KSV und HSV teilen die Punkte im Nordduell

Vollversammlung im Kieler Strafraum, doch am Ende klärt Torschütze Janni Serra vor KSV-Torwart Ioannis Gelios

Die KSV hat am Samstagmittag im Nordduell gegen den Hamburger SV einen Punkt geholt. Im mit 15034 Zuschauern ausverkauften Holstein-Stadion brachte Janni Serra die Kieler kurz vor der Pause in Führung, die der eingewechselte Timo Letschert erst in der Nachspielzeit noch zum 1:1-Endstand ausglich.

Die Hamburger wollten von Beginn an ihren Status als Tabellenführer unter Beweis stellen und begannen dementsprechend. Es waren keine 120 Sekunden gespielt, da musste Ioannis Gelios im Kieler Tor die erste Glanzparade zeigen. Nach Sonny Kittels Direktabnahme wehrte der KSV-Keeper den Ball per Reflex zur Ecke ab. Wiederum zwei Minuten später schlug der Ball erstmals im Gehäuse der Hausherren ein, beim Abschluss aus kurzer Distanz stand der vermeintliche Torschütze Lukas Hinterseer aber knapp im Abseits, sodass Schiedsrichter Christian Dingert den Treffer zurecht aberkannte. Die Störche schalteten kurz darauf auch erstmals den Vorwärtsgang ein, der Distanzschuss von Salih Özcan ging allerdings deutlich rechts am Kasten der Hamburger vorbei (8.). Nach einer Viertelstunde hatte Emmanuel Iyoha die Riesenchance zur Führung, scheiterte aus vier Metern aber am glänzend reagierenden HSV-Schlussmann Daniel Heuer Fernandes, der gerade noch mit dem Fuß drankam. Das Tempo blieb hoch: Der Ex-Kieler David Kinsombi köpfte das Leder knapp über den rechten Winkel hinweg (18.), auf der Gegenseite verzog Özcan erneut aus guter Position (21.). Nach 27 Minuten dezimierten sich die Rothosen selbst: Bakery Jatta grätschte Özcan von hinten an der Außenlinie um, sodass Dingert dem schnellen Außenspieler die Rote Karte zeigte. Die Begegnung wurde durch den Platzverweis natürlich nicht weniger intensiv. Die Gäste behielten ihre Offensivbemühungen bei, was wiederum Blau-Weiß-Rot Raum für Konter bescherte. So sorgte Holstein für den Ausgleich in puncto Abseitstore. Im Stadion ertönte bereits der Torjingle, doch auch diesen Treffer erkannten Dingert und der Video-Schiedsrichter erneut zurecht nicht an, weil Özcan den Heber von Jae Sung Lee aus einer Abseitsstellung über die Linie gedrückt hatte (37.). Kurz vor der Pause lag der Ball dann erneut im Hamburger Tor – und dieses Mal zählte der Treffer! Alexander Mühling legte an der Strafraumkante quer auf Serra, der den Ball aus der Drehung ins rechte untere Eck zur 1:0-Halbzeitführung schob (44.).

Nach Wiederanpfiff nahm die Partie umgehend wieder Fahrt auf. Hinterseer verpasste einen Steilpass von Tim Leibold nur um Zentimeter (47.), auf Kieler Seite zielte Hauke Wahl per Kopf nach einer Ecke etwas zu hoch (50.). Die Konstellation war in der Folge klar: Der HSV musste in Unterzahl das Risiko abwägen, was er gehen wollte, um zum Ausgleich zu kommen. Die Kieler standen jedoch defensiv sicher und agierten sehr diszipliniert. Chancen kamen folglich ob des taktisch geprägten Geschehens auf dem Rasen nicht mehr in der Fülle der ersten Hälfte zustande. Nachdem Serra aus spitzem Winkel den Ball drüber gesetzt hatte (58.), nahm sich die Partie eine Auszeit. Hamburg suchte die Lücke in der dicht gestaffelten KSV-Defensive, die jedoch leidenschaftlich verteidigte. Erst in der Schlussphase wurden die Rothosen zwingender – und kamen tatsächlich noch zum späten Ausgleich: Nachdem Young-jae Seo den Schuss von Khaled Narey zur Ecke geblockt hatte, bekamen die Kieler diese nicht geklärt, sodass der eingewechselte Timo Letschtert den Ball zum 1:1-Endstand über die Linie drücken konnte (90.+1).

