Gegnercheck Hertha BSC: Ein Abend bei der Alten Dame

Wenn unsere Störche am kommenden Freitagabend um 18.30 Uhr beim aktuellen Tabellenachten Hertha BSC zu Gast sind, dürfen sie sich auf eine große Kulisse freuen. Es ist allerdings nicht das erste Mal, dass unsere KSV im Berliner Olympiastadion antritt. Vorherige Gastspiele, ein Wiedersehen mit einem Ex-Storch, Duelle beider Teams um die deutsche Meisterschaft und Fußball als Familiensache – hierüber berichten wir vor dem Abend bei der Alten Dame, wie die Hertha auch liebevoll genannt wird, in unserem Gegnercheck.

Höchste Zweitliga-Niederlage im Olympiastadion

Während der drei Jahre in der 2. Bundesliga Nord (1978 bis 1981) spielten unsere Störche gleich mehrfach im Olympiastadion: In allen Saisons bei den Heimspielen von Tennis Borussia Berlin sowie in der Saison 1980/81 weitere zwei Male bei Hertha BSC (1:3 in der ersten Runde des DFB-Pokals und 1:5 in der Liga). Am 3. April 1979 kassierte unsere KSV gar die höchste Zweitliga-Niederlage der Vereinsgeschichte, als man bei TeBe mit 0:9 unterging. Kleine Anekdote am Rande: Der damalige Torhüter Martin Burmeister war nach den ersten Gegentoren derart entnervt, dass er sich nach 30 Minuten beim Stand von 0:4 auswechseln ließ. Aber auch sein Nachfolger Manfred Ludwig musste anschließend noch fünf Mal hinter sich greifen. Fast schon gespenstisch war zudem, dass die Anzeigetafel defekt war und bereits vor der Partie ein 0:9 anzeigte, was 90 Minuten dann tatsächlich eintreten sollte.

Wechselhafte Kieler Erfahrungen

Doch das sind nicht die einzigen Erinnerungen, die es aus Kieler Sicht an das nach dem Dortmunder Signal Iduna Park (Kapazität: 81.365) und der Münchner Allianz Arena (75.021) drittgrößte Stadion Deutschlands (74.475) gibt. So machte der in Kiel geborene Andreas Köpke nach seiner Zeit bei Holstein und dem SC Charlottenburg von 1984 bis 1986 weitere Schritte seiner späteren Weltkarriere, als er bei Hertha BSC und somit auch im Olympiastadion zwischen den Pfosten stand. Weniger rosig dürften die Erinnerungen von Franz Linken an die berühmte Arena sein, der bis November 1965 Trainer des SC Tasmania 1900 Berlin war, welcher nach Saisonende als schlechtester Erstligist aller Zeiten in die Geschichte des deutschen Fußballs eingehen sollte – und damals seine Heimspiele ebenfalls im Olympiastadion austrug.

Historische Duelle zwischen Hertha und Holstein

Wohl kaum eine Begegnung der Kieler Vereinsgeschichte ist so sehr mit außergewöhnlichen Erinnerungen verbunden wie die Duelle mit der Alten Dame aus Berlin. Am 22. Juni 1930 machten sich mehrere tausend Kieler und Berliner Fans auf ins Düsseldorfer Rheinstadion. Dort kam es bei Temperaturen von 35 Grad im Schatten zum vielleicht dramatischsten Meisterschafts-Endspiel in der Geschichte des deutschen Fußballs, an dessen Ende der tragische Verlierer Holstein Kiel hieß. Trotz einer 2:0-Führung musste sich die aufopferungsvoll kämpfende Störche-Elf vor über 30.000 Zuschauern noch mit 4:5 geschlagen geben. Das Fachblatt „Fußball“ wusste zu berichten: „Für das Publikum heißt der Sieger dennoch Holstein.“ Aber auch das 2:1 der Störche durch das „Handtor“ von Mittelstürmer Horst Hamann in der 2. Liga Nord der Saison 1980/81 sowie das 4:1 nach Elfmeterschießen im DFB-Pokal im September 2002 gehören ohne Wenn und Aber zu den absoluten Highlights.

Holstein unterlag 1930 mit acht Nationalspielern der Hertha im Endspiel um die Deutsche Meisterschaft

Horst Hamann gibt dem Ball 1980 im Fallen einen Schubser zum Kieler Sieg

Holsteins Ex-Hertha-Torwart Manuel Greil blieb 2002 im Elfmeterschießen ohne Gegentreffer

Wiedersehen mit Reese

Zurück in die Gegenwart: Auf das Wiedersehen mit unserem Top-Torvorbereiter der vergangenen Saison dürften sich in Kiel viele Fans vor dem Hinspiel am 24. September vergangenen Jahres gefreut haben. Schließlich zählte Fabian Reese vor seinem Wechsel als gebürtiger Kieler und Mentalitätsspieler neben Fin Bartels zu den Fanlieblingen im Storchennest. Nach den 90 Minuten dürfte das Ganze etwas anders ausgesehen haben. Denn natürlich war es ausgerechnet – wie man im Fußball so gerne sagt – Reese, der in der Nachspielzeit per verwandeltem Elfmeter den 3:2-Siegtreffer gegen seine ehemaligen Kollegen erzielte. Es war übrigens nicht das erste Mal, dass Reese gegen Holstein Kiel spielte. Dreimal stand er in einer Partie gegen die Störche bereits zuvor auf der gegnerischen Seite – während seiner Leihstation bei der SpVgg Greuther Fürth. Gegen unsere KSV hat der 26-Jährige noch nicht verloren. Zwei Unentschieden und nunmehr zwei Siege lautet die Bilanz des Kielers gegen Kiel.

Im Hinspiel erzielte Fabian Reese per Elfmeter Herthas Siegtreffer

Fußball als Familiensache

Fußball bei der Hertha ist übrigens auch ein stückweit Familiensache: Denn Papa Pal Dárdai trainiert bei der Hertha seit der laufenden Saison alle seine drei Söhne. Während Márton (22) bereits in der Bundesliga 41 Einsätze für die Hertha absolvierte, debütierte mit Bence (18) der jüngste der drei Brüder in dieser Saison bei den Profis. Palkó (24) wurde zu dieser Saison vom ungarischen FC Fehérvár an die Spree transferiert und sorgt somit dafür, dass nun vier Dárdais bei Hertha BSC aktiv sind.

Pal Dardai trainiert in der Profimannschaft der Hertha drei seiner Söhne

Diesen Artikel teilen

Facebook
Twitter