Am 31. Januar verstarb im Alter von 89 Jahren unser deutscher Amateurmeister von 1961 sowie ehemaliger Erstliga-Spieler Rudi Balsam.
Auch wenn man mit der Bezeichnung Fußball-Legende besonnen umgehen sollte, auf unseren 61er Amateurmeister, ehemaligen Erstliga-Spieler und Uralt-Storch Rudi Balsam passt die Bezeichnung ohne Zweifel. Rudi gehörte zu den Größten unserer Vereinsgeschichte. Am 31. Januar 2025 hat Rudi für immer die Augen geschlossen.
Rudi Balsam wurde am 1. Juli 1935 in Groß Plehnendorf bei Danzig geboren und mit seiner Familie nach dem Ende des 2. Weltkrieges, wie so viele deutsche Ortsbewohner, vertrieben. Der junge Rudi gelangte mit seiner Familie nach Schleswig-Holstein und weiter zur beruflichen Ausbildung nach Westdeutschland. Dort schnürte der gelernte Verteidiger die Fußballschuhe bei Germania Herne. Später kehrte er zurück zur Familie an die Ostsee.
Erst im reifen Fußball-Alter von 25 Jahren stieß Rudi Balsam dann zu den Kieler Störchen und arbeitete sich von der dritten Mannschaft schnell hoch bis in die Ligamannschaft, die nach dem Krieg in der erstklassigen Oberliga Nord spielte. In seinen neun Jahren als Aktiver bei der KSV hat Rudi das Geschehen im Storchennest wesentlich mitgeprägt. Insgesamt absolvierte er 216 Pflichtspiele für die 1. Mannschaft, 70 davon in der erstklassigen Oberliga Nord.


Einen der absoluten Höhepunkte seiner sportlichen Laufbahn erlebte Rudi Balsam am 24. Juni 1961. Im Finale um die deutsche Amateurmeisterschaft zwischen der 2. Mannschaft der KSV Holstein und Siegburg 04 sicherten sich die von Ede Wolf trainierten Holstein Amateure vor 82.000 Zuschauern im Niedersachsenstadion Hannover durch einen 5:1-Erfolg die heiß begehrte Trophäe.
Zwar verpasste Balsam 1963 mit den Störchen die Qualifikation für die neue Bundesliga, doch mit der Ligamannschaft von Holstein Kiel gewann er 1965 souverän die Meisterschaft in der damals zweitklassigen Regionalliga Nord. In den anschließenden Aufstiegsspielen zur Bundesliga belegte Holstein in der Gruppe mit Borussia Mönchengladbach, Wormatia Worms und SSV Reutlingen am Ende allerdings nur den undankbaren dritten Rang. Die Begegnungen mit Günter Netzer, Jupp Heynckes und Bernd Rupp sowie das Schicksalsspiel am Gladbacher Bökelberg im Juni 1965 blieben ihm in ewiger Erinnerung. Dies galt ebenso für die großen Nordderbys mit dem Hamburger Sport-Verein auf dem Holsteinplatz und am Rothenbaum, in denen er die Duelle mit seinem Lieblingsgegenspieler Charly Dörfel dank couragierter Leistungen das ein ums andere Mal klar für sich entscheiden konnte.

Rudi Balsam, der während seiner aktiven Zeit das große Glück hatte, nie ernsthaft verletzt gewesen zu sein, blieb Zeit seines Lebens mit Leib und Seele ein Holsteiner. Seine Frau Karin spielte in den 60er Jahren erfolgreich für die Handball-Frauen der KSV Holstein, seinen beiden Söhnen Thorsten und Martin gelang in den 90er-Jahren sogar der Sprung in das Tor der Fußball-Ligamannschaft.
Solange es Rudis Gesundheit zuließ, verfolgte er mit seinem ehemaligen Teamkameraden die Ligaspiele seiner Störche auf der Vortribüne. In den vergangenen Jahren wurde es ruhiger um Rudi. Er verbrachte seinen Lebensabend in Süsel, eine Krankheit verhinderte weitere Besuche auf dem Holsteinplatz. Am 31. Januar schlief Rudi Balsam friedlich ein. Er hinterlässt eine riesige Lücke in der Holstein-Familie. Die KSV trauert um eine echte Kieler Fußball-Legende.