Statistik

KSV: Gelios – Neumann (63. Todorovic), Thesker, Wahl, Seo – Meffert – Mühling, Özcan, Lee (90. Lauberbach) – Serra, Iyoha (82. Schmidt). Trainer: Werner.

HSV: Heuer Fernandes – Narey, Jung, van Drongelen (74. Letschert), Leibold – Fein, Kinsombi (74. Moritz), Dudziak – Jatta, Hinterseer, Kittel (66. Wood). Trainer: Hecking.

Schiedsrichter: Dingert (Gries) – Tore: 1:0 Serra (44.), 1:1 Letschert (90.+1) – Rote Karte: Jatta (27./Grobes Foulspiel) – Zuschauer: 15034 (ausverkauft).

Stimmen zum Spiel:

HSV-Trainer Dieter Hecking: Wir haben uns sehr viel vorgenommen. Wir wollten das Spiel bestimmen, was uns anfangs gelungen ist. Wir waren dominant und Holstein stand sehr tief. Für mich war Jattas Platzverweis keine Rote Karte. Die Dynamik war überflüssig, aber er wollte zum Ball. Es war ein Foul, aber wenn Herr Dingert sich etwas mehr Ruhe gelassen hätte, wäre Gelb in Ordnung gewesen. Damit sind wir unter Druck geraten und haben ein unnötiges Gegentor kassiert. In der zweiten Halbzeit wollten wir ohne Gegentor bleiben, haben mehr Ballbesitz in Unterzahl kreiert und das Spiel ausgeglichen gestaltet. Am Ende konnten wir daraus Kapital schlagen, dass Holstein das 1:0 verwalten wollte, und sind noch zum späten Ausgleich gekommen.

Ole Werner: Wir sind enttäuscht, weil wir heute drei Punkte auf dem Silbertablett liegen hatten. Aber wir waren am Ende einfach zu passiv. Wir sind keine Mannschaft, die ein Ergebnis über die Zeit rettet. Wir müssen selber aktiv sein, um erfolgreich zu sein. Aber das haben wir mit zunehmnder Spieldauer eingestellt. Zu Spielbeginn hatten wir zu viel Respekt, sind dann aber immer besser reingekommen. Natürlich war auch die Rote Karte ein Faktor. Nach der Pause wollten wir früh stören und aufs zweite Tor spielen, was wir jedoch mehr und mehr eingestellt haben. Dafür sind wir spät bestraft worden. Der Punkt kann vielleicht noch ganz wichtig werden, aber aktuell überwiegt die Enttäuschung.

KSV-Sportchef Uwe Stöver: Wenn man nach diesem Spielverlauf nur einen Punkt mitnimmt, ist das ärgerlich. Wir haben die Zweikämpfe nach der Pause nicht mehr so aufgenommen, wie wir es noch in der ersten Hälfte getan haben. Am Ende ist dem Gegner der Ball nach einer Standardsituation vor die Füße gefallen. Damit muss man rechnen.

KSV-Geschäftsführer Wolfgang Schwenke: Es war ein gutes Spiel, das mit Chancen und Abseitstoren auf beiden Seiten sehr stark begann. Nach der Pause war der HSV in Unterzahl ebenbürtig. Schade, dass wir die Führung nicht über die Zeit gerettet haben.

David Kinsombi: Es war schön, wieder in Kiel zu sein – bis auf die Tatsache, dass wir nicht gewonnen haben. Wir hatten uns viel vorgenommen und hatten einen guten Start. Durch die Rote Karte hat sich das Spiel verändert. Aber wir haben dennoch eine gute Leistung gezeigt. Wir haben uns den Punkt verdient, weil wir trotz Unterzahl viel Fußball gespielt haben.

Die Pressekonferenz zu #KSVHSV:

Salih Özcan zum Remis gegen den HSV:

Impressionen vom Nordduell gegen den HSV:

Diesen Artikel teilen

Facebook
Twitter