Seine komplette Jugend verbrachte der gebürtige Ratinger Daniel Jurgeleit in der Fußballjugend von Fortuna Düsseldorf und erlebte im alten Rheinstadion die großen (Europa-)Pokalschlachten als Balljunge hautnah mit. In seiner abwechslungsreichen Profi-Karriere absolvierte der Vollblutstürmer, der von seinen Mitspielern “Yoogi” genannt wurde, für die Clubs Union Solingen, FC 08 Homburg, SpVgg Unterhaching, VfB Lübeck, Eintracht Braunschweig und abschließend Holstein Kiel über 600 Pflichtspiele. Mit 117 Treffern steht Jurgeleit noch immer auf Platz 7 der Ewigen Zweitliga-Torschützenliste. Für den FC 08 Homburg schoss er von 1988 bis 1993 insgesamt 38 Tore in 162 Spielen. Zuletzt arbeitete der ehemalige Spieler, Sportchef und Interimstrainer der KSV Holstein zehn Jahre lang als Trainer für den SC Weiche Flensburg 08, ehe er von Mai 2022 bis Juni 2025 im Aufsichtsrat der Störche aktiv war. Vor dem Duell seiner beiden ehemaligen Clubs sprachen wir mit dem heute 61-Jährigen.
Daniel, am Sonntag um 18 Uhr geht Dein Blick sicherlich in Richtung Homburger Waldstadion…
Daniel Jurgeleit: Ich wäre zu gern live dabei gewesen, aber wer hätte so ein Pokal-Los ahnen können. Ich befinde mich zurzeit mit meiner Familie im Urlaub auf Mallorca, werde aber ganz sicher in einer der zahlreichen Kneipen vor einem Fernseher sitzen.
In Homburg hast Du fünf Deiner erfolgreichsten Jahre als Fußballer erlebt. Was ist am nachhaltigsten in Erinnerung geblieben?
Daniel Jurgeleit: Ich hatte fünf tolle Jahre in Homburg. Der Bundesliga-Aufstieg 1989 wäre natürlich als erstes zu nennen. Am letzten Spieltag benötigten wir einen Punkt gegen den FC Schalke 04, lagen aber frühzeitig mit 0:1 hinten. Erst in der Schlussphase konnten wir das Spiel durch die beiden Treffer von Bernd Gries und Guido Hoffmann noch umbiegen und sind aufgestiegen.
Zwei Jahre später sorgte der FC 08 Homburg für eine echte Pokalsensation in München…
Daniel Jurgeleit: Das Spiel im Olympiastadion bleibt für immer unvergessen. Als krasser Außenseiter sind wir zum Rekordmeister gefahren. Unser Präsident Manfred Ommer lobte kurzfristig 100.000 DM für unsere Mannschaftskasse aus, wenn wir bei den Bayern gewinnen würden. Und das Unmögliche wurde tatsächlich wahr. In der Verlängerung konnten wir mit unserem bescheidenen 3 Mio. Etat den Deutschen Meister mit 4:2 besiegen.
- Daniel Jurgeleit spielte von 1988 bis 1993 für den FC 08 Homburg
- Jurgeleit im Trikot unserer KSV
- Von Mitte August bis Mitte September 2002 fungierte Jurgeleit als Interimstrainer der Störche
Das Homburger Waldstadion erlebte mit Dir zahlreiche große Spiele. An welches Spiel erinnerst Du Dich am liebsten zurück?
Daniel Jurgeleit: Abgesehen vom Aufstieg gegen Schalke war das erste Bundesliga-Heimspiel gegen den 1. FC Kaiserslautern mit seiner Wahnsinns-Offensive um Bruno Labbadia, Stefan Kuntz und Wolfram Wuttke natürlich etwas ganz Besonderes. Das Waldstadion war mit 17.500 Zuschauern restlos ausverkauft und ich erzielte nach 20 Minuten per Kopf mein allererstes Bundesliga-Tor. Am Ende stand es 2:2. Und grundsätzlich waren auch die Saarderbys gegen den 1. FC Saarbrücken immer sehr stimmungsvoll.
In Homburg hast Du den großen Skandal um den Hauptsponsor „London“ miterlebt. Der DFB drohte damals mit Punktabzug…
Daniel Jurgeleit: Damals prangte auf den Homburger Trikot die Werbung des Kondom- und Schnuller-Herstellers „London“. Der DFB legte Protest ein und verbot alles, was „den Auffassungen von Sitte und Moral zumindest von Teilen der Bevölkerung widerspricht“. Da wurde sogar mit Punktabzug gedroht. Streckenweise mussten wir mit schwarzen Balken auf dem Trikot auflaufen. Aber im Aufstiegsjahr hatte sich das alles dann in Wohlgefallen aufgelöst. „London“ stand nun offiziell auf unseren Trikots. Eine bessere Werbung für alle hätte man sich nicht vorstellen können. Die ganze Geschichte sorgte monatelang für bundesweite Schlagzeilen.
Wie war das Lebensgefühl in Homburg Anfang der 90er Jahre?
Daniel Jurgeleit: Ich habe mich dort sehr wohl gefühlt. Erstmals lebte ich weiter weg von meiner Heimat Düsseldorf. Homburg war ein netter kleiner Ort mit rund 40.000 Einwohnern am Rande des Pfälzerwaldes, jeder kannte jeden. Unsere Stammdiscothek war damals das Village. Als Bundesliga-Spieler hatte man es dort eigentlich ganz ruhig, auch wenn man von Fans erkannt wurde. Aber in den Zeiten ohne Handy und Social Media war eben alles etwas beschaulicher. Wenn wir als Spieler unter uns sein wollten, dann sind wir nach Kaiserslautern gefahren.




Hast Du heute noch Kontakt zu alten Wegbegleitern?
Daniel Jurgeleit: Mit Neale Marmon, Rodolfo Cardoso oder auch Tobias Homp gab es zuletzt lockeren Kontakt. Aber meine Homburger Zeiten liegen jetzt ja schon weit in der Vergangenheit. Zuletzt war ich zur 100-Jahr-Feier im Saarland.
Nun treffen Deine beiden früheren Clubs im DFB-Pokal aufeinander, was erwartest Du von der Begegnung?
Daniel Jurgeleit: Homburg ist eine Pokalmannschaft, die höherklassige Teams aus dem Wettbewerb rauswerfen kann. Das hat der FC zuletzt oft genug bewiesen. Da ich jetzt schon seit über 25 Jahren in Kiel lebe und Holstein Kiel eng verbunden bin, wünsche ich mir, dass die KSV eine Runde weiterkommt. Aber es wird nicht leicht. Da muss man um jeden Meter und mit ganzem Körpereinsatz kämpfen. Nach dem Saisonauftakt mit zwei Niederlagen können sich die Störche am Sonntag ein positives Erlebnis erarbeiten.
Vielen Dank für das Gespräch, Daniel!