Gutes Ende für Störche nach engem Spiel

Halbzeit: Holstein Kiel-ZFC Meuselwitz 4:2 (3:1)

Erste Halbzeit Herbststurm, zweite Halbzeit trüber Kick – die 3.000 Zuschauer im Holstein-Stadion erlebten beim 4:2-Sieg von Holstein Kiel über den ZFC Meuselwitz einen Fußballmittag mit zwei unterschiedlichen Halbzeiten. Vom Anpfiff an wirbelte Holstein 40 Minuten über den Platz und führte verdient mit 3:1. Nach dem erneuten Anschlusstreffer per Elfmeter kurz nach der Pause entwickelte sich ein zähes Geduldsspiel. Erst in der 89. Minute erlöste der eingewechselte Chahed die Fans mit dem 4:2. Die weiteren Tore für Holstein erzielten Sykora (6.) sowie Heider (14.) und Poggenberg (23.) jeweils per direktem Freistoß. Für die Gäste war Luck zweimal erfolgreich. Holstein bleibt dank des dritten Siegs in Folge Tabellenführer.

Trainer Thorsten Gutzeit schickte gegen den ZFC Meuselwitz zum dritten Mal die gleiche Startelf auf den Rasen. Wie optimal eingespielt die Störche derzeit sind, zeigte sich vom Anpfiff an. Aus einer sicheren Defensive kombinierten sich Toksöz, Sykora und Co. immer wieder gefährlich vors ZFC-Gehäuse. Nach fünf Minuten bewies die KSV obendrein auch noch Überlegenheit im Zweikampf. Einen Siedschlag-Freistoß bekam die Gästeabwehr nicht aus dem Sechzehner. Fiete Sykora schnappte sich die Kugel, schirmte das Leder geschickt ab und haute den Ball per Drehschuss aus zehn Metern zur Führung in die Maschen. Die Störche bekamen jetzt richtig Lust auf dieses Spiel und verwöhnten die Zuschauer. Der quirlige Toksöz war nur per Foul zu stoppen. Den fälligen Freistoß zirkelte Heider aus 18 Metern um die Mauer direkt an den linken Innenpfosten und von dort ins Netz (14.). Meuselwitz kam den Störchen nicht hinterher. Sykora knallte den Ball nach tollem Spielzug über rechts an die Oberkante der Latte (16.). Heiders 20-Meter-Freistoß zischte abgefälscht am linken Pfosten vorbei (18.). Nach 20 Minuten klingelte es schon wieder, aber überraschenderweise im Holstein-Gehäuse. Die Störche-Abwehr konnte einen Freistoß aus dem Halbfeld nicht klären. Der Ball sprang vor die Füße von Luck, der den Ball aus kurzer Distanz unhaltbar für KSV-Keeper Jensen zum 2:1 einschoss. Erinnerungen an das 5:4 zwischen Meuselwitz und Hannover II vor zwei Wochen wurden plötzlich wach. Die Störche erstickten alle ZFC-Hoffnungen zunächst im Keim. Youngster Poggenberg zirkelte einen 21-Meter-Freistoß aus rechter Position traumhaft in den Winkel – Tor des Monats, wieder ein direkter Freistoß und das 3:1 (23.). Holstein kombinierte weiter munter nach vorne. Den Gästen blieb nur das Nachsehen oder Fouls. Nur weitere Treffer fehlten. Zur Pause geschätzte Statistik: Ballbesitz: 75:25 für Holstein, Torschussbilanz: 8:1.

Erlösung kurz vor Schluss

Nachdem der ZFC bereits in der ersten Hälfte zweimal gewechselt hatte, tauschte Trainer Pinder in der Pause nicht. Holstein-Trainer Gutzeit hatte keinen Grund für eine Auswechslung. Die Störche kamen eigentlich ähnlich aggressiv aus der Kabine, doch nach einem gefährlichen Pass in seinen Rücken schob KSV-Verteidiger Herrmann den gestarteten Böhme mit dem Arm zur Seite. Die Folge: Elfmeter, den Luck sicher verwandelte. 3:2 in der 50. Minute. Das Gutzeit-Team brauchte einige Minuten, um wieder in die Partie zurück zu finden. Holstein hatte zwar mehr Ballbesitz, aber von der Kombinationsfreude der ersten Halbzeit war wenig zu sehen. Allerdings stand Meuselwitz jetzt tiefer gestaffelt und ließ wenig Raum für flüssiges Offensivspiel. KSV-Kapitän Kazior versuchte es mit einem 30-Meter-Distanzknaller, knapp über die Latte (62.). Was für die Zuschauer als so herrlicher Fußballmittag begonnen hatte, wurde jetzt zum zähen Taktikkick. Meuselwitz war in den fußballerischen Mitteln mehr als beschränkt und lauerte auf Fehler. Holstein wollte diese nicht begehen und suchte geduldig nach der Lücke im ZFC-Abwehrbollwerk. Nach langem Geplänkel wieder wie aus dem Nichts die Gelegenheit zum Ausgleich, doch als nach einer Ecke der eingewechselte Neumann urplötzlich völlig frei aus drei Metern zum Kopfball kam, drückte er den Ball genau auf Schlussmann Jensen (80.). Schließlich erlöste dann nach einem Konter über die rechte Seite der eingewechselte Chahed (89.) die Zuschauer. Eine Siedschlag-Flanke drückte er alleine vor ZFC-Schlussmann Teichmann über die Linie. Endstand 4:2.

