„Holstein Kiel ist ein Glücksfall“

Abwehrrecke Schmidt fühlt sich bei den Störchen pudelwohl

Dominik Schmidt kam im Sommer 2015 vom SC Preußen Münster zu den Kieler Störchen. In der Saison Nummer eins nach dem nur um Sekunden verpassten Aufstieg in die 2. Liga. Eine Saison, in der bei der KSV noch lange vergeblich nach einem Neustart gesucht werden sollte. Auch für den 29-jährigen Innenverteidiger verliefen die ersten Monate unglücklich, aber in der Rückserie hatte „Dome“ großen Anteil daran, dass die KSV den Klassenerhalt letztlich souverän schaffte. Der Berliner ist längst eine der Führungsfiguren in den Reihen des Drittligisten und wurde folgerichtig zum Stellvertreter von Kapitän Rafael Czichos gewählt. Dominik Schmidt im Porträt:

Dubai: Inzwischen ist Dubai für meine Frau Liliana und mich das Reiseziel Nummer eins. Anfangs haben wir noch in Portugal, der Heimat meiner Frau, und der Dominikanische Republik Urlaub gemacht. Aber dann hat Liliana, unsere Reiseplanerin, Dubai für uns entdeckt. Wir waren jetzt schon fünfmal da, im vergangenen Sommer haben uns meine Kollegen Manuel Schäffler und Robin Zentner mit ihren Freundinnen begleitet – das war ein rundum schöner Urlaub. Was mich an Dubai reizt? Dort lässt sich alles an einem Ort verbinden: Erholung, Shoppen, Spaß haben. Wenn wir möchten, fahren wir hier sogar Ski! Außerdem verändert sich Dubai im Halbjahres-Rhythmus, es gibt immer etwas Neues zu sehen und zu erleben. Wenn wir nicht nach Dubai fliegen, dann geht es Abu Dhabi. Da waren wir auch schon zweimal.

Orientierung: Ich bin nicht sonderlich gut darin, mich an Straßennamen zu erinnern. Aber ich kann mir Wege merken und orientiere mich in Städten auch ohne Navi sehr zuverlässig. Bin ich irgendwo, dann finde ich auch immer wieder zurück.

Marley: Wir haben unseren Hund, einen Labrador, nach dem Film „Marley und ich“ benannt. Er ist mein bester Freund, ein absoluter Ausgleich zum Sport und die perfekte Stressbewältigung. Wir unternehmen viel mit ihm, gehen auch bei Wind und Wetter raus. Er könnte die Rolle in dem Film auch gut übernehmen, unser Marley ist ebenfalls ein richtiger Rabauke. Zum Glück wird er jetzt, inzwischen dreijährig, langsam etwas ruhiger. Ich habe ihn mir als Welpen ausgesucht, das war Liebe auf den ersten Blick.

Idol: Ich bin als Kind absoluter Dortmund-Fan gewesen, habe in BVB-Bettwäsche geschlafen. Mein Idol war auch deshalb Karl-Heinz Riedle. Bis zur E-Jugend habe ich noch selbst im Sturm gespielt, und das meiner Meinung nach auch gar nicht so schlecht gemacht. Aber mit zunehmenden Alter bin immer weiter nach hinten gewandert, dafür wird es sicherlich Gründe gegeben haben.

