Mühling: „Es hätte nicht besser laufen können!“

Im Hinspiel gegen Greuther Fürth absolvierte Alexander Mühling sein 100. Zweitliga-Spiel für die KSV

Alexander Mühling trägt seit knapp fünf Jahren das KSV-Trikot, seitdem er 2016 vom SV Sandhausen an die Förde wechselte. Er ist damit nicht nur dienstältester Spieler der Störche, sondern auch unumstrittener Leistungsträger. Am Dienstag traf Mühling auf seinen Ex-Klub.

„Bieler ist jetzt Kieler“ – so lautete die Schlagzeile, als Alexander Mühling, der bis zu seiner Hochzeit mit seiner Frau Celina im Sommer 2017 noch Bieler hieß, am 26.05.2016 einen Vertrag bei der KSV Holstein unterschrieb. Knapp fünf Jahre später ist Mühling nicht nur noch immer Kieler, sondern mittlerweile auch absoluter Leistungsträger. Als der damals 23-Jährige an die Förde wechselte, hegte man in Kiel zarte Träume, eines Tages einmal wieder in der 2. Bundesliga zu spielen. Mittlerweile sind die Störche seit vier Jahren wieder zweitklassig und mischen aktuell noch immer im Rennen um den Bundesliga-Aufstieg mit. Aber der Reihe nach.

Schritt nach Sandhausen war „perfekt“

Der gebürtige Oberhausener wurde in den Nachwuchsabteilungen des MSV Duisburg sowie von Borussia Mönchengladbach ausgebildet und ging als 21-Jähriger von Gladbach II zu Bayer Leverkusen II. „Wir haben dort in der Regionalliga West gespielt, bis die Leverkusener U23 im Jahr 2014 aufgelöst wurde“, erinnert sich Mühling, der daraufhin beim Angebot, zum Zweitligisten SV Sandhausen zu wechseln, nicht lange überlegen musste. Die Sandhäuser nutzten die Gunst der Stunde und verpflichteten mit Aziz Bouhhadouz und Leart Paqarada übrigens noch zwei weitere Akteure aus dem Leverkusener Nachwuchs, die ebenfalls ihren Weg im Profifußball gehen sollten. Aber zurück zu Mühling: Dieser bezeichnet den Schritt, den er zum SVS ging, im Nachhinein als „perfekt“. „Ich konnte mich als junger Spieler dort in Ruhe weiterentwickeln. Es gab kein großes Medienaufkommen, sodass man in Ruhe arbeiten konnte. Auch das Ziel, als Fußballprofi Fuß zu fassen, konnte ich in Sandhausen umsetzen“, blickt der Rechtsfuß zurück. Der Start war verheißungsvoll: Am zweiten Spieltag wurde der Edeltechniker im Spiel gegen den 1. FC Kaiserslautern in der 87. Minute eingewechselt und erzielte nur zwei Minuten später den 1:1-Ausgleich – gleichzeitig der Endstand. „Es war mein erstes Profitor – und dazu auch noch ein sehr schönes“, hat Mühling dieses Moment noch genau vor Augen. Insgesamt kam der Mittelfeldmann in seinem Jahr in Sandhausen auf 27 Einsätze, entschied sich aber dennoch anschließend zu einem Wechsel nach Kiel.

