Vorstopper Immo Stelzer (li.) führte 1979 die Kieler Störche an.
Erstmals seit dem 1. Mai 1979 treten unsere Störche am Sonnabend um 15.30 Uhr wieder zu einem Punktspiel bei der 1. Mannschaft von Bayer 04 Leverkusen an. Erneut mit dabei ist dann auch Holstein-Urgestein Immo Stelzer.
Am Dienstagabend, den 1. Mai 1979, betrat unsere KSV zum letzten Mal den Rasen der Leverkusener Arena für ein Pflichtspiel gegen die Profis. Damals unterlag unsere Mannschaft dem späteren Bundesliga-Aufsteiger knapp mit 1:2. Den Führungstreffer für die Bayer-Elf erzielte damals Dieter Herzog per Foulelfmeter, den KSV-Vorstopper Immo Stelzer an Leverkusens Libero Jürgen Gelsdorf verursacht hatte. Am Sonnabend befindet sich Stelzer erneut auf dem Weg in den Westen. Im sicherlich rappelvollen Holstein-Fanblock in der BayArena will er seinen Störchen diesmal als Glücksbringer lautstark zum Sieg verhelfen.
„Wir kamen damals direkt aus Nürnberg, wir hatten uns dort drei Tage zuvor im DFB-Pokal eine herbe 1:7-Klatsche abgeholt“, erinnert sich der heute 70-Jährige. Zwei Spiele binnen vier Tagen bedeuteten damals für den Kieler Zweitligisten um Immo Stelzer, Thorsten Neumann, Harry Witt, Dieter Wendlandt, Jochen Aido und die Tönsfeldt-Brüder eine erhebliche logistische Herausforderung. Auch deshalb, weil die Nachwirkungen der Pokalklatsche mit anschließendem Besuch der fränkischen Kultkneipe „Zum Igelwirt“ erheblich waren. Auch soll es zwischen Trainer Kuno Böge und der Mannschaft im Frankenland erheblich „gekracht“ haben.
Wenig professionelle Spielvorbereitung
Angesichts der Tatsache, dass Holsteins Finanzlage trotz des hervorragenden Zuschauerzuspruches von über 8.000 im Holstein-Stadion alles andere als rosig aussah, hatte sich der Mäzen und Präsident des Landesarbeitsamtes von Schleswig-Holstein, Eduard Bovensiepen, etwas ganz Besonderes für seine Jungs ausgedacht. Kurzerhand hatte er die Mannschaft in einem stillgelegten Flügel der Rhein-Ruhr-Klinik in Kettwig bei Essen untergebracht. Mangels Verpflegung mussten die Störche ihre Mahlzeiten dort in einem nahegelegenen Imbiss einnehmen. „Das Ganze war schon etwas skurril und besaß ein gewisses Intensivstation-Feeling“, muss Stelzer noch heute schmunzeln angesichts der wenig professionellen Kieler Spielvorbereitung in der 2. Liga Nord.
Dass sich die Störche beim haushohen Favoriten in Leverkusen dann bei der knappen 1:2-Niederlage dennoch hervorragend aus der Affäre zogen, war dem unbändigen Teamgeist geschuldet, der für den damaligen Zweitliga-Aufsteiger aus dem hohen Norden – genau wie die begeisterungsfähigen Kieler Anhänger – ein Faustpfand im Abstiegskampf darstellte. Bayer 04 Leverkusen schaffte damals als Meister der 2. Liga Nord erstmals den Aufstieg in die 1. Bundesliga und hat sich seitdem fest im Oberhaus des deutschen Fußballs etabliert, Meisterschaft 2024 inklusive. Apropos Meisterschaft, auf der “Salatschüssel” des Deutschen Fußball Bundes finden sich die Gravuren zweier Titelträger direkt nebeneinander: Bayer Leverkusen 2024 und Holstein Kiel 1912.
Man darf gespannt sein, ob es am Sonnabend erneut zu einem Aufeinandertreffen von Immo Stelzer und Jürgen Gelsdorf kommen wird, so wie damals in der ominösen 55. Spielminute…
Das letzte Punktspiel // 23. Spieltag der 2. Liga Nord am 1. Mai 1979
Bayer 04 Leverkusen – Holstein Kiel 2:1 (0:0)
Leverkusen: Bockholt – Bruckmann (16. Schulze), Gelsdorf, Klimke, Hörster – Scheinert, Gniech, Hermann (44. Korth), Herzog – Brücken, Szech – Trainer: Willibert Kremer
Kiel: Burmeister – Landsberg, Neumann, Stelzer, D. Tönsfeldt – Aido, Wendlandt, Witt, Jordt – Hansen, V. Tönsfeldt – Trainer: Kuno Böge
Tore: 1:0 Herzog (55., Foulelfmeter), 2:0 Hörster (65.), 2:1 Wendlandt (81.)
Zuschauer: 4.000 im Ulrich-Haberland-Stadion (heute BayArena)