Niederlage: Der Umgang mit Niederlagen fällt mir sehr schwer, in der Regel brauche ich zwei, drei Tage, um sie aufzuarbeiten. Vor allem dann, wenn wir die klar bessere Mannschaft gewesen sind. So wie in dieser Saison beispielsweise in Magdeburg (0:1, das Siegtor fiel quasi mit dem Abpfiff). Überhaupt waren wir im bisherigen Saisonverlauf oft die bessere Mannschaft, haben uns dann aber regelmäßig nicht entsprechend belohnt. Insofern war die Hinrunde für einen Spieler wie mich, der für die Aufarbeitungen von Niederlagen seine Zeit braucht, schon ziemlich anstrengend. Erste Ansprechpartner sind für mich dann Rafa (Rafael Czichos, Kapitän) und meine Frau, die sehr viel Geduld mit mir hat. Fußball ist einfach mein Leben, ich schaue alles, was damit zu tun hat, auf einem unserer beiden Fernseher läuft 24 Stunden am Tag Fußball. Nach Niederlagen gehe ich auch kritisch mit mir um. Deshalb habe ich mich auch so über die Rote Karte im letzten Heimspiel (Großaspach/1:2) geärgert, da habe ich mich dumm angestellt. Früher bin ich nach einem verlorenen Spiel gleich als ganzer Mensch ein wenig abgesackt. Da ließ sich das Ergebnis an meiner Körperhaltung ablesen. Damit gehe ich heute besser um.

Idealer Tag: Den gibt es für mich eigentlich nicht, ich bin ein unruhiger Typ, der immer etwas unternehmen muss. Deshalb habe ich an freien Tagen auch keine Routine. Wenn wir nicht in meine Heimat Berlin fahren, schlafen wir so lange wie uns der Hund lässt. Danach entscheiden wir spontan, Shoppen im Outlet in Neumünster, Sport im Mare – da fällt uns schon immer etwas ein.

Karriere: Meine Karriere ist eine Berg- und Talfahrt. Als 18-Jähriger wechselte ich zu den Amateuren von Werder Bremen und unterschrieb dort, drei Jahre später, meinen ersten Vertrag als Profi. Unvergessen ist mir mein erstes Pflichtspiel, in der Champions League bei den Tottenham Hotspurs, mit Werder geblieben. Trainer Thomas Schaaf vertraute auf mich als Linksverteidiger, obwohl ich diese Position noch nie gespielt hatte. Ich bin ohne Angst aufgelaufen und habe anschließend noch 15 Einsätze in der Bundesliga und einen weiteren in der Champions League über jeweils 90 Minuten bekommen. Das war eine tolle Zeit mit Stars wie Özil, Pizzaro, Naldo, Frings, Wiese oder Mertesacker. Stichwort Talfahrt: Nach zwei Werder-Jahren als Profi wechselte ich zu Eintracht Frankfurt, doch dort bin ich aber nie angekommen. Ich wurde oft nur in der „Zweiten“ in der Regionalliga eingesetzt und habe Bremen vermisst – das war meine Wohlfühloase gewesen. Von Frankfurt wechselte ich nach Münster, wo ich drei schöne Jahre hatte, am Ende aber auch einen unschönen Abschied. Stichwort Bergfahrt: Mein Wechsel nach Kiel war, Stand jetzt, ein Glücksgriff. Ich habe mich anfangs zu sehr unter Druck gesetzt, wollte unbedingt von Beginn an Führungsspieler sein. Aber in der Rückserie der vergangenen Saison gelang mir dann der Durchbruch. Ich fühle mich hier inzwischen sehr wohl!

Sunny: Ich bin mit zwei älteren Brüdern aufgewachsen, was in vielerlei Hinsicht ein Vorteil gewesen ist. Einer war, dass ich nicht mehr zur Bundeswehr eingezogen wurde, weil die beiden gedient hatten. Alexander, mein ältester Bruder, hat bei den Hertha-Amateuren gekickt. Er, der nur „Sunny“ gerufen wird, war so ein Ibrahimovic-Typ, hatte einen ordentlichen Schuss, aber auch einen sehr impulsiven Umgang mit Schiedsrichtern. Er hat in seiner Karriere einige Rote Karten kassiert. Das habe ich mir von ihm nicht abgeschaut, seine Spielweise schon. Unser Papa ist früher immer von Platz zu Platz getingelt, um Sunny spielen zu sehen. Und ich habe Ronald, der heute noch in der „Ü60“ von Borsigwalde spielt, begleitet. Es gab also gar keine echte Chance, eine andere Karriere einzuschlagen. Außerdem hatten wir einen Bolzplatz direkt vor der Tür, um ihn zu erreichen, musste ich nicht einmal eine Straße überqueren – da blieb ich immer, bis es dunkel wurde.

