Mikkel Kirkeskov: Danish Dynamite

Neuzugang Mikkel Kirkeskov lief seit seinem Wechsel im Winter bisher drei Mal im KSV-Trikot auf

Dies ist die Titelstory des Holstein Magazins zum Heimspiel gegen die Würzburger Kickers, welches hier eingesehen und heruntergeladen werden kann.

Am 5. September 1991 erblickte Mikkel Kirkeskov im dänischen Aarhus das Licht der Welt. Nur ein Dreivierteljahr später sorgte die Fußballnationalmannschaft Dänemarks mit dem Finalsieg bei der Europameisterschaft in Schweden gegen Weltmeister Deutschland für die größte Sensation ihrer Historie. Davon mitbekommen hat der junge Mikkel nichts. Und auch nichts davon, dass dänische Ausnahmespieler wie Peter Schmeichel, Brian Laudrup oder auch Flemming Povlsen in der Folge im europäischen Vereinsfußball für Furore sorgten.

Doch vielleicht sorgte die überschäumende Freude im Land auch bei Mikkel – wie bei so vielen anderen jungen Dänen – dafür, dass es eine ausgezeichnete Zeit war, um zu einem tollen Fußballer heranzureifen. Und die Voraussetzungen waren für den jungen Mikkel tatsächlich ideal. In seiner Heimat, dem beschaulichen Seebad Risskov, wuchs er in einem kleinen Paradies auf, in dem jede Menge Kinder zum Spielen zu finden waren. Die nahegelegenen Wälder, die unmittelbare Nähe zur Bucht von Aarhus und der friedliebende Charakter der Gegend sorgten für ein überaus angenehmes Klima.

Ein weltbewegendes Ereignis erlebte das ansonsten eher bescheiden daher kommende Örtchen im Oktober 1951. Genau 40 Jahre vor der Geburt von Mikkel Kirkeskov explodierte ein Meteorit in der Atmosphäre über Dänemark und ein großer Teil davon landete im dem Waldstück Riis Skov. Schaut man dem ehemaligen Junioren-Nationalspieler Kirkeskov heute bei seinem Spiel zu, dann ist Explosivität und Dynamik eines seiner Hauptmerkmale. Ob die Nähe zum Fundort des Meteoriten gar die Entwicklung zum robusten Verteidiger bei Mikkel begünstigt hat? Diese Annahme führt vielleicht etwas zu weit. Wohlgleich wissen die Kieler Fans bereits nach wenigen Wochen schon, dass Mikkel Kirkeskov ein Spieler ist, mit dem man Kriege gewinnen kann. Nicht nur die Eiseskälte, mit der Mikkel Anfang Februar im Elfmeterschießen gegen Darmstadt 98 die Kugel versenkte, überzeugte die Holstein-Anhänger an den Fernsehschirmen. Auch seine Offensivpower beeindruckte bislang bei seinen Einsätzen in Blau-Weiß-Rot. Das Holstein Magazin ging zusammen mit Mikkel auf Spurensuche in seiner Vergangenheit und blickt zusammen mit dem Rotschopf auch ein wenig in die Zukunft.

K wie Kiel: Es ist immer schwierig, wenn du in eine neue Stadt wechselst, du weißt ja nie, was dich dort erwartet. Aber ich wurde von Beginn an sehr freundlich aufgenommen. Ich fühlte mich tatsächlich sehr schnell heimisch in Kiel. Das Meer erinnert doch sehr an meine Heimat in Dänemark. Das hat mir in der Zeit in Polen etwas gefehlt. Es waren neun Stunden von Gleiwitz bis zum Meer. Dass mich die Mannschaft hier in Kiel so positiv empfangen hat, trug natürlich auch maßgeblich dazu bei, dass ich mich hier wohlfühle. Kiel als Stadt besitzt eine Menge positive Schwingungen. Am allerersten Tag spürte ich, dass die Leute hier Begeisterung für den Fußball empfinden.

I wie International: Für mich war es nie so wichtig, immer in der Nähe meiner Heimat zu bleiben. Vielmehr empfinde ich es als schön, bei Klubs zu spielen, die mich wirklich haben wollen und bei denen ich mich sportlich und persönlich weiterentwickeln kann. Ich möchte jeden Tag als Mensch und Fußballer wachsen, dafür suche ich mir anspruchsvolle Herausforderungen aus. Und ich glaube, dass ich hier in Kiel und bei Holstein genau die richtige Herausforderung gefunden habe. Ich fand es immer toll, im Ausland zu spielen. Das wollte ich schon als Kind. Das Weiterziehen in unbekannte Kulturen übt einen ungemeinen Reiz auf mich aus. Aber auch in meiner Freizeit bin ich ein Reisevogel. Ich habe zusammen mit meiner Freundin Ida tolle Orte wie China, Südkorea, Bali, Indonesien, Sri Lanka, Costa Rica oder auch Miami bereist. Bislang sind wir meist im Winter verreist, da war das Wetter bei der Auswahl meiner Ziele natürlich auch ein wichtiger Aspekt. Ida und ich sind schon seit elf Jahren zusammen. Sie hat sich ein eigenes Business aufgebaut, das schätze ich sehr. In Polen haben wir zuletzt ein Jahr zusammen gelebt und nun hat sie mich nach Kiel begleitet. Davor führten wir viele Jahre eine Fernbeziehung.

