Im Frühjahr 2004 fasste der damalige Holstein-Vorsitzende Dr. Sven Jacob einen tollkühnen Plan. Der Mediziner wollte den damals häufig noch belächelten Frauenfußball im Storchennest etablieren. Heute, über 20 Jahre später und nach zahlreichen Berg- und Talfahrten, sind die Teams der Holstein Women fest etabliert und ein wichtiger Teil unseres Traditionsclubs.
Viel wurde im Jubiläumsjahr über die Vergangenheit der KSV Holstein geschrieben. Auch unsere Frauen waren prominent vertreten. Kürzlich zeichnete Abteilungsleiter Philipp Portwich auf der Mitgliederversammlung der KSV in der Wunderino Arena zurecht ein überaus positives Bild. Im Sommer verpassten die Holstein Women nur um Haaresbreite den Zweitliga-Aufstieg und überwintern nun mit Trainer Stefan Fischer an der Tabellenspitze der Regionalliga Nord. Stürmerin Kira Hasse steht an der Torjägerliste auf Platz eins. Darüber hinaus waren mit Sarah Begunk und Lela Naward im Oktober zwei Holstein-Spielerinnen bei der Ausstellungseröffnung im Kieler CITTI PARK dabei. Nicht zu vergessen die spannende Geschichte der Holstein Women in der neuen Jubiläumschronik zum 125. Geburtstag der KSV Holstein sowie der Holstein Talk mit Rachel Hummel (ehemals Pashley), Sarah Begunk und Women- „Trainerlegende“ Heinz Siebolds bei der 125-Jahr-Feier in der Hebbelschule Anfang Oktober.
Einen zusätzlichen Schub wird es für den Frauenfußball sicherlich auch durch die Vergabe der Europameisterschaft 2029 nach Deutschland geben – und hoffentlich auch durch das Comeback des NORDCUP am 11. Januar 2026 in der Kieler Wunderino Arena. Man darf gespannt sein auf die Zukunft der momentan erfolgreichsten Frauen-Fußballmannschaft im Land.
So wie in der Chronik 125 Jahre Holstein Kiel die Geschichte der Profimannschaft intensiv aufgearbeitet wurde, so findet sich dort auch eine Gesamtdarstellung zur über zwanzigjährigen Historie unserer Holstein Women wieder. Im Rahmen der Recherche wählte das Chronik-Team in Zusammenarbeit mit Experten aus dem Bereich Frauenfußball ein HOLSTEIN WOMEN ALL-STAR-TEAM. Das Ergebnis wurde bereits bei der Veröffentlichung der Chronik präsentiert und soll heute den letzten Beitrag zum Frauenfußball in diesem unserem Jubiläumsjahr bilden. Viele Namen dürften den Fans noch durchaus bekannt sein, prägten sie doch viele Jahre lang das Spiel der Holstein Women. Dass Spielerinnen aus den neun Zweitliga-Jahren den Kern des HOLSTEIN WOMEN ALL-STAR-TEAMS bilden, dürfte verständlich sein. Aber auch eine aktuelle Spielerin ist vertreten…
Victoria Bendt (*23. Juli 1992)
Als Bendt im Juni 2009 aus der B-Jugend direkt in die 1. Mannschaft aufrückte, fehlte der Torfrau noch das Selbstvertrauen. Nur ein Jahr später war sie mit 18 Jahren Stammtorhüterin in der 2. Bundesliga. Belohnt wurden ihre konstant starken Leistungen mit einer Einladung zum Lehrgang der U19-Nationalmannschaft. Bis 2021 hütete Bendt das KSV-Tor, danach widmete sie sich ihrem Beruf als Wirtschaftschemikerin. Sie lebt heute in Süddeutschland.

Rachel Pashley (*6. Marz 1985)
Als die „Holstein Woman“ im Gründungsjahr 2004/05 durch die Liga stürmten, gehörte die Abwehrspielerin Rachel Pashley (heute Hummel) zu den Leitfiguren. Die in Kiel geborene Tochter einer englischen Mutter kam mit Trainer Heinz Siebolds vom TSV Schilksee und blieb, teils als Kapitänin auflaufend, bis 2011. In jenem Jahr wurde sie Schleswig-Holsteins „Fußballerin des Jahres“. Nach einem weiteren Jahr beim VfL Bad Oldesloe beendete sie ihre Karriere. Heute koordiniert sie im SHFV den Frauenfußball.

Lena Schrum (*10. Januar 1991)
Geboren in Heide, erkämpfte sich Lena Schrum im Sommer 2007 mit 16 Jahren auf Anhieb einen Stammplatz in der Women-Defensive. Nach drei Jahren bei Holstein wechselte sie zum 1. FC Köln und stieg 2015 mit den Domstädtern in die Bundesliga auf. 2016 wechselte sie für ein Jahr nach Leverkusen, wo sie ihre Laufbahn beendete. 2019 gründete Schrum ein Unternehmen für den Wissenstransfer im Nachhaltigkeitssektor. Ende November 2021 wurde sie in den Aufsichtsrat der HSV Fußball AG gewählt.

Kati Krohn (*9. Mai 1982)
Kati Krohn ging in die Women-Geschichte ein, als sie am 30. Mai 2010 in Projensdorf das goldene Tor gegen Wacker München schoss und damit den Klassenerhalt besiegelte. Geboren in Lübz, hatte sie zwölf Jahre hochklassig bei Turbine Potsdam gespielt, ehe sie 2005 gemeinsam mit Katrin Krone nach Kiel kam und auf Anhieb Leistungsträgerin wurde. 2012 war sie Kapitänin beim überraschenden Aufstieg und blieb bis 2014 bei der KSV.

