Holstein-Helden in der Corona-Krise: Bei Sven Boy alles auf null

Sven Boy am Strand von Scharbeutz

Von 2004 bis 2010 trug der langjährige Fußballprofi Sven Boy (u.a. Wolfsburg, Braunschweig, Bochum, Bielefeld) in 146 Punktspielen das Trikot der KSV Holstein und feierte am 2. Juni 2009 den erstmaligen Aufstieg der Störche in die neue, eingleisige 3. Liga. In Folge eines Schambeinbruches musste Boy seine aktive Spielerlaufbahn im Sommer 2010 beenden. Seinen ersten Cheftrainerposten bekleidete Boy in der Saison 2017/18 beim VfR Neumünster. Seit dem 15. Oktober 2019 steht der Familienvater beim PSV Neumünster auf der Kommandobrücke. Und seit Jahren arbeitet Boy als Vermieter  seiner Ferienwohnungen und als Fachmann für den Fußball im norddeutschen Raum. Auch Sven Boy spürt die Corona-Krise auf allen Ebenen.

 „Bei mir ist momentan alles auf null gestellt. Das betrifft den Fußball und auch die Vermietung meiner Ferienwohnungen. Wir haben zum Glück hier in Scharbeutz ein großes Grundstück, können uns viel draußen bewegen und es sind nur 300 Meter bis zum Strand. Ich habe auch noch einen 15-jährigen Sohn, der sich viel bewegen möchte. Wenn er laufen geht, dann fahre ich häufig mit dem Fahrrad hinterher. Selber joggen geht bei mir ja aufgrund der körperlichen Nachwirkungen meiner Karriere nicht mehr. Ansonsten steht für mich die Büroarbeit an erster Stelle, das muss ich ganz klar so sagen“, berichtet Boy.

Schon vor Wochen war Boy sich sicher, dass der unterklassige Fußball in Schleswig-Holstein in dieser Saison nicht wieder angepfiffen werden würde. Zu Wochenbeginn kam dann die endgültige Bestätigung. Rein tabellarisch bereitet das Saison-Aus ihm und seinem PSV kein großes Kopfzerbrechen: „Aufgrund unseres Punktestandes ist das alles eigentlich egal, wir sind gesichert.“ Nur um die Gesundheit und die Köpfe seiner Spieler macht er sich Sorgen: „Wir halten regelmäßig lange Telefonkonferenzen und Einzeltelefonate ab. Für den einen oder anderen ist die lange Pause sicherlich nicht so einfach zu verkraften.“

Vor zehn Jahren beendete Sven Boy seine aktive Karriere und der Fußball hat sich seitdem noch einmal deutlich verändert: „Holstein Kiel hat eine großartige Entwicklung durchlaufen und steht sicher nicht ohne Grund dort oben.“ Und Boy gehört zu einigen der wenigen Fußballer im Land, die mit dem heutigen KSV-Trainer Ole Werner noch zusammen unter Profibedingungen gearbeitet haben. Boy erinnert sich noch gut an den jungen Kieler:Ole war damals ja ein sehr junger Spieler, der unter Peter Vollmann aus der A-Jugend hochgezogen wurde. Er war sehr wissbegierig, genau wie er es heute als Trainer auch ist. Er hatte immer das Verlangen zuzuhören und zu lernen. Er hat bei uns vor der Abwehr gespielt und hatte ein sehr gutes Pass- und Kopfballspiel. Leider stoppte eine Hüftverletzung seinen Weg frühzeitig. Er ist ein sehr angenehmer, aufgeschlossener Typ und für Holstein momentan genau der richtige Mann, glaube ich. Er hat 15 Jahre Erfahrung im Verein sammeln können, da wurde er sehr gefördert und gefordert. Ole Werner konnte in den vergangenen Jahren als Trainer im Storchennest eine klare Handschrift hinterlassen und das alles trägt jetzt sogar im Bundesliga-Bereich Früchte. Man darf nie vergessen, dass es bis dahin für Ole ein sehr langer Weg war. Das verlangt Anerkennung. Ein Ole Werner kann im Bundesliga-Haifischbecken bestehen, in Kürze dann sicher auch als Fußballlehrer.“

Auf unsere Frage, wann wir ihn denn als Co-Kommentator bei einem Erstliga-Spiel der Kieler Störche erleben würden, antwortete der ehemalige Holstein-Kapitän: „Warum nicht, am liebsten so schnell wie möglich. Ich würde es Holstein sehr wünschen und regional gesehen kann der Norden gut einen Erstligisten gebrauchen, zumal der Hamburger SV, der FC  St. Pauli und Werder Bremen derzeit schwächeln.“

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