Charakter: Wer mich nicht kennt, denkt wahrscheinlich, dass ich ein komplizierter Typ bin. Bin ich aber nicht. Ich bin einfach sehr direkt, ehrlich, sage, was ich denke. Ich habe immer mein Ziel vor Augen und lebe danach. Das macht es für meine Mitmenschen, insbesondere meiner Frau, nicht immer einfach. Ihr raube ich regelmäßig die Nerven, aber sie weiß, dass ich alles dem Sport und dem Erfolg unterordne.

Heimat: Denke ich an Heimat, denke ich an Berlin. Das ist für mich mein Rückzugsort, hier ordne ich meine Gedanken, hier wohnt Sven, mein bester Freund. Mit ihm, gefühlt mein dritter Bruder, kann ich über alles reden. Wir sind gemeinsam aufgewachsen und haben uns nie aus den Augen verloren. In Berlin wohnt meine Familie, leben meine Freunde – hier gehöre ich hin.

Mannschaft: Ich bin Mannschaftssportler durch und durch. Klar, im Fußball geht es auch darum, dass jeder Einzelne eine gute Rolle spielt. Aber der Erfolg stellt sich nur ein, wenn alle gemeinsam dafür arbeiten, die Chemie muss stimmen. So wie bei uns! Wir haben eine tolle Stimmung im Kader und einen guten Mannschaftsrat. Ich bin ein Typ, der sich mit seiner Erfahrung und Persönlichkeit voll für das Team einbringt. Da nehme ich auch keine Rücksickt auf mich und meine Gesundheit, habe für jeden ein offenes Ohr. Dass mich die Kollegen zum stellvertretenden Kapitän gewählt haben, bedeutet mir sehr viel.

Internet: In den sozialen Netzwerken bin ich so gut wie gar nicht zu finden. Einen Instagram-Account habe ich nicht, bei Facebook bin ich auch nicht angemeldet. Mir ist meine Privatsphäre wichtig. Ich habe bereits erlebt, dass es sich als Nachteil herausstellen kann, zu viel über sich preis zu geben. Wer etwas von mir will, der kann mich jederzeit anrufen. Für ein gutes Gespräch stehe ich immer gerne zur Verfügung!

Dschungelcamp: Diese Serie schauen meine Frau und ich uns immer gemeinsam an, dabei vergießen wir viele Lachtränen. Wir finden das „Dschungelcamp“ unterhaltsam und amüsant. Ob ich daran teilnehmen würde? Warum nicht! Für das viele Geld, das da an die Kandidaten ausgezahlt wird, würde ich auch hungern und Dinge essen, die man sonst nicht isst.

Trainer: In meiner bisherigen Karriere haben mich Thomas Wolter und Pavel Dotchev am meisten geprägt. Wolter war bei den Werder-Amateuren eine Art Ziehvater für mich. Bremen ist die erste Station außerhalb von Berlin für mich gewesen. Er hat mich immer unterstützt, mir Mut gemacht, er hatte immer ein offenes Ohr für mich. Und Dotchev verdanke ich, dass ich meine Karriere nach meinem Frankfurt-Wechsel fortgesetzt habe. Damals wollte ich mich aufhören, hatte den Spaß am Fußball verloren. Doch Dotchev, der mich nach Münster holte, hat dafür gesorgt, dass ich ihn wiedergefunden habe.

Steckbrief:

Geboren: 1. Juli 1987 in Berlin.

Stationen in der Jugend: 1. FC Lübars (bis 2000), Reinickendorfer Füchse (bis 2003), Nordberliner SC (bis 2005), SV Tasmania (bis 2006)

Herrenbereich: SV Werder Bremen (bis 2011), Eintracht Frankfurt (bis 2012), Preußen Münster (bis 2015)

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