R wie Risskov: Ich habe meine Kindheit in Risskov verbracht und bin mit dem Fahrrad zur Schule nach Aarhus gefahren. Die meisten Straßen bei uns führen in Richtung Strand und wir waren viele Kinder am Ort. Ich habe auch noch eine ältere und eine jüngere Schwester. Wir hatten wirklich eine schöne Kindheit in einer sehr freundlichen Umgebung. Noch immer habe ich viele Freunde in Risskov und auch gute Verbindungen zu meinem Heimatverein Vejlby-Risskov Idrætsklub. Sicherlich wäre Risskov für die Zeit nach meiner aktiven Laufbahn auch eine Option, um mit Ida sesshaft zu werden.

K wie Königin: Unsere Königin Margrethe II. ist wie eine Mutter der Nation. Für mich ist das nicht ganz so wichtig, aber ich mag es sehr, wenn sie zu Neujahr ihre traditionelle Ansprache hält. Das ist eine große Sache für uns in Dänemark. Es ist auch ein gutes Gefühl jemanden zu haben, der sich so sehr um das Land sorgt und kümmert. Es ist keine riesige Sache, aber wir haben alle gehörigen Respekt vor ihr. Politisch gesehen ist Premierministerin Mette Frederiksen bedeutender für uns.

E wie Elfmeterschießen: Ich habe schon drei oder vier Elfmeterschießen erlebt. Auch gegen Darmstadt war ich nicht sonderlich aufgeregt. In dem Moment, als ich zum Punkt ging, hatte ich nicht viele Gedanken. Ich wollte einfach nur dem Team helfen. Für mich war der Druck nicht so riesig, denn wir sind uns alle der Unterstützung der Mannschaft gewiss. Nach dem Sieg sind natürlich alle Emotionen herausgebrochen. Es war einfach unglaublich, für mich war es ja das erste Pokalspiel in Deutschland. Ich habe in dem Moment auch daran gedacht, wie stolz die Holstein-Fans nun sein müssten. Aber wir haben noch schwere Spiele vor uns, in der Liga und sicher auch im Pokal. Tatsächlich versuche ich, immer nur an das nächste Spiel zu denken. Und das wird schwer genug, egal ob wir gegen Hamburg oder Würzburg spielen. Wir müssen voll konzentriert und fokussiert sein.

S wie Sieg: Die größte Party war sicherlich im Rahmen der polnischen Meisterschaft 2019. Wir haben sehr überraschend den Titel vor Warschau und Gdańsk geholt. Erst im allerletzten Spiel fiel die Entscheidung. Das ist sehr emotional gewesen und das werde ich mein ganzes Leben lang mitnehmen. Das ist toll!

K wie Konkurrenz: Da spielen sehr starke Mannschaften in der 2. Bundesliga, ob es am Ende für ganz oben reicht, werden wir sehen. Es wäre auf jeden Fall unglaublich und wir tun alles dafür. Für mich persönlich war es früher ein großes Ziel, nachdem ich einige Einsätze in der Junioren-Nationalmannschaft erleben durfte, auch mal für Dänemark aufzulaufen. Das ist inzwischen in den Hintergrund gerückt, ein Einsatz erscheint mir inzwischen unwahrscheinlich.

O wie Offensive: Ich mag es sehr, mich und andere anzutreiben und zum Erfolg beizutragen. Und genau das versuche ich auch bei Holstein Kiel einzubringen. Privat bin ich tendenziell eher der ruhige Typ.

V wie Vorbilder: Meine Vorbilder waren der brasilianische Torhüter Dida, da ich immer en Fan von Inter Mailand war, der Rechtsverteidiger Cafu und der norwegische Verteidiger John Arne Riise, der über 200 Spiele für den FC Liverpool absolviert hat. Das Spannende war, dass ich nach meinem Wechsel von Odense BK zu Aalesund FK Anfang 2016 noch ein Jahr lang mit Riise zusammen gespielt habe. Sein Bruder Bjørn Helge hat dort ebenfalls gespielt. John Arne war immer mein größtes Vorbild – von Beginn an. Wir hatten die gleiche Haarfarbe, spielten die gleiche Position und er war sehr nett. Das ist eine schöne Geschichte, dass ich mit ihm zusammenspielen durfte. Das ist das Tolle am Fußball, dass man eine Menge erleben darf und viele Menschen kennenlernt. Vieles davon vergisst man sein Lebtag nicht mehr.

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