Störche holen Last-Minute-Punkt beim HSV

Jae Sung Lee bugsiert den Ball vorbei an HSV-Keeper Julian Pollersbeck zum späten Ausgleich ins Hamburger Netz

Die KSV Holstein hat zum Abschluss des 30. Spieltages am Montagabend einen Punkt beim Hamburger SV geholt. Im Volksparkstadion trennten sich die Störche im Nordduell von den Rothosen 3:3 (2:1). Alexander Mühling brachte die Kieler früh in Führung, die Aaron Hunt und Joel Pohjanpalo per Doppelschlag drehten. Nach Emmanuel Iyohas Ausgleich brachte Pohjanpalo den HSV erneut in Front, ehe Jae Sung Lee in der Nachspielzeit der KSV noch einen Punkt sicherte.

Die Störche begannen forsch und liefen die Hamburger früh an, sodass sich eine ausgeglichene Anfangsphase entwickelte, in der die Gäste die erste Chance sogleich zur frühen Führung nutzten: Salih Özcan legte an die Strafraumgrenze zurück, von wo Alexander Mühling den Ball mit viel Übersicht ins rechte Eck zirkelte (9.). Doch der Vorsprung währte nicht lang: Nach einer Ecke köpfte Rick van Drongelen ins lange Eck ein, doch der Treffer hielt der Überprüfung durch den Video-Schiedsrichter nicht Stand, weil Bakery Jatta beim vermeintlichen Ausgleich KSV-Torhüter Ioannis Gelios in Abseitsposition die Sicht versperrt hatte (16.). Fünf Minuten später durften die Hamburger dann erneut jubeln – und dieses Mal zählte der Treffer: Nachdem Phil Neumann seinen früheren Teamkollegen Sonny Kittel – beide spielten einst in Ingolstadt zusammen – mit der Hand im Gesicht getroffen hatte, entschied Schiedsrichter Bastian Dankert auf Elfmeter, den Aaron Hunt sicher ins rechte Eck verwandelte (21.). Doch die Elf von Holstein-Trainer Ole Werner hatte um ein Haar die passende Antwort parat, als Unglücksrabe Neumann mit Tempo in den Strafraum zog und den mitgelaufenen Fabian Reese bediente, der das Leder in Bedrängnis aus kurzer Distanz über die Latte hinweg bugsierte (23.). Stattdessen schlug der HSV eiskalt zu: Tim Leibold legte vor Gelios quer, sodass Joel Pohpanpalo nur noch einzuschieben brauchte (23.). Fortan hatten die Rothosen mehr vom Spiel, konnten sich allerdings keinen weiteren Hochkaräter erspielen. Die KSV arbeitete sich gegen Ende der ersten Hälfte zurück in die Partie, kam jedoch ebenfalls nicht mehr gefährlich vors gegnerische Gehäuse. Einzig Özcan kam in der Nachspielzeit nochmal in Folge eines Konters zum Abschluss, sein Schuss wurde aber von Hunt entscheidend geblockt (45.+2).

Lee sichert spät einen Punkt

Kurz nach dem Seitenwechsel mussten die Kieler kurz die Luft anhalten, als Jae Sung Lee im eigenen Strafraum gegen Timo Letschert klärte. Referee Dankert sah ein Foul und entschied erneut auf Strafstoß, nahm diesen nach Hinzuziehen des Videobeweises allerdings schnell zurück (48.). Die Partie war nun offener als über weite Strecken des ersten Durchgangs. So parierte Gelios den satten Schuss des Ex-Kielers David Kinsombi aus spitzem Winkel (52.), auf der Gegenseite scheiterte Özcan aus vollem Lauf an Julian Pollersbeck (55.). Bei Mühlings Freistoß wäre der HSV-Schlussmann vermutlich chancenlos gewesen, der fein gezirkelte Versuch des Kieler Torschützen verfehlte den linken Winkel jedoch denkbar knapp (62.). Kurze Zeit später zappelte der Ball dann aber im HSV-Netz: Lee verlängerte Reeses Flanke, sodass Emmanuel Iyoha das Leder am zweiten Pfosten unter die Latte knallen konnte (64.). Doch der Kieler Ausgleich hatte nur kurz Bestand: Kinsombi durfte unbehelligt aus dem rechten Halbfeld flanken und fand am langen Pfosten Pohjanpalo, der wuchtig zur erneuten Führung einköpfte (67.). Hamburg wollte nun den Sack zumachen, aber Gelios packte bei Jeremy Dudziaks Distanzschuss sicher zu (76.). Im Gegenzug kam Iyoha aus aussichtsreicher Position zum Schuss, der allerdings zu mittig geriet und folglich kein Problem für Pollersbeck war (78.). Die Kieler erhöhten in der Schlussphase nochmal den Druck und drängten auf den abermaligen Ausgleich. So wurde Mühlings Volleyabnahme noch entscheidend abgefälscht (82.) und Reese köpfte rechts am Tor vorbei (84.). Die KSV warf alles nach vorne – und wäre fast noch zum erneuten Ausgleich gekommen, als Johannes van den Berghs Flanke Hauke Wahl fand, dessen Kopfball von Pollersbeck gerade noch über den Querbalken gewischt wurde (90.). Und dann fiel doch noch das 3:3: In der letzten Minute der Nachspielzeit steckte Stefan Thesker auf Lee durch, der den Ball mit letzter Kraft vorbei an Pollersbeck zum nicht unverdienten Endresultat über die Linie bugsierte (90.+4), sodass die KSV auch im vierten Zweitliga-Duell gegen den HSV ungeschlagen blieb.

