„Extrem lehrreiche Saison“ – U19-Trainer Kaps im Abschlussinterview

Hinter Holsteins U19-Mannschaft liegt sportlich betrachtet eine wenig erfolgreiche Saison. In der neuen DFB-Nachwuchsliga landeten die Jungstörche in der Vorrunde auf dem vorletzten Gruppenplatz mit zwölf Punkten aus 14 Spielen. Auch die Hauptrunde nach der Winterpause konnte leider nicht positiver gestaltet werden: Die Elf von Cheftrainer Freddy Kaps beendete die Saison auf dem letzten Gruppenplatz in Liga B. Im Abschlussinterview haben wir mit Kaps über den Saisonverlauf gesprochen und dabei auch nach den Gründen für die Misserfolge sowie den Umgang damit gefragt.

Moin Freddy, wie betrachtest Du diese schwierige Saison rückblickend?

Ich glaube für die gesamte Mannschaft, aber auch für den Staff und das Trainerteam war diese Saison extrem lehrreich. Alle Spieler innerhalb des Teams haben in den letzten zwei Jahren durchgehend Erfolge eingefahren. Das hat eine falsche Erwartungshaltung bei allen geschürt, die wir im Vorfelde nicht bremsen konnten. Besonders am Anfang der Vorrunde ist uns diese falsche Einstellung negativ auf die Füße gefallen, sodass es insgesamt herausfordernd war.

Du sprichst den Beginn der Saison an. Wie bewertest Du den Auftakt deiner Mannschaft in diese erste Saison der neuen DFB-Nachwuchsliga?

Im ersten Heimspiel gegen den VfL Wolfsburg haben wir uns trotz der 1:3-Niederlage gegen einen sehr starken Gegner gut präsentiert. Dann hatten wir zu Beginn gleich eine Englische Woche und haben in Berlin gegen den 1. FC Union ein Unentschieden geholt. Da waren wir sehr zufrieden mit der Art und Weise, wie wir gegen beide Gegner aufgetreten sind. Das hat aber auch zu einem gewissen Selbstverständnis innerhalb der Mannschaft geführt. Der Abschluss der Englischen Woche in Magdeburg mit der 0:9-Niederlage hat uns zum ersten Mal deutlich zurückgeworfen. Das hat nachhaltig etwas mit dem Selbstbewusstsein und dem Gefühl innerhalb der Mannschaft gemacht.

Zum Abschluss der Vorrunde seid ihr auf dem vorletzten Platz eurer Gruppe gelandet und musstet nach der Pause in Liga B antreten. Mit welcher Erwartungshaltung seid ihr dann in die Hauptrunde gegangen?

Wir hatten in der ersten Saisonhälfte ein sehr negatives Momentum, aus dem wir uns nur schwer wieder herausarbeiten konnten. Man hat gemerkt, dass die Misserfolge im ersten halben Jahr natürlich etwas mit uns gemacht haben. Ab dem Winter und der Rückrunde haben wir viele Spiele besser bestritten, auch wenn wir am Ende keine Siege geholt haben. Ich denke, das hängt auch damit zusammen, dass das Selbstvertrauen gebröckelt ist und eine Dynamik gegen uns ins Rollen gekommen ist. Deshalb lag für uns als Trainer der Fokus darauf, dass wir es schaffen, bessere Spielleistungen zu zeigen und gleichzeitig die Spieler mental wieder aufzubauen. Wir wollten konsequenter und konzentrierter auftreten. In der Vorrunde war es schon so, dass unsere Leistungen teilweise nicht akzeptabel waren, das wollten wir auf jeden Fall verändern.

Woran habt ihr in der Winterpause besonders gefeilt, damit das gelingt?