Stimmen

Holstein-Kapitän Rafael Kazior sagte nach dem Spiel: „Nach 30 Minuten hätte ich nicht gedacht, dass das hier noch so eine enge Kiste wird. Aber wir wussten, dass wir gegen Meuselwitz höllisch aufpassen müssen. Aber es zeichnet unseren Kader derzeit aus, dass wenn es auch mal nicht läuft, die Einwechselspieler so ein enges Ding entscheiden.“ Holstein-Schlussmann Morten Jensen meinte: „Wir haben hier 40 Minuten lang ein überragendes Spiel abgeliefert und sind dann unerklärlicherweise eingebrochen. Gegen andere Gegner können wir uns das nicht erlauben. Wir müssen jetzt daran arbeiten, die Defensiv dicht zu bekommen.“ Torschütze Dan-Patrick Poggenberg sagte nach seinem Traumtor: „So lange übe ich Freistöße noch nicht. Vor ein paar Wochen hat mich der Trainer dazu eingeteilt. In der Situation stand die Mauer nicht so prickelnd, und da habe ich ihn reingehauen!“ Sofien Chahed war nach seinem entscheidenden Treffer glücklich: „Der Trainer meinte bei meiner Einwechslung zu mir, dass ich jetzt was zeigen müsse. Den ersten wollte ich Fiete vorlegen. Leider war ein Abwehrbein dazwischen. Umso schöner, dass ich den anderen selbst reingehauen hab.“

ZFC-Coach Holm Pinder meinte nach dem Spiel: „Wir haben zwei grundverschiedene Halbzeiten gesehen. Wir waren in den ersten 45 Minuten gar nicht da und Kiel hat eindrucksvolles Potenzial offenbart. In der Pause haben wir uns noch einmal, eingeschworen, wollten das Ergebnis in Grenzen halten. Kompliment an meine Mannschaft. Mit ein wenig Glück hätten wir noch den Ausgleich erzielen können. Das Ergebnis geht vollauf in Ordnung. Wenn wir nicht 100 Prozent bringen, dann haben wir gegen die Spitzenteams keine Chance. Die Kieler Mannschaft ist von vorn bis hinten durchstrukturiert und im Kombinationsspiel besser aufgestellt als RB. Am Ende wird sich vorne die Mannschaft mit dem breiteren Kader durchsetzen.“

Holstein-Trainer Thorsten Gutzeit sagte: „Wir haben in den ersten 45 Minuten ein echtes Feuerwerk abgebrannt, das war kaum mehr zu toppen. Im Gefühl des sicheren Sieges haben wir dann nach dem Anschlusstreffer viel zu ängstlich gespielt. Teilweise haben meine Spieler versucht, das Spiel nach Hause zu schaukeln. Mit Glück haben wir das 3:3 verhindert, der Ausgleich wäre bitte gewesen. Im Endeffekt ist der Sieg verdient, aber die Auszeit, die wir uns in der zweiten Hälfte genommen haben, die müssen wir natürlich analysieren. Wir freuen uns jetzt darauf, uns in einem tollen Stadion mit Leipzig messen zu dürfen.“


Holstein Kiel: Jensen – Herrmann, Steil, Berzel, Poggenberg – Toksöz (67. Müller), Kazior – Siedschlag (90. Wetter), Sykora, Lindner (79. Chahed) – Heider.

Tore: 1:0 Sykora (6.), 2:0 Heider (14.), 2:1 Luck (21.), 3:1 Poggenberg (23.), 3:2 Luck (50., Foulelfmeter), 4:2 Chahed (89.)

Zuschauer:2.964

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