Nina Jokuschies (*4. August 1986)
Aus Aukrug stammend, hatte es Jokuschies beim Wittenseer SV in die DFB-Auswahlmannschaften geschafft. Im KSV-Gründungsjahr 2004 überragte sie mit ihrer feinen Technik im Mittelfeld und wurde U19-Weltmeisterin. Nach fünf erfolgreichen Jahren in Kiel wechselte die Psychologin in die Bundesliga zum HSV. Jokuschies blieb dem Fußball auch später treu. Heute arbeitet sie als systemische Coachin und Sportpsychologin, unter anderem für die Schweizer Fußball-Nationalmannschaft der Frauen.

Stephanie Güldenzoph (*21. September 1977)
Als Stephanie Güldenzoph im Sommer 2007 an die Förde wechselte, brachte sie Ruhe ins Mittelfeld. Ausgebildet in Großhansdorf und Bargteheide, heuerte sie später beim SV Schmalfeld und zweimal beim FC Riepsdorf an. 1994 spielte sie einmal für die deutsche U20-Auswahl. Ihren größten Erfolg feierte die Polizistin beim Hamburger SV, mit dem sie 2001 in die Bundesliga aufstieg. Die Karriere von „Güldi“ endete 2011 mit dem Abstieg der Women.

Svenja Wölki (*17. Juni 1981)
Zu den wichtigsten Figuren der „Holstein Woman“-Gründerzeit zählte zweifelsfrei Svenja Wölki (heute Bödeker). Die langjährige Abwehrchefin hatte als Neunjährige beim Osdorfer SV mit dem Fußballspielen begonnen und kam 2004 vom Wittenseer SV an die Förde. Tragisch ihr Karriereende, denn nach der Serie 2010/11 musste sie wegen einer Knieverletzung vorzeitig aufhören. Damals war sie mit 130 Einsätzen (davon 120 in Folge und über die volle Spielzeit) in der 2. Bundesliga Nord Rekordspielerin der Women.

Jana Leugers (*19. Mai 1988)
Geboren in Lingen/Emsland, hatte Jana Leugers bereits beim FFC Heike Rheine (2004–07) sowie beim Hamburger SV (2007–08) auf hohem Niveau gespielt, ehe sie im Sommer 2008 an die Förde kam. Die Mittelfeldspielerin entwickelte sich sofort zu einer Leistungsträgerin im Team der Women. 2015 wurde sie als Schleswig-Holsteins „Fußballerin des Jahres“ ausgezeichnet. Im Sommer 2016 beendete Leugers ihre Karriere und siedelte nach Hamburg um. Dort arbeitet sie heute als Gymnasiallehrerin.

Marie Becker (*18. Mai 1995)
Zu den größten Talenten, die nach dem Abstieg 2011 ihre Chance nutzten, gehörte Marie Becker. Die gebürtige Kielerin war erst 16 Jahre alt, als sie in der Abwehr einen Stammplatz erkämpfte. Dreimal in Folge, 2012 bis 2014, wurde sie Schleswig-Holsteins „Fußballerin des Jahres“. Als sie 2014 mit der DFB-Auswahl die U20-Weltmeisterschaft gewann, fiel sie Scouts aus Harvard auf und ergriff die Chance, an der Elite-Uni zu studieren. Seit 2021 spielt sie bei Union Berlin.

Sarah Begunk (*23. April 1992)
Sie ist die größte Konstante in der jüngeren Women-Geschichte: Seit 2012 trägt Sarah Begunk das Holstein-Trikot. Die gebürtige Kielerin hatte bei Eidertal mit dem Fußball begonnen und wurde in der Holstein-Jugend ausgebildet, ehe sie als 17-Jährige erst zum HSV und dann nach Oldesloe wechselte. Trotz vieler sportlicher Rückschläge blieb die Angreiferin dem Verein treu und führte das Team in den letzten Jahren als Kapitänin aufs Feld.

Sandra Bannas (*5. August 1981)
Gemeinsam mit Nicole Baumgart bildete Bannas das legendäre Sturmduo im ersten Jahr der „Holstein Woman“ 2004/05. Allein in jener Saison erzielte sie 32 Treffer. Ihre Torquote im Trikot der KSV hatte Gerd-Müller-Dimensionen: In 84 Partien scorte sie sagenhafte 89-mal. Gekommen war die durchschlagskräftige Stürmerin gemeinsam mit Trainer Heinz Siebolds vom TSV Schilksee. Bei der KSV blieb die Torgarantin bis 2010, ehe sie ihre Karriere beim KMTV ausklingen ließ.

Trainer Heinz Siebolds
Viele Fans erinnern sich noch an die glorreichen Jahre 2004 bis 2011, als nach dem Projektstart „Holstein Woman“ unter Trainer Heinz Siebolds der sofortige Regionalliga-Titel und damit der Aufstieg in die 2. Bundesliga gefeiert werden durfte. Sechs Jahre lang konnte die KSV anschließend die Klasse halten. Zuvor war Siebolds für die Frauenabteilungen des TSV Kronshagen und des TSV Schilksee tätig gewesen. Mit Recht darf man Heinz Siebolds als „Turnvater Jahn des Holstein-Frauenfußballs“ bezeichnen.

Auf der Ersatzbank der HOLSTEIN WOMEN ALL-STARS nehmen Platz:
Katna Ihrens – Svenja Nefen, Tessa Schildt, Laura Freigang, Michaela Brandenburg, Nicole Baumgart