Wir haben zum Beispiel sehr viel an unserem Pressingverhalten gearbeitet. Durch unser fehlendes Selbstvertrauen war uns klar, dass wir auch weiterhin ärgerliche Ballverluste haben werden. Dementsprechend haben wir auch daran gefeilt, damit besser umzugehen und eine schnellere Reaktion zu zeigen. In der Vorrunde haben wir viel zu viele Gegentore bekommen. Im Winter haben wir deshalb auch nochmal einen besonderen Fokus auf unser Abwehrverhalten gelegt. Zusätzlich ging es darum, wie wir uns noch mehr Torchancen erarbeiten können, um auf eine höhere Quote im letzten Drittel zu kommen.

Unabhängig von den Ergebnissen in der Hauptrunde – würdest Du sagen, dass ihr in diesen Bereichen Schritte nach vorne gemacht habt?

Eindeutig. Obwohl wir in der B-Runde Letzter geworden sind, waren unsere spielerischen Leistungen deutlich besser als noch in der Vorrunde. Einzelne Spieler haben sich sichtbar weiterentwickelt. Ich hatte auch das Gefühl, dass die Jungs durch die Rückschläge noch akribischer und intensiver an ihren eigenen Schwächen gearbeitet haben. Es ist sehr schade, dass das am Ende nicht auch durch positivere Ergebnisse nach außen wahrgenommen werden konnte. Wir hatten eine viel bessere Spielanlage und waren viel bissiger im Verteidigungsverhalten. Auch unsere Gegentorquote hat sich deutlich minimiert, auch wenn es insgesamt noch zu viele waren. Außerdem haben wir uns zwar deutlich mehr Chancen im letzten Drittel herausgespielt, aber davon in Summe definitiv zu wenige genutzt.

Zum Auftakt der Rückrunde hattet ihr mit dem Spielabbruch beim F.C. Hansa Rostock eine sehr besondere Situation für alle Beteiligten. Wie hast du das Ganze erlebt?

Es war natürlich etwas, das man vorher so noch nicht erlebt hat und auch nicht erleben möchte. Aber den Verein Holstein Kiel hat immer ausgezeichnet, dass wir für unsere Werte einstehen. In dem Moment in Rostock gab es für mich keine andere Lösung als den Spielabbruch. Das hat ein sehr großes Echo hervorgerufen, dem wir uns so vorher gar nicht bewusst waren. Am bemerkenswertesten war für mich in dieser ganzen Situation die Rückendeckung des Vereins. Es haben alle hinter uns gestanden. Das macht Holstein Kiel in meinen Augen aus und bekräftigt mich darin, gerne ein Teil dieses Vereins zu sein.

Trotz der spielerisch guten Entwicklung musstet ihr Woche für Woche Niederlagen hinnehmen. Wie ist die Mannschaft damit umgegangen?

Natürlich war das extrem herausfordernd für die Mannschaft. Besonders weil wir in der Hauptrunde häufig sehr gut im Spiel waren in den Anfangsphasen, uns aber für hohen Aufwand nicht belohnt haben. Wir haben uns viel mehr Chancen erarbeitet, aber einfach keine Tore gemacht. Dadurch haben wir das Momentum leider nicht ins Positive umkehren können. Trotzdem kann ich den Jungs nicht vorwerfen, dass sie es nicht immer wieder versucht hätten.

Die individuelle Ausbildung der Spieler hat unabhängig vom Saisonverlauf einen großen Stellenwert. Wie bewertest Du jetzt nach der Saison die Entwicklung des Teams?

Ich glaube, dass sich alle Jungs und auch das Trainerteam weiterentwickelt haben. Es macht natürlich etwas mit jedem einzelnen, wenn man regelmäßig Spiele verliert. Ich bin aber überzeugt, dass viele genau deswegen überhaupt so große Entwicklungsschritte gemacht haben. Normalerweise schafft man eine gute Lernatmosphäre durch die Spiele und Ergebnisse. Das hat bei uns nicht geklappt, dennoch haben wir es hinbekommen, unter der Woche eine Atmosphäre zu ermöglichen, bei der die Jungs ihre Schritte gehen konnten.

Impressionen der U19-Saison 2024/2025

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