Statistik:

HSV: Pollersbeck – Vagnoman, Letschert, van Drongelen, Leibold – Fein, Hunt (62. Dudziak), Kinsombi (76. Jung) – Jatta (90. Harnik), Pohjanpalo (76. Hinterseer), Kittel (76. Amaechi). Trainer: Hecking.

KSV: Gelios – Neumann (65. Dehm), Wahl, Thesker, van den Bergh – Özcan (76. Porath), Meffert (90. Schmidt), Mühling – Reese (90. Baku), Iyoha, Lee. Trainer: Werner.

Schiedsrichter: Dankert (Rostock) – Tore: 0:1 Mühling (9.), 1:1 Hunt (21./FE), 2:1 Pohjanpalo (23.), 2:2 Iyoha (64.), 3:2 Pohjanpalo (67.), 3:3 Lee (90.+4) – Zuschauer: keine.

Stimmen zum Spiel:

Ole Werner: Ich habe ein turbulentes Spiel und ein absolutes Wechselbad der Gefühle erlebt. Wir sind gut ins Spiel gekommen und verdient in Führung geraten. Grundsätzlich haben wir ein vernünftiges Spiel gemacht, aber wie so oft in den letzten Wochen haben wir uns die geleistete Arbeit durch einfache Ballverluste wieder eingerissen. Heute hatten wir das Happy End auf unserer Seite und konnten uns beweisen, dass eine Schlussphase auch einmal für uns laufen kann. In der Tabelle war es ein wichtiger Erfolg, es ist zwar ein Schneckenrennen auf dem Weg zur 40-Punkte-Marke, aber wir nähern uns diesem Ziel.

Dieter Hecking, HSV-Trainer: Nach dem 3:2 hätte ich mir gewünscht, dass wir unser Spiel nach dem Dreifachwechsel sauberer zu Ende spielen. Wir haben nur noch lange Bälle gespielt, so war das nicht vorgesehen. Am Ende hätten wir besser verteidigen müssen, der Ausgleich ist mega bitter für uns und dieser doppelte Punktverlust sehr überflüssig. Leider haben wir jetzt schon zum wiederholten Mal späte Gegentore bekommen. Drei Tore hätten eigentlich zum Sieg reichen müssen.

Phil Neumann: Für mich war klar, dass es kein Elfmeter war. Ich habe nicht mitbekommen, dass ich ihn (Sonny Kittel, Anm. d. Red.) getroffen habe. Von daher ist es sehr ärgerlich, dass wir so den Ausgleich kassiert haben. Wir haben gut angefangen und sind verdient in Führung gegangen, waren dann aber nicht so griffig, sodass der HSV das Spiel drehen konnte. Das war sehr ärgerlich. Schön, dass wir uns am Ende noch mit einem Punkt für ein gutes Spiel belohnt haben.  

Hauke Wahl: Es war eine sehr gute Auswärtspartie von uns, abgesehen von der Viertelstunde in der ersten Hälfte, in der wir die beiden Gegentore kassiert haben. Das Unentschieden war glücklich, weil der Treffer erst in der Nachspielzeit gefallen ist. Es ist für uns Balsam für die Seele, dass es auch einmal anders herum gehen kann. Trotz allem denke ich, dass heute viel mehr drin war. Wir haben eine Mannschaft, die unbedingt aufsteigen will und eine hohe individuelle Qualität hat, gut bespielt. Aber wir fangen die Tore zu einfach und sind vorne nicht konsequent genug. Wir haben gezeigt, dass wir fußballerisch mit dem HSV mithalten können.

Die Pressekonferenz nach #HSVKSV:

Impressionen vom Remis beim HSV:

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