Kranzniederlegung für Ottmar Walter

Wenige Wochen vor dem Ende des 125. Vereinsjubiläums der KSV Holstein, in dem der Kieler Traditionsverein an zahlreiche Größen der Vereinsgeschichte erinnert hat, wurde am heutigen Vormittag – im Vorfeld der Zweitligabegegnung zwischen den Störchen und den Roten Teufeln – auf dem Hauptfriedhof in Kaiserslautern am Grab des Fußball-Weltmeisters Ottmar Walter ein Kranz niedergelegt. 

Titelbild: Kranzniederlegung mit dem Kieler Thorsten Neumann und dem Kaiserslauterer Wolfgang Rotberg

Als Angehöriger der Kriegsmarine in Kiel-Wik trug Walter von März bis Juni 1943 als 19-Jähriger das Trikot der KSV Holstein. Er gehörte am 30. Mai beim 4:1 im Viertelfinale der Deutschen Meisterschaft gegen den FC Schalke 04, dem besten Spiel der Vereinsgeschichte, zu den Stützen der Störche. Am 26. Juni feierte Walter mit der KSV im Berliner Poststadion durch einen 4:1-Erfolg gegen First Vienna FC nicht nur den 3. Platz in der Deutschen Meisterschaft, sondern auch den ersten großen Erfolg seiner noch jungen Laufbahn.

Schicksalsfahrt im Ärmelkanal

Aufgrund der gezeigten Leistungen für Holstein Kiel – in sechs Spielen der Meisterschafts-Endrunde erzielte Walter drei Tore – lud ihn Reichstrainer Sepp Herberger zu einem Nationalmannschafts-Lehrgang ein. Doch dazu kam es nicht mehr. Kaum zwölf Monate nach seinem letzten Spiel brach Ottmars Flottenverband ausgerechnet von Kiel aus zu einem Einsatz nach England auf. Während eines Gefechts im Ärmelkanal wurde Ottmar Walter durch drei Granatsplitter schwer am rechten Knie verletzt. Von den 135 Männern an Bord des Torpedobootes überlebten nur wenige – Walter war unter den Überlebenden.

Ottmar Walter im KSV-Trikot…
…und dem der deutschen Nationalmannschaft.

Rekordtorschütze

Am 2. Oktober 1946 wurde Ottmar Walter aus der englischen Kriegsgefangenschaft entlassen und kehrte nach Kaiserslautern zurück. Dort nahm seine große Karriere ihren Lauf. Mit den Roten Teufeln wurde er 1951 und 1953 Deutscher Meister und mit der Nationalmannschaft gewann er 1954 beim Wunder von Bern die Fußball-Weltmeisterschaft. Bis heute ist der Mittelstürmer, Torjäger und Meisterspieler mit über 300 Treffern Rekordtorschütze des 1. FC Kaiserslautern.

Legende und Mensch

Nach mehreren Knie-Operationen beendete Ottmar Walter 1959 seine sportliche Karriere. Auf dem Betzenberg bleibt Ottmar Walter unvergessen, nicht nur ob seiner sportlichen Leistungen. Es bleibt auch die Erinnerung an einen großartigen Menschen, der stets wichtige Werte wie Bodenständigkeit, Vereinstreue und Glaubwürdigkeit vertreten hat. „Wir wollen erreichen, dass junge Leute und interessierte Fans über spannende Geschichten aus dem Fußball mit diesen Werten in Kontakt kommen“, erklärt KSV-Vereinshistoriker Patrick Nawe, auf dessen Initiative hin die Kranzniederlegung vorgenommen wurde. „Die Größen unserer Vereinsgeschichte stehen für Charaktereigenschaften, die gerade auch heute von großem Wert sein dürften. Und eine Persönlichkeit wie Ottmar Walter schließt sich nahtlos an die Reihe herausragender Holsteiner wie Ernst Möller, Adsch Werner, Peter Ehlers und Gerd Koll an“, meint Nawe. Thorsten Neumann, 1. Vorsitzender des Holstein-Traditionsclubs, betont: „Der respektvolle Umgang mit der eigenen Vergangenheit ist für die KSV Holstein von großem Wert. Die Kranzniederlegung am heutigen Tag erfüllt uns mit andächtiger Freude.“

