Nach Wahnsinns-Finish: KSV feiert Heimsieg gegen St. Pauli

Salih Özcan (li.) bejubelt mit Phil Neumann seinen Treffer zur zwischenzeitlichen 1:0-Führung

Die KSV hat zum Abschluss des 21. Spieltages am Montagabend einen Heimsieg eingefahren. Die Störche gewannen vor 14129 Zuschauern im Holstein-Stadion im Nordduell gegen den FC St. Pauli mit 2:1. Die Tore für Blau-Weiß-Rot erzielten Salih Özcan und Janni Serra. In der Nachspielzeit hielt KSV-Torwart Ioannis Gelios mit einem gehaltenen Elfmeter den Sieg fest.

Beide Seiten begannen in einer taktisch geprägten Anfangsphase sehr abwartend. Die Störche waren um Spielkontrolle bemüht und tasteten sich vorsichtig nach vorne, fanden aber keine Lücke in der tiefstehenden St. Pauli-Defensive, die ihrerseits auf Konter oder die Möglichkeit des langen Balles lauerte. So ließ der erste Torabschluss bis zur 15. Minute auf sich warten. Viktor Gyökeres konnte aus vollem Lauf abziehen, schoss aber deutlich links vorbei. Die erste Großchance der KSV kam durch gütige Mithilfe der Gäste zustande: Henk Veermans verunglückter Rückpass landete beim für den angeschlagenen Fabian Reese in die Startelf gerückten Emmanuel Iyoha, der Gegenspieler Leo Östigard aussteigen ließ, dann aber im Eins gegen Eins an FCSP-Keeper Robin Himmelmann scheiterte. Den Abpraller setzte Salih Özcan in Bedrängnis links am Tor vorbei (21.). Die Partie wurde nun deutlich intensiver: In Folge eines Freistoßes kam Jonas Meffert aus spitzem Winkel zum Abschluss, konnte Himmelmann im kurzen Eck aber nicht überlisten (27.). Das gelang drei Minuten später Özcan, der Finn Poraths feines Zuspiel in die Gasse vorbei an Himmelmann ins linke Eck zur KSV-Führung veredelte (30.). St. Pauli erhöhte die Offensivbemühungen, eingreifen musste KSV-Keeper Ioannis Gelios allerdings nur zwei Mal, als er zunächst eine scharfe Flanke vor Veerman abfing (34.) und kurz darauf einen Kopfball von Ryo Miyaichi sicher aus der Luft pflückte (37.).

Wahnsinn in der Nachspielzeit

Den ersten Abschluss des zweiten Durchgangs verbuchte Holstein in Person von Jae Sung Lee, dessen Versuch aus der Distanz Himmelmann aber vor keinerlei Probleme stellte (49.). Im Gegenzug kamen die Gäste mit dem ersten echten Torschuss zum Ausgleich: Veerman setzte sich im Strafraum gegen Hauke Wahl durch und bugsierte den Ball vorbei an Gelios zum schmeichelhaften Ausgleich ins Netz (52.). Dieser gab den Hamburgern merklich Auftrieb. Die Partie war nun deutlich ausgeglichener, Chancen blieben indes hüben wie drüben rar. Es bedurfte eines guten Näschens von Ole Werner, um erneut in Führung zu gehen: Der KSV-Coach verhalf nach 66 Minuten Janni Serra nach dessen Muskelfaserriss zum Comeback. Der Stürmer war gerade einmal 180 Sekunden auf dem Feld, als er nach einer Ecke am kurzen Pfosten aus einem Meter den Ball per Kopf über die Linie drückte (69.). Die Kiezkicker mussten fortan mehr und mehr riskieren, was der KSV wiederum Raum für Konter bot. Einen hätte Özcan fast erfolgreich abgeschlossen, zielte aus 16 Metern jedoch minimal zu hoch (79.). Doch auch die Braun-Weißen kamen nochmal: Sebastian Ohlsson konnte von links abziehen, Gelios war jedoch zur Stelle und parierte zur Ecke. Auf der Gegenseite verpasste Serra die Vorentscheidung, als sein Drehschuss aus fünf Metern gerade noch geblockt wurde (86.). Es folgte ein schier wahnwitziges Finish: Zunächst sprang Hauke Wahl der Ball an die Hand, sodass Schiedsrichter Arne Aarnink nach Hinzuziehen des Videoschiedsrichters auf Elfmeter entschied. Veerman trat an – und scheiterte am stark reagierenden Gelios. Doch damit nicht genug: Meffert berührte den Abpraller leicht, bevor Gelios den Ball aufnahm, wodurch es indirekten Freistoß an der Fünfmeterlinie gab. Die gesamte Kieler Mannschaft stand auf der eigenen Torlinie – und konnte mit vereinten Kräften tatsächlich den Schuss von Gyökeres über die Latte abfälschen. Zwei Eckbälle später war die ursprünglich auf drei Minuten angesetzte, mittlerweile aber auf über sieben Minuten ausgedehnte Nachspielzeit, vorbei – und die Kieler durften den ersten Heimsieg seit dem 25. Oktober vergangenen Jahres feiern.

