Ein einzigartiger Abend im Kieler Opernhaus: Anlässlich des 125. Jubiläums unserer KSV Holstein erlebten am Samstagabend rund 600 Gäste eine spektakuläre Vereinigung von Stadion- und Opernatmosphäre.
Bereits der Empfang der rund 600 Gäste war glanzvoll: Neben einem Spalier aus Feuerfackeln erwarteten die Oper- und Holstein-Fans auch die Lights Cheerleader, die jeden Besucher bundesligareif begrüßten. Der sonst übliche Dresscode im Kieler Opernhaus wurde dabei an diesem Abend gelockert: Neben schicker Abendgarderobe waren auch zahlreiche Besucher in Holstein-Trikots und mit blau-weiß-roten Schals zu sehen.
Unter Klängen des Philharmonischen Orchesters Kiel betraten Dirigent Florian Ludwig und KSV-Stadionsprecher York Lange die Bühne. Das Moderatorenduo, sinnbildlich für die Symbiose von Sport und Kultur, begrüßte mit Charme und Witz das Publikum und kündigte den ersten Act an: die aus dem Holstein-Stadion bekannte Bekanntgabe der Mannschaftsaufstellung, untermalt vom Orchester durch Miklós Rózsas „Parade of the Charioteers“ aus „Ben Hur“.


Im Anschluss waren dann York Langes Fähigkeiten als Kommentator gefragt. Während das Orchester Beethovens weltbekannte 5. Symphonie spielte, kommentierte Lange das Geschehen auf der Bühne, als wäre es ein Fußballspiel unserer Störche. Sätze wie „Der Hornist nimmt das Heft in die Hand“, „Dirigent Ludwig übt nochmal Druck auf das Orchester aus“ oder „Eine rüde Attacke des Paukers zum Anfang der Reprise“ sorgten für zahlreiche Schmunzler im Publikum – bei Fußball- oder Klassik-Fan gleichermaßen.
Der heimliche Star des Abends sollte Tenorsänger Dashuai Chen werden, der zunächst mit seiner Darbietung von „Dein ist mein ganzes Herz“ von Franz Lehár stimmlich begeisterte. Als Chen dann jedoch einen Holstein-Schal aus seinem Sakko zauberte und in die Luft hielt, sprang der Funke zum Publikum vollends über. „Da soll noch einer sagen, Fußball und Oper passen nicht zusammen“, so Lange im Nachgang.


Wie wichtig das Zusammenspiel von (Musik-)Mannschaften ist, zeigten das Orchester und der Philharmonische Chor Kiel bei der Darbietung von „O Fortuna“ aus „Carmina Burana“ und – ganz im Sinne des sportlichen Mottos des Abends – „Zeit, dass sich was dreht“ von Herbert Grönemeyer. Die Holstein-Fans konnten dabei in Erinnerungen schwelgen, da auf der Leinwand die jeweils entscheidenden Szenen der Aufstiege in die 3. Liga sowie in die 2. und die Bundesliga in diesem Jahrtausend gezeigt wurden. Heider, Ducksch, Pichler: Da war Gänsehaut zum Ende der ersten Halbzeit des Programms vorprogrammiert.
Viele Highlights im zweiten Abschnitt
Die zweite Halbzeit begann so spektakulär, wie der erste Abschnitt geendet hatte, denn die Orchestermusiker bekamen in der Pause Besuch von KSV-Cheftrainer Marcel Rapp, der die Künstlerinnen und Künstler noch einmal standesgemäß einschwor. „Die Klarinetten sind zu hoch“, „Reißt euch zusammen, damit die Leute auch wiederkommen wollen“, so die Tipps vom KSV-Coach. Die Ansprache mit einem Augenzwinkern sorgte für einige lachende Gesichter in den gut gefüllten Reihen des Kieler Opernhauses.
Im weiteren Verlauf zeigten Orchester und Chor bei der Darbietung eines Medleys aus „Roxy und ihr Wunderteam“, dass die Ansprache des Störche-Cheftrainers ihre Wirkung nicht verfehlt hatte. „Jetzt wird es klassisch“, kündigt Dirigent Ludwig anschließend eine Ballettdarbietung an. Doch wer den „Tanz der kleinen Schwäne“ erwartet hatte, sah sich getäuscht: Denn aus „Schwanensee“ wurde „Storchensee“, da KSV-Maskottchen Stolle in die Aufführung der vier Tänzerinnen eingebunden wurde und eine durchwachsene Figur machte – sehr zur Freude des Publikums.


Von Dirigenten, die mit Rot von der Bühne geschickt werden, inklusive Videobeweis, bis hin zu Tenor Dashuai Chen, der im Holstein-Trikot „Nessun Dorma“ von Giacomo Puccini zum Besten gab – der Abend bot Groß und Klein ganz besondere Momente. Zum Ende hin war dann noch Zeit für die großen Fußballträume: Die Interpretation von Tony Brittens Hymne der UEFA Champions League sorgte für leuchtende Augen, nun war spätestens auch der letzte Fußballfan abgeholt, der sonst vielleicht nicht so viele Berührungspunkte mit klassischer Musik hatte.
Eine Zugabe der besonderen Sorte kündigte York Lange an, als er mit der Original-Auswechseltafel aus dem Holstein-Stadion sieben Minuten Nachspielzeit anzeigte. Während das Orchester die Hymne der Bundesliga ertönen ließ, betrat auch die Mannschaft unserer KSV die Bühne und klatschte gemeinsam mit, als zum krönenden Abschluss „Die Denkedrans“ die KSV-Vereinshymne „Keine andere Stadt, keine andere Liebe, kein anderer Verein“ zusammen mit dem Philharmonischen Orchester aufführten. Es hielt keinen mehr auf den Sitzen, und als der minutenlange Applaus aushallte, moderierte Lange diesen gelungenen Abend mit den Worten „Kiel Ahoi“ ab.