In Kiel wird Mühling zum Dauerbrenner und Leistungsträger

„Ich habe mich in Sandhausen sehr wohlgefühlt, auch weil mir die Gegend mit der Nähe zu Heidelberg und Mannheim gut gefallen hat. Aber aus sportlicher Sicht war es so, dass dort ein recht kampfbetonter Fußball gespielt wurde, der nicht zu 100 Prozent zu meiner Spielweise gepasst hat“, fasst Mühling rückblickend zusammen. Folglich ging es für den Blondschopf in den hohen Norden, was sich ebenfalls rückblickend als gute Entscheidung erweisen sollte – oder wie Mühling es formuliert: „Es hätte nicht besser laufen können!“ Was er damit meint? Der mittlerweile 28-Jährige kam pünktlich zur erfolgreichsten Phase der KSV in den vergangenen Jahrzehnten nach Kiel. Oder um es präziser zu sagen: Er hatte maßgeblichen Anteil am Kieler Aufschwung der vergangenen Jahre. Direkt in seiner Debütsaison, an dessen Ende im Übrigen nach 36-jähriger Abstinenz die Zweitliga-Rückkehr stand, entwickelte sich der Neuzugang zum Stammspieler – und blieb es bis heute. In der ersten Spielzeit in Liga zwei stand er in 32 von 34 Ligaspielen sowie den beiden Partien der Relegation, in der die Störche erst gegen den VfL Wolfsburg den Durchmarsch in die Bundesliga verpassten, auf dem Platz. Auch in den Folgesaisons war der technisch beschlagene Achter nicht aus dem Kieler Mittelfeld wegzudenken, strahlte zusehends mehr Torgefahr aus und glänzte darüber hinaus als regelmäßiger Vorlagengeber. So standen 2018/19 acht Treffer sowie sechs Vorlagen und in der vergangenen Saison sechs Tore und fünf Vorlagen zu Buche. In der laufenden Spielzeit führt Mühling sogar mit momentan zehn Treffern die teaminterne Torjägerliste an, was einen persönlichen Bestwert bedeutet. In den vergangenen beiden Spielzeiten wurde der Rechtsfuß im KSV-Aufgebot zudem zu „Mr. Elfmeter“ – mit einer überragenden Quote: Insgesamt 13 Mal trat Mühling zum Strafstoß an – und verwandelte stets. Allein in der aktuellen Spielzeit erzielte Holsteins etatmäßiger Elfmeterschütze acht seiner bisherigen zehn Treffer vom Punkt. Und damit nicht genug: Mit aktuell 120 Zweitliga-Einsätzen im KSV-Trikot hält der Kieler Dauerbrenner den Vereinsrekord und führt darüber hinaus knapp vor Janni Serra (26 Tore) die vereinsinterne Zweitliga-Torschützenliste an (27 Tore).

„Fühlen uns im Norden sehr wohl“

All diese Zahlen unterstreichen, dass Mühling bei den Störchen eine entscheidende Rolle spielt – und das natürlich auch, weil der gebürtige Nordrhein-Westfale im hohen Norden heimisch geworden ist und sich pudelwohl fühlt. „Ich kann mich noch daran erinnern, dass eines meiner ersten Interviews nach meinem Wechsel die Überschrift trug: „Gekommen, um zu bleiben“. Dass es mittlerweile schon knapp fünf Jahre geworden sind, hätte ich damals so nicht erwartet“, so Mühling. „Aber es hat einfach gepasst“, ergänzt der 28-Jährige: „Die Art und Weise, wie in Kiel Fußball gespielt wird, passt einfach perfekt zu mir. Ich konnte mich hier sehr gut weiterentwickeln und bin mit der Rolle, die ich hier habe, sehr zufrieden.“ Hinzu kommt logischerweise die private Komponente der mittlerweile fünfköpfigen Familie. „Ich habe meine Frau hier geheiratet und unsere drei Kinder sind hier zur Welt gekommen. Wir fühlen uns hier im Norden einfach sehr wohl und mögen die norddeutsche Art total gerne“, berichtet Holsteins Mr. Zuverlässig, für den die Region und die Stadt laut eigener Aussage immer ein wichtiger Teil seines Lebens bleiben wird – unabhängig davon, ob es ihn eines Tages noch einmal an einen anderen Ort verschlägt oder ob die Familie Mühling längerfristig dem Norden treu bleibt. Wie dem auch sei – bis auf Weiteres (Mühling hat noch bis Juni 2023 Vertrag) dürfen sich die KSV-Fans über weitere Tore und Vorlagen des Mittelfeldmannes freuen. Freude kam auch bei Mühling selbst am Dienstagabend auf. Nicht nur, weil die Störche dank des 2:0-Erfolges gegen Sandhausen drei Punkte zuhause behielten, sondern auch, weil er nach dem positiven Covid-19-Befund sein Comeback feierte. „Ich freue mich auf die Partie und auch darauf, die Jungs, die ich von damals noch kenne, wiederzusehen“, hatte der Rekonvaleszent vor der Partie gesagt, in der die Punkte laut Mühling „dann aber doch ganz gerne hier im Holstein-Stadion bleiben können.“ Mühling sollte Recht behalten.

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