Stefanie Werner, die Kuratorische Leitung des FCK-Museums, freut sich über die Geste der KSV Holstein: „Der Traditionsverein Holstein Kiel, der wie der 1. FC Kaiserslautern in diesem Jahr sein 125-jähriges Bestehen feiert, setzt mit der Kranzniederlegung an Ottmar Walters Grab ein starkes Zeichen des Erinnerns. Im Namen des gesamten Museumsteams bedanke ich mich für dieses Gedenken. Die Verbundenheit und Bedeutung solcher Gesten sind gerade in unserer Zeit wohltuend und bestärken uns in unserer Arbeit.“

Ottmar Walter, 75-jähriger Sohn des Weltmeisters, meinte sichtlich bewegt: “Ich finde das ganz toll, dass die Verbindung zu meinem Vater auch in Kiel aufrechterhalten wird. Das war eine große Überraschung für mich und eine sehr schöne Geste!”

FCK-Museumskuratorin Stefanie Werner und Holsteins Clubhistoriker Patrick Nawe mit einem Porträt von Ottmar Walter von 1943.
Der Grabstein von Ottmar Walter

Erinnerungen an Kiel

Auch wenn Ottmar Walter natürlich seine größten Erfolge mit dem 1. FC Kaiserslautern und mit der Nationalmannschaft gefeiert hat, die Zeit an der Kieler Förde sollte ihn ein Leben lang prägen. Die Erinnerungen an seine Monate im Marinestützpunkt Kiel-Wik und bei Holstein Kiel führten ihn immer wieder für Besuche zurück an die Förde. Aber auch als Fußballer gab es ein Wiedersehen mit den Störchen. In der Endrunde um die Deutsche Meisterschaft trafen Holstein und der spätere Meister 1. FC Kaiserslautern 1953 in Ludwigshafen und Kiel zweimal aufeinander. Im Juli 2003 weilte Ottmar Walter anlässlich des 75. Geburtstages von Holsteins Torhüterdenkmal Henry Peper und eines Freundschaftsspiels der Störche gegen den FC Bayern München letztmals in der Landeshauptstadt. Bis zu seinem Tod am 16. Juni 2013 hielten Holsteins früherer Vereinsarchivar Fritz Hansen und der heutige KSV-Clubhistoriker Nawe den Kontakt zum 1954er-Weltmeister aufrecht. Original-Briefe aus dem Schriftverkehr zwischen Ottmar Walter und Kiel werden im Holstein-Archiv aufbewahrt.

Gedenken an Ottmar Walter

Am 6. März des vergangenen Jahres wäre Ottmar Walter 100 Jahre alt geworden. In diesem Jahr feiern die beiden Vereine, mit denen er seine größten sportlichen Erfolge feiern durfte, ihren 125. Geburtstag. Darüber hinaus jährt sich in diesem Jahr das Ende des für Ottmar Walter so prägenden Zweiten Weltkrieges zum 80. Mal. Die KSV Holstein, der Holstein-Traditionsclub und der Block 501 gedenken am heutigen Totensonntag zusammen mit dem 1. FC Kaiserslautern, dem FCK-Museum und dem Ehrenrat der Roten Teufel einem ganz Großen der Vereinsgeschichte und des deutschen Fußballs.

Hier gibt's noch mehr frische News

Bittere 1:4-Niederlage auf dem Betzenberg

|

Geschichte und Geschichten: Besuch bei einer Legende

|

Lesung der KSV-Chronik an der Hebbelschule

|

X
Bitte warten...