedt-Ulzburg gab es eine ärgerliche 0:1-Niederlage. Wie bist du mit diesem kleinen Rückschlag umgegangen? Und hattest du das Gefühl, dass er Einfluss auf die Mannschaft hatte?
Natürlich kommt nach so einer Niederlage – und dann auch noch im Landesderby – Frust auf. Das ist nachvollziehbar und gehört dazu. Aber daraus müssen wir gemeinsam lernen, und es darf keinen langfristigen Einfluss auf die Trainingsarbeit und die Mentalität haben. Mit dem 3:0-Sieg gegen den SV Werder Bremen II haben wir zum Glück die richtige Antwort gegeben. Ich denke, wenn man sich als Mannschaft auch nach Rückschlägen wieder zusammenfindet, stärkt das das Teamgefühl ungemein.
Du hattest jetzt mit der Vorbereitung und den ersten Spieltagen mehrere Monate Zeit, um die Spielerinnen besser kennenzulernen. Was zeichnet euch als Team in dieser noch frühen Saisonphase charakterlich aus?
Auf jeden Fall, dass sich alle in den Dienst der Mannschaft stellen. Die Akzeptanz und das Zusammengehörigkeitsgefühl innerhalb des Teams sind in meiner Wahrnehmung extrem groß. Natürlich wollen alle spielen, aber auch die Mädels, die von der Bank kommen, sind bereit, alles zu geben. Jede kämpft für die Mannschaft und dafür wollen sie sich auch im Training ständig verbessern und weiterentwickeln.
Mit Axel Mommer steht seit Saisonstart auch ein neuer Co-Trainer an deiner Seite. Wie erlebst du eure Zusammenarbeit?
Unheimlich gut. Wir sind sehr transparent und ehrlich zueinander. Vorher kannten wir uns nur oberflächlich, aber in diesem Aufgabenbereich ergänzen wir uns richtig gut. Unterschiedliche Meinungen sind in meinen Augen sowieso immer förderlich und so gehen wir auch damit um. Deswegen bin ich mit der Zusammenarbeit total zufrieden und finde es sehr gut, wie wir die Dinge aktuell handhaben. Aber nicht nur die Zusammenarbeit mit Axel ist top, sondern auch mit allen, die im Hintergrund tätig sind und mit viel Herzblut zum Erfolg unserer Mannschaft beitragen, wie zum Beispiel Teambetreuerin Gesa Köllmer, Torwarttrainer Patrick Ladendorf, Athletiktrainer Lovis Lorenz, Spieltagskoordinatorin Saskia Cordts oder unsere Physiotherapeutinnen Larissa Wanner und Mirijam Thümling.
Ihr werdet innerhalb der Liga und auch von der Presse immer wieder als Aufstiegskandidat gehandelt. Wie gehst du damit um?
Alles, was von außen an die Mannschaft herangetragen wird, ist für mich zweit- oder sogar drittrangig. Natürlich ist es irgendwo auch ein Lob für uns, aber diesen Druck möchte ich gar nicht an mich heranlassen und schon gar nicht an die Spielerinnen weitergeben. Ich möchte diese Saison so erfolgreich wie möglich gestalten, und was am Ende dabei herauskommt, kann man jetzt ohnehin noch nicht sagen.




Nach diesem spielfreien Wochenende geht es in der Liga gegen den ATS Buntentor weiter. Woran möchtest du in den nächsten Wochen auf jeden Fall noch feilen?
Wir wollen auf jeden Fall unser Spiel im Angriffsdrittel weiter verbessern. Da wollen wir eine höhere Geschwindigkeit zeigen und gleichzeitig präziser werden. Die automatisierten Abläufe im letzten Drittel sind ein großer Fokus im Training. Dazu gehören Dinge wie genaues Passspiel, saubere Ballannahmen und die nötige Passschärfe.