Statistik:

KSV: Gelios – van den Bergh, Thesker, Wahl, Neumann – Meffert – Porath (66. Serra), Mühling (46. Ignjovski), Özcan, Iyoha (89. Atanga) – Lee. Trainer: Werner.

St. Pauli: Himmelmann – Zander (81. Coordes), Östigard, Buballa, Ohlsson – Flum (59. Becker), Sobota (79. Tashchy), Benatelli, Miyaichi, Gyökeres – Veerman. Trainer: Luhukay.

Schiedsrichter: Aarnink (Nordhorn) – Tore: 1:0 Özcan (30.), 1:1 Veerman (52.), 2:1 Serra (69.) – Zuschauer: 14129.

Stimmen zum Spiel:

St. Pauli-Trainer Jos Luhukay: Es war ein Spiel, das bis zum Schluss sehr mitreißend war. Wir hatten die beste Phase nach der Halbzeit, als wir verdient den Ausgleich machen, dann aber aus dem Nichts das Gegentor kassieren. Wir haben alles auf eine Karte gesetzt. Dann braucht man auch manchmal das Quäntchen Glück. Das haben wir uns erarbeitet und einen Elfmeter in der Nachspielzeit bekommen. Dann hat es leider sehr lange gedauert. Diese Zeit bis zum Elfmeter war zu lange. Ich mache Henk Veerman keinen Vorwurf. Wir müssen es Freitag wieder besser machen, um die Punkte, die wir heute nicht erzwungen haben, dann zuhause behalten.

Ole Werner: Wir haben eine sehr gute erste Halbzeit gespielt und sind verdient in Führung gegangen. Wir sind nicht mehr so gut aus der Pause gekommen und haben in der gesamten zweiten Hälfte nicht mehr so viel Druck auf den Ball bekommen wie zuvor. Zwar haben wir hinten viele Situationen für uns entschieden, konnten den Ball aber oft nicht sichern. Dadurch waren unsere Ballbesitzphasen kürzer als zuvor. Trotzdem ist es dann auch eine Qualität, nach einem Standard zum 2:1 zu kommen. Daran haben wir vermehrt gearbeitet. Die Schlussphase war typisch für solch ein enges Spiel. Ioannis Gelios hat die drei Punkte für uns festgehalten. Die letzten Szenen waren stellvertretend dafür, wie wir heute verteidigt haben, nämlich als geschlossene Mannschaft gegen einen kampfstarken Gegner. Es war ein verdienter Sieg, der uns Selbstvertrauen und Rückenwind gibt.

Uwe Stöver: So dramatisch hätte der Derbysieg für meinen Geschmack nicht werden müssen. Wir hatten Möglichkeiten, das 3:1 zu machen, dann wäre hier Ruhe im Karton gewesen. Das haben wir leider versäumt. Wir freuen uns riesig, aber das ist nur ein Zwischenschritt gewesen, um sich weiter in dieser Liga zu etablieren.

Phil Neumann: So direkt nach dem Spiel bin ich noch ein wenig sprachlos, gerade die letzten zwei, drei Minuten hatten es in sich. Das muss ich erst einmal ein wenig sacken lassen. Aber klar, wir freuen uns riesig. Das war ein enorm wichtiger Sieg, der uns Schwung für die kommenden Wochen geben wird.

Hauke Wahl: Das war ein doofer Elfmeter, den ich am Ende verursacht habe. Der Ball sprang mir unglücklich an die Hand, aber ich bin natürlich mega happy, dass wir am Ende gewonnen haben.

Salih Özcan: Bei dem Elfmeter und auch danach haben wir uns ein wenig tollpatschig angestellt. Wir haben über weite Strecken ein gutes Spiel gemacht und unsere Torchancen genutzt, es war am Ende ein verdienter Sieg.

Die Pressekonferenz nach #KSVFCSP:

Janni Serra zum Heimsieg gegen den FC St. Pauli:

Impressionen vom Sieg gegen den FC